Affaere in Washington
Gesicht gelegt. »Du musst aber zugeben, Shelby, dass ich mich stets deutlich ausdrücke. Ich mache keine Versprechungen, die ich nicht halten kann.«
»Du sprichst hier nicht zu deinen Wählern.«
»Das ändert meine Einstellung kein bisschen.«
Amüsiert schüttelte Shelby den Kopf. »Ich werde mich bestimmt auf kein Wortgefecht mit dir einlassen.« Nach einer Pause fragte sie beiläufig, während sie das letzte Salatblatt auf ihrem Teller herumschob: »Ich nehme an, dass du das Bild in der Zeitung gesehen hast.«
»Ja.« Es hat sie also doch gestört, dachte Alan, obgleich sie es leichthin sagte, mit einem Lächeln. »Ja, es erinnerte mich an einen besonders schönen Moment. Wie schade, dass du darüber verärgert bist.«
»Das bin ich nicht«, sagte Shelby ein wenig zu schnell. Doch dann gab sie zögernd zu: »Wenigstens nicht übermäßig.« Der Kellner wechselte in diesem Augenblick das Geschirr aus, und Shelby rührte nachdenklich die heiße Brühe um. »Ich habe dadurch nur wieder deutlich erkannt, wie sehr du im öffentlichen Interesse stehst. Macht dir das nie etwas aus?«
»Zuweilen schon. Doch die Publizität ist nun mal ein schwieriger, aber untrennbarer Teil meines Berufes. Man kann sich immer wieder darüber aufregen oder sie so weitgehend wie möglich ignorieren.« Alan mochte Shelby nicht ernsthaft stimmen, deshalb gab er dem Gespräch eine humorvolle Wendung. »Allerdings steht die Reaktion meines Vaters noch aus. Ich bin gespannt, was er dazu sagt. Vorläufig hat er wohl noch nicht Wind davon bekommen, dass ich mit einem Spross der Campbells im Zoo gewesen bin.«
Die Spannung lockerte sich durch Shelbys Lachen. »Wird er dich enterben, Alan? Fürchtest du dich davor?«
»Wenn es nur das wäre. Aber er wird mir ans Leder wollen. Zumindest für mein Gehör besteht größte Gefahr. Ich hebe das Telefon schon seit Tagen nur ganz vorsichtig ab.«
Sie lächelte breit, als sie das Glas Wein an ihre Lippen hob. »Tust du ihm gegenüber so, als hättest du Angst vor ihm?«
»Manchmal. Es macht ihn glücklich.«
Shelby brach ein Brötchen in zwei Teile und bot ihm die eine Hälfte an. »Wenn du schlau wärest, würdest du um mich einen möglichst weiten Bogen machen. Jedenfalls darfst du dein Trommelfell nicht riskieren. Wie könntest du sonst hören, was die Opposition nebenan im Schilde führt?«
»Mit meinem Vater werde ich schon fertig, wenn es so weit ist.«
Shelby knabberte an der knusprigen Rinde ihres halben Brötchens und warf Alan einen kritischen Blick zu. »Das soll heißen, wenn du mich herumbekommen hast.«
Alan hob sein Glas und trank ihr zu. »Du sagst es.«
Das Essen und der ausgezeichnete Wein hatten Shelby das Selbstvertrauen wieder zurückgegeben. »Du wirst mich nicht herumbekommen.«
»Das müssen wir abwarten, nicht wahr?«, meinte er unbesorgt. »Hier kommt dein Hauptgericht.«
7. K APITEL
Keinen Moment lang verspürte Shelby ein schlechtes Gewissen, weil sie in Alans Nähe so glücklich war. Sie lachten zusammen und spazierten im Regen an den großen Schaufenstern der Mainstreet entlang. Schließlich setzten sie sich noch in ein überfülltes Café und nahmen einen letzten Drink.
Es war das erste Mal seit Tagen, dass Shelby sich wohlfühlte, unbeschwert fröhlich und entspannt sein konnte. Diese Stunden würden Konsequenzen haben – schließlich gab es nichts umsonst im Leben –, aber darüber wollte sie sich morgen den Kopf zerbrechen. Mehrere Bekannte, meist Freunde von Shelby, kamen an ihrem Tisch vorbei, grüßten Shelby und musterten Alan neugierig. Hier war sie zu Hause, der Senator MacGregor passte besser auf Gesellschaften und Empfänge.
»Hallo, schönes Mädchen!«
Shelby sah auf, begrüßte Wendy und David und machte sie mit Alan bekannt.
»Wolltest du uns nicht anrufen?«, fragte Wendy. »Wir sind nun ohne dich in den neuen Film gegangen. Viel verpasst hast du allerdings nicht.« Sie betrachtete Alan ungeniert von Kopf bis Fuß.
»Möchten Sie sich zu uns setzen?«, fragte Alan höflich.
»Nett von Ihnen, danke. Aber wir sind schon auf dem Heimweg.«
»Ich muss morgen bei einer Hochzeit spielen«, warf David ein.
»Er überlegt noch immer, wie er das im nächsten Monat bei unserer eigenen machen kann«, sagte Wendy lachend. »Oh, dabei fällt mir ein, dass ich die Adresse von dem griechischen Weinhändler haben muss, damit ich dort eine Menge Ouzo bestellen kann. Ich rufe dich deshalb an, Shelby.« Und zu Alan gewandt: »Sie behauptet nämlich,
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