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Affaere in Washington

Affaere in Washington

Titel: Affaere in Washington Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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hast nach Regen geschmeckt«, flüsterte er und musste sich sehr zusammennehmen, um sie nicht erneut zu küssen. Die eine Woche ohne Shelby war für ihn die Hölle gewesen.
    Mit einem Male veränderte sich die Welt für Shelby: Es goss in Strömen, das erinnerte sie an malerische Gebirgsbäche. Die Jacke rutschte ihr von den Schultern, aber sie hatte nur Angst um ihren Regenbogen. Wie war ein Leben ohne Alan überhaupt möglich gewesen, wenn ein paar Tage der Trennung sie schon halb verrückt machten?
    Widerstrebend schob Alan sie vorwärts, ein wenig weg von sich. Eine Sekunde länger so dicht bei Shelby, und er könnte vergessen, dass sie sich auf einer belebten Straße befanden. Ihr Gesicht erinnerte an schimmerndes Elfenbein, an den langen Wimpern hingen glänzende Tropfen und umrahmten die geheimnisvollen grauen Augen. Warum sind wir nicht allein im einsamen Forst oder irgendwo am Meer? Dann müsste ich mich nicht von ihr losreißen. Behutsam zog er die verrutschte Jacke gerade.
    »Ich mag es, wenn dein Haar nass ist.« Langsam und besitzergreifend strich Alan über Shelbys Wange. Sein Arm blieb auf ihren Schultern liegen, als sie weitergingen.
    Das Restaurant war eines der besten, Shelby kannte es. Allerdings war sie noch nie zu so früher Stunde hier gewesen, sondern immer erst gegen zehn Uhr, wenn kein Stuhl mehr frei war und man sein eigenes Wort kaum verstehen konnte. Ein Mann wie Alan würde natürlich die ruhigere Besuchszeit vorziehen, so wie jetzt.
    »Guten Abend, Senator.« Der Geschäftsführer begrüßte Alan erfreut, dann fiel sein Blick auf Shelby, und er strahlte. »Es ist eine besondere Ehre, Sie bei uns zu haben, Miss Campbell.«
    »Guten Abend, Mario«, entgegnete Shelby, aus ihren Träumen gerissen.
    »Ihr Tisch ist reserviert.« Mario geleitete sie zu einer Nische. Kerzen brannten in blanken Messingleuchtern, und eine Rose stand daneben. Mit südländischem Instinkt hatte Mario den Hauch einer beginnenden Romanze verständnisvoll geahnt. »Eine Flasche Wein?«, erkundigte er sich und hielt Shelbys Stuhl.
    »Poilly Fuissé, Bichot«, bestellte Alan, ohne nach Shelbys Meinung zu fragen. »1979er.«
    Mario nickte anerkennend. »Der Kellner kommt sofort.«
    Shelby hatte inzwischen ihre Fassung wiedergewonnen. Sie wischte energisch den feuchten Pony aus der Stirn. »Vielleicht hätte ich lieber ein Bier gehabt.«
    »Beim nächsten Mal«, entgegnete Alan freundlich.
    »Das wird es nicht geben, Alan, glaub es mir.« Sie zuckte zusammen, als sein Finger über ihren Handrücken strich. »Wenn du mir nicht die Haustür vor der Nase zugeschlossen hättest, wäre ich jetzt auch nicht hier. Und fass mich nicht so an«, fügte sie wütend hinzu.
    »Wie soll ich dich denn anfassen? Deine Hände sind sehr sympathisch, Shelby.« Er streichelte sie weiter und merkte, dass sie zitterte. Du wirst heute noch mehr zittern, mein Liebling, versprach er im Stillen, und wie! »Wie oft hast du während der letzten Tage an mich gedacht?«
    »Gar nicht.« Shelby warf den Kopf zurück und hatte ein schlechtes Gewissen wegen dieser neuen Lüge. »Also gut. Und wenn es so wäre?« Sie wollte ihre Hand wegziehen, aber Alan verflocht seine Finger mit ihren und hielt sie fest. Das war eine zivilisierte, konventionelle Geste, die in der Öffentlichkeit nicht weiter auffiel. Den angenehmen Schauer, der Shelby bis in die Fußspitzen fuhr, konnte glücklicherweise niemand sehen. »Ich hatte Gewissensbisse«, sagte sie weiter, »weil ich neulich so garstig zu dir war. Aber nach deinem Auftritt heute wünschte ich, ich wäre noch viel garstiger gewesen. Ich kann nämlich ziemlich scheußlich sein, wenn ich es darauf anlege.«
    Alan lächelte nur über diese versteckte Drohung, denn Mario war mit dem Wein an den Tisch getreten. Alan probierte, doch sein Blick lag unverwandt auf Shelby. Dann nickte er. »Sehr gut. Das Aroma spürt man noch nach Stunden. Später, wenn ich dich küsse, wird es noch immer zu schmecken sein.«
    Shelby errötete. »Ich bin nur hier, weil du mich hergeschleift hast.«
    Es war Mario hoch anzurechnen, dass er beim Einschenken keinen Tropfen danebengoss, obwohl er das Gespräch mit anhörte.
    Shelbys Augen funkelten, weil Alan lächelnd schwieg. »Da du es abgelehnt hast, mir meine Schlüssel zurückzugeben, werde ich den nächsten Schlosser anrufen und ein neues Schloss einbauen lassen. Auf deine Kosten.«
    »Nach dem Essen werden wir sehen, wie es weitergeht.« Alan hob sein Glas und trank Shelby zu. »Magst

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