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Affären

Affären

Titel: Affären Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsay Gordon
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über ihren Wunsch, schwanger zu werden. Dann fing er an, über seine eigene Ehe zu sprechen. Er war seit zwanzig Jahren verheiratet, aber sie hatten keine Kinder.

 
    Keine? Warum?
    Sie hat nie welche gewollt. Sie hat irgendwelche Ausreden vorgebracht. Wollte ihre Figur nicht ruinieren, oder sie hatte keine Zeit. Oder wollte nicht zur Übervölkerung beitragen. Blöde Entschuldigungen eben.

 
    Carrie starrte ziemlich lange auf diese Sätze. Sie hätte gern gewusst, warum manche Menschen absolut nichts von Kindern wissen wollen, während andere verzweifelt Kinder haben wollen. Sie dachte, dass John Smith vielleicht mehr mit ihr gemeinsam hatte, als sie zuerst dachte.

 
    Ich kann nicht glauben, dass ich dir das erzähle, Carrine. Ich ärgere mich schon seit langem über meine Frau. Deshalb räche ich mich auf die beste Art und Weise, die mir eingefallen ist: Ich gehe zur Fruchtbarkeitsklinik. Um genauer zu sein - zur Samenbank.

 
    Carrie starrte auf den Bildschirm.

 
    Sie würde sterben, wenn sie es wüsste. Sie wollte keine Kinder, deshalb sollte ich auch keine Kinder wollen. Aber so geht es im Leben nicht zu. Ich weiß, dass da draußen zwei Kinder mit meinen Genen herumlaufen.

 
    Carrie wollte darauf reagieren, aber dann hielt sie inne. Was sollte sie denn schreiben?

 
    Ich kann nicht glauben, dass ich dir das erzähle. Hast du so etwas schon mal gefühlt? Warst du schon mal so wütend, dass du etwas tun wolltest, was Alex bestimmt für falsch hielt? Nur du warst sicher, dass es absolut richtig war?

 
    Carrie biss sich auf die Lippe. Ihre Hände glitten zur Tastatur.

 
    Ja.
    Es ist mir schrecklich unangenehm, aber meine Frau wird bald nach Hause kommen. Wir können uns heute Abend unterhalten, wenn sie ins Bett gegangen ist. Hast du Zeit? Ja, ich habe Zeit. Ich bleibe lange auf.

 
    An ihrem Ende der Internetverbindung lächelte Carrie. Sie hoffte, dass John Smith auch lächelte.
    An diesem Abend kehrte Alex kurz nach sechs von der Arbeit zurück. Er setzte sich an den Tisch, nahm das Abendessen ein, erzählte die ganze Zeit von seinem Job in der Bank und fragte Carrie nicht ein einziges Mal, wie es ihr ging. Sie sagte, dass sie den Eisprung bemerkt hätte.
    »War denn gestern Abend nicht genug?«, fragte Alex. »Aber es war wirklich gut, oder?« »Ja, war es«, gab sie zu und sah ihn an.
    Alex räusperte sich. Wenn sie ihn so kritisch musterte, fühlte er sich nicht wohl. »Ich bin müde, Babe. Ich glaube, ich gehe früh zu Bett. Willst du mich wieder wecken wie vergangene Nacht?«, fragte er plötzlich, als ob ihm die Inspiration gekommen wäre, wie sie beide glücklich sein konnten.
    Carrie lächelte und knirschte hinter den Lippen mit den Zähnen. Sie hob die Schultern. Alex las ihr Lächeln als Zustimmung. Er küsste sie auf den Mund, dann schritt er pfeifend den Flur entlang.
    »Ja, geh du ins Bett«, flüsterte sie und sprach das halbe Hähnchen an, das noch auf ihrem Teller lag. »Ja, Alex, geh schlafen.«
    Eine halbe Stunde ging er tatsächlich ins Bett. Carrie stellte den Computer an und hielt nach John Smith Ausschau. Er war nicht zu sehen. Sie betrat den Chatroom und sah ein paar Männer, mit denen sie vielleicht Cybersex haben würde, aber ihr Herz war nicht dabei. Sie wollte mit John Smith reden und mit niemandem sonst.
    Sie versuchte zu schlafen. Sie kroch ins Bett und hörte Alex' Atem zu. Sie schüttelte ihr Kissen auf. Sie stand auf und trank ein Glas Wasser. Schließlich kroch sie an den Bettrand, bis sie nicht sehr graziös aus dem Bett fiel und auf dem Boden landete. Sie zog ein Buch aus dem Bodenregal; es war ein Sachbuch über Fruchtbarkeit. Sie blätterte es durch, bis sie zum Kapitel über Spermabänke gelangte. Bisher hatte sie dafür noch keinen Blick übrig gehabt.
    Sie versuchte, sich John Smith vorzustellen, wie er bei trüber Beleuchtung in einer kleinen Kabine saß, sich ein Video anschaute oder in einem Pornomagazin blätterte, und seinen Penis rieb. Im Bett begann Alex zu schnarchen.
    Das Licht vom Computer leuchtete hell in der kleinen Küche. Sie würde es noch einmal versuchen, dann würde sie für diesen Abend aufgeben. Sie fragte sich kurz, ob alles in Ordnung bei ihm war, aber dann schimpfte sie über sich selbst: »Er ist doch nichts als ein Haufen Pixel.«
    Sie klickte sich in den Chatroom ein, aber er war nicht da. Doch dann meldete er sich auf ihrem private messenger. Carrie lächelte und tippte:

 
    Ich hatte keine Lust auf den Chatroom.

 
    Seine

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