Affären
liefen meistens Bänder von Fall Out Boys, U 2, vielleicht ein bisschen Reggae, und man musste seinen Burger hier kaufen, wenn man was essen wollte - aber dafür war das Fassbier preiswert.
Ich befand mich jetzt im Flood's, und hier gab es nichts, was preiswert war.
Ich entdeckte ihn an der Bar neben einem seiner Kollegen. Er sah besser aus als auf dem Foto, das Georgy mir gegeben hatte, und vorher hatte ich ihn auch schon während der Wahlkampagne auf Plakaten gesehen. Er war groß, etwas über einsachtzig, und hatte eine breite Brust. Seine schwarzen Haare waren nur wenig angegraut und streng zurückgekämmt, ein paar Strähnen fielen ihm allerdings über das linke Auge.
Er lachte, und um seine haselnussbraunen Augen bildeten sich Falten wie bei dem Bild von Santa aus meinem Weihnachtsbuch. Ich musste lächeln. Er sah mich, und sein Blick verweilte einen Moment, aber dann schaute er weg, nahm einen Schluck seines Getränks und sagte etwas zu einem noch größeren schwarzen Mann, der bei ihm stand. Der Schwarze schaute mich an und lächelte, aber ich schaute weg. Auch er sah gut aus und trug einen Maßanzug, der seinen schlanken Körper umschmiegte - aber seinetwegen war ich nicht hier.
Ich nahm einen Sitz an der Bar, dem Richter direkt gegenüber, und bestellte Wodka und Cranberry Saft. Ich wollte nicht nach Schnaps riechen. Das hohe Glas war eisgekühlt. Ich war ein bisschen nervös, und der leckere Drink war weg, bevor es mir bewusst wurde. Kaum hatte ich das Glas geleert, stellte der Barkeeper ein neues vor mich hin. Ich sah ihn fragend an, und er wies mit dem Kopf auf den Richter und seinen Kollegen. Der Kollege hob sein Glas und lächelte mich an. Der Richter lächelte auch, aber es war ein trauriges Lächeln.
Ich lächelte sie beide an, nahm das Glas in die Hand und wollte ein bisschen durch das Lokal schlendern, ehe der Freund des Richters seine Ansprüche anmelden konnte. Es gab nur eine kleine Tanzfläche, aber einige Paare hatten Platz gefunden und tanzten langsam. Immer mehr Gäste kamen herein, und plötzlich gab es keine Plätze mehr. Des Richters Freund hatte eine Beute gefunden, von der er sich mehr versprach; er hatte sich mit ihr an einen Tisch gesetzt. Ozzie saß jetzt allein da, er hörte Musik und nippte an seinem Drink.
Mühsam zwängte ich mich durch die Menge und stand plötzlich an Ozzies Seite. Ich schwankte ein bisschen, stieß gegen seine Seite, aber nur ganz leicht. Er rührte sich nicht, aber er schaute mich an. Der Barkeeper hatte eine Menge zu tun, und ich unternahm ein paar schwache Versuche, ihn auf mich aufmerksam zu machen.
»Es tut mir leid«, sagte ich. »Ich trinke sonst nicht viel, und mein Magen ...« Ich presste meine Hand auf meinen Bauch. »Gibt es hier was für meinen Magen?« Ich muss zugeben, dass es skandalös war, wie ich sogar ein bisschen Puerto Rico unter meine Sprache mischte, genau wie Georgy mir empfohlen hatte. Ich rückte ihm auch nie zu dicht auf den Pelz: Immer Respekt zeigen.
Ich fühlte, wie seine Blicke mich abtasteten, dann gab er nach. »Seltzer. Sie müssten eigentlich Seltzerwasser haben. Aber ich weiß nicht, ob das hilft. Wollen Sie sich setzen?« Er rutschte von seinem Hocker. Was für ein Gentleman.
Ich versuchte, mich auf den Hocker zu heben, aber nur mit geringem Erfolg. Er musste mich am Ellbogen auf den Hocker hieven, und er blieb bei mir, um mich im Falle eines Sturzes aufzufangen. »Danke«, sagte ich und drückte eine Hand gegen meine Stirn.
»Haben Sie gegessen?«, fragte er, ganz der besorgte Vater.
Innerlich musste ich lächeln. »Ich kann dieses Zeug nicht essen«, sagte ich und zeigte auf die Tabletts, auf denen die Gemüsestäbchen und die verschiedenen Dips standen. »Ich treffe meine Freundin, dann gehen wir zum Essen.«
»Wann treffen Sie sie denn?«
»Um sechs.«
»Jetzt ist es fast sieben. Sie sollten besser nach Hause gehen, besonders, da Sie sich nicht gut fühlen.«
»Ich bin mit dem Bus hier. Sie ist diejenige, die ein Auto hat. Ich bin sicher, dass sie bald hier sein wird.«
Ich unternahm einen weiteren schwachen Versuch, den Barkeeper auf mich aufmerksam zu machen.
»Smitty«, rief der Richter etwas lauter als üblich, »bring mir ein Glas mit Seltzerwasser.«
»Danke«, sagte ich und gab ihm ein schwindendes Lächeln. »Und es war sehr lieb von Ihnen, mir Ihren Hocker anzubieten. Es ist sehr heiß hier.« Ich begann mir Luft zuzufächeln.
»Ja, ein wenig«, sagte er und sah mich besorgt an.
Vor mir
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