Affaere in Washington
unbedingt«, erwiderte Shelby ausweichend, obwohl er mit seiner Annahme den Nagel ziemlich genau auf den Kopf getroffen hatte. »Deinen Vater habe ich jedenfalls nicht so eingeschätzt. Myra mag ihn sehr und hat mir allerhand von ihm erzählt.«
»Die beiden streiten herrlich miteinander. Er ist genauso starrsinnig wie sie.«
Alan fuhr den Wagen in eine Parklücke. Shelby wollte ihm sagen, dass sie auch allein ins Haus kommen könnte, er brauchte sich nicht zu bemühen, aber dazu war es schon zu spät.
Er hat viel von seinem alten Herrn, dachte sie seufzend.
Auf der Treppe suchte Shelby automatisch nach ihren Schlüsseln.
»Ich hab sie.« Alan klapperte mit dem Bund außer Reichweite ihrer Hände. »Sie sollten eine Tasse Kaffee wert sein.«
Shelby verzog das Gesicht. »Das ist ein Bestechungsversuch.«
»Nein, nur eine Vermutung.«
Shelby zögerte. Inzwischen kannte sie Alan jedoch gut genug, um zu wissen, dass er imstande war, stundenlang mit ihr über dieses Thema zu debattieren und zu guter Letzt das Spiel ohnehin zu gewinnen. »Also gut, du bekommst deinen Kaffee«, sagte sie. »Aber weiter nichts.«
In der Küche saß Moische. Als Shelby und Alan eintraten, betrachtete er seine Herrin vorwurfsvoll aus seinem einen Auge und schnurrte beleidigt.
»Oh, verzeih mir!«, sagte Shelby zu dem Kater. »Er ist schuld.« Sie wies auf Alan, lief rasch zum Vorratsschrank und kam mit einer Tüte Katzenfutter zurück. Hungrig machte sich der Kater über seinen Napf her. »Er hat es gar nicht gern, wenn ich ihm seine Mahlzeit nicht pünktlich serviere. Er schätzt ein geregeltes Leben.«
»Vernachlässigt sieht er nicht aus«, stellte Alan fest.
Shelby war zum Spülstein getreten und füllte die Kaffeemaschine. »Nein, aber er ist schnell beleidigt. Wenn ich …« Sie schwieg, als Alans Hände ihre Schultern umfassten. »Wenn ich ihn vergesse, dann …« Der Kaffeefilter fiel klappernd ins Becken, denn Alans Lippen spielten mit ihrem Ohr. »… ist er eingeschnappt.« Shelby drehte den Kopf zur Seite, ihre Stimme war rau geworden. »Solche Untermieter sind schwierig.«
»Das kann ich mir denken.« Alan schob Shelbys Haar beiseite und küsste ihren Nacken. Vergeblich versuchte sie den Stecker in die Dose zu stöpseln. Heiße Wellen liefen durch ihren Körper.
»Shelby …« Alans Hände glitten herab zu ihren Hüften.
Ich beachte ihn überhaupt nicht, nahm sie sich vor. Er berührt mich gar nicht, ich bilde mir das alles ein. Nur ruhig bleiben. »Was denn?«
Sein Mund war an ihrem Hals angelangt, dicht über dem Schlüsselbein nahm er ihren Duft am intensivsten wahr. Zärtlich erforschte seine Zungenspitze weiter die empfindliche Stelle. Shelbys Atem wurde unregelmäßiger. »Du hast noch keinen Kaffee in den Topf getan.«
Ein Schauer lief ihr über den Rücken. Mit beiden Händen hielt sie sich am Spültisch fest. »Ich verstehe dich nicht.«
Mit festem Griff drehte Alan sie zu sich um. »Es ist kein Kaffee drin«, sagte er, »aber das macht nichts.« Seine Lippen berührten ihren Mund ganz leicht, dann die Wange und das Kinn.
Shelby hatte die Augen geschlossen. »Der Kaffee ist sofort fertig«, flüsterte sie, als er ihre Lider berührte. Wie von Ferne hörte sie ihn lachen und wunderte sich darüber. Das Feuer in ihr breitete sich aus. »Du versuchst mich zu verführen, Alan.«
»Nein.« Er knabberte liebevoll an ihren Lippen, die sich ihm bereitwillig öffneten. Noch nicht, nahm er sich vor und strich über die weiche Haut ihres Halses. »Ich versuche es nicht, ich tue es.«
»Oh nein!« Shelby hob die Hände, um Alan wegzustoßen. Aber irgendwie legten sich ihre Arme von ganz allein um seinen Nacken. »Wir werden nicht miteinander schlafen.« Es klang wenig überzeugend.
Alan hatte große Mühe, seine Leidenschaft zu zügeln. Er wühlte in Shelbys Haar und fragte leise: »Nein? Warum nicht?«
»Weil …«, Shelby hielt ihre Augen noch immer geschlossen, »… es der Weg in die Verdammnis ist.«
Unterdrücktes Lachen erklang an ihrem Ohr, und dann sagte er: »Das war nicht gut formuliert, Shelby. Versuche es noch einmal.«
Doch Shelby konnte sich nicht auf Worte konzentrieren. Es ging etwas mit ihr vor, das sie noch nie erlebt hatte und das sie nicht verstand. Ihr Wille war blockiert worden durch eine entnervende Schwäche, die aber andererseits zu einer drohenden Leidenschaft wuchs. »Nein!«, stöhnte sie, fast in Panik. »Es darf einfach nicht geschehen. Ich begehre dich so stark, dass mir angst
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