Affären
stand plötzlich ein Glas mit Seltzerwasser. Ich nippte daran.
»De donde eres?«
»Bayamon.«
»Ah, dann kenne ich wahrscheinlich einige Ihrer Leute. Nicht weit von hier bin ich aufgewachsen.«
»Gut möglich«, sagte ich lächelnd. »Mein Vater ist Quadalupe Castillo, und ich bin Lupita.«
»Mucho gusto, Lupita«, sagte er und streckte seine Hand aus.
»Encantada«, sagte ich und schüttelte seine Hand.
»Kommen Sie, Lupita, ich bringe Sie nach Hause. Es wäre mir nicht recht, Sie allein hier zurückzulassen. Ihr Vater würde mir dankbar sein.«
»Ich weiß nicht, ob mein Vater glücklich wäre, wenn ich eine Bar mit einem fremden Mann verlasse, selbst wenn er in der Nähe von Bayamon aufgewachsen ist.«
Jetzt lachte er, und die Fältchen um seine Augen ließen ihn wieder wie Santa aussehen. »Sie haben Recht. Ich bin Osvaldo Marin, ein ehrenwerter Mann, das kann ich Ihnen versichern.«
Ich verengte die Augen und starrte ihn an, als zweifelte ich an seinen Worten.
»Ich habe Kinder fast in Ihrem Alter und eine Frau, die ich anbete. Bei mir sind Sie sicher.«
»Ich fühle mich wirklich nicht gut.«
»Venga.« Er zeigte zur Tür.
Ich nickte und glitt von meinem Sitz. So ein Gentleman: Er schirmte mich mit seinem Körper ab, als er vorausging und einen Pfad durch die Menge bahnte. Die ganze Zeit hielt seine Hand meinen Ellenbogen umfasst. Sein Freund, der mir den Drink spendiert hatte, bemerkte ihn und nickte anerkennend. Ozzie lächelte und sagte: »Es ist nicht so, wie du denkst, mein Freund. Du verwechselst mich mit dir.«
Draußen war die Luft knackig herbstlich. Er musste bemerkt haben, dass ich tief einatmete, denn er fragte, ob es mir besser ginge. Ich nickte. »Viel besser«, sagte ich, »die frische Luft tut mir gut.« Der Parkplatzwächter brachte Ozzies Auto, einen schwarzen Lincoln Towncar. Ich musste daran denken, dass solche Autos meistens auch als Leichenwagen gefahren werden, aber dieses hier hatte eine luxuriöse Innenausstattung; Ledersitze, die sich drehen ließen und ein Klangsystem auf dem Stand der neuesten Technik. Nachdem er mir auf den Beifahrersitz geholfen hatte und darauf achtete, dass wir uns beide anschnallten, fragte er, wo ich wohnte. Ich nannte ihm meine Adresse, und wir fädelten uns in den Verkehr ein.
Er stellte die Musik an, und die Congas mit dem Puls des Merengue Tanzes füllten das Innere des Lincolns, und ich wusste, dass Georgy Recht hatte: Dieser Mann, der einen Leichenwagen fuhr, gestärkte weiße Hemden und graue Anzüge trug, dessen einziges Laster ein paar Drinks nach der Arbeit waren, hatte Leidenschaft in seiner Seele. Sein Feuer war vorübergehend mit Asche belegt, und es war meine Aufgabe, die Glut neu zu entfachen.
»Haben Sie was dagegen, wenn ich mir beim Imbiss was zu essen hole? Ich habe nichts zu Hause, und ich habe Hunger.« Ich wusste von Georgy, dass sie und die Kinder das Wochenende in New York bei einer Tante verbrachten, deshalb würde Ozzie zu Hause auch allein essen müssen.
»Dieses Zeug ist nichts für Sie. Sie brauchen richtiges Essen.« Ohne weiteres Wort wendete er und fuhr zurück in südliche Richtung. »Wir gehen zu Dona Lola. Das ist zwar kein Essen wie in Puerto Rico, aber es kommt ihm nahe. Sie macht großartige empanadas mit Meeresfrüchten, und ihr bacalao ist como mi madre.«
Ich ließ mich in die Polster sinken. Ich hatte schon bei Dona Lola gegessen und wusste, dass sie keine Alkohollizenz hatte. Die Gäste brachten meist Bier oder Wein mit. Es überraschte mich also nicht, als er vor einem Schnapsladen anhielt und eine Flasche Zinfandel, einen Rose und eine kleine Flasche Seltzerwasser kaufte.
»Ich war nicht sicher, wie Sie sich fühlen und was Sie trinken möchten«, sagte er, als er mir die Tüte mit seinem Einkauf reichte.
Ich öffnete die braune Tüte und schaute hinein. »Es geht mir viel besser. Die frische Luft hat geholfen.«
»Sie brauchen was zu essen. Danach werden Sie sich noch besser fühlen.«
Bei Dona Lola wurden wir freundlich begrüßt. Er stellte mich als Freundin von zu Hause vor, und Dona Lola selbst sprach in schwingendem ecuadorischem Spanisch zu ihm, und sie sah ihn lächelnd über die Schulter an, als sie uns zu einer Nische im hinteren Teil brachte. Sie bestand darauf, dass sie ihm einen Red Snapper mit Reis zubereitete, wie er in ihrer Heimat serviert wurde. Während wir warteten, schickte sie uns eine mächtige Suppe mit kräftigen Gemüsestücken und kleinen Rindeinlagen. Wir aßen und
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