Affären
ein hübsches junges Model am Arm hatte, schadete seiner Reputation in der Stadt nicht.
Aber es war viel mehr als das. Er engagierte sich als Sponsor in der Kunstwelt, und er führte mich in Theater, Oper und Ballett ein. Obwohl unsere jeweiligen Leben unterschiedlicher nicht hätten verlaufen können, gab es bestimmte Punkte, an denen sich unsere Erfahrungen trafen, und wir teilten sogar einige philosophische und ethische Prinzipien. Wir hielten nicht viel von den vorherrschenden gesellschaftlichen Gepflogenheiten und neigten dazu, unseren eigenen moralischen Empfindungen zu folgen, die sich zum Glück überschnitten. Er war freundlich zu mir, und er versagte mir nie etwas. Doch er hielt mich an, das Rauchen aufzugeben.
Aber etwas sorgte für Misstöne.
Er war sexuell viel erfahrener als ich. Zuerst begriff ich das als Bonus. Unsere Hochzeitsnacht - die für uns die echte Premiere sein sollte, nicht aus moralischen Erwägungen, sondern weil er den Aufbau der hohen Erwartungen auskosten wollte - war wie eine wunderbare Enthüllung für mich.
Meine sexuellen Erlebnisse waren, nachdem ich das Internat verlassen hatte, unterdurchschnittlich gewesen, gewöhnlich ausgelöst von zugekoksten Fotografen oder lüstern-geilen Fußballern in glitzernden Nachtklubs, die auf dem Platz mehr Erfolg hatten als außerhalb. Niemand hatte sich je Zeit für mich genommen oder hatte Geduld zu warten, bis ich bereit war, oder versuchte, meinen Körper kennen und verstehen zu lernen. Ralph war ein sensationeller Liebhaber.
Ich war keine gute Liebhaberin.
Ich war zögerlich, zaghaft und ängstlich. Ich wollte schrecklich gern alles für ihn tun, ich wollte mich als die Geliebte beweisen, nach der er all diese Jahre gesucht hatte, ich wollte ihn zu diesen Höhen der Ekstase bringen, die ich mit ihm schon erreicht hatte. Aber ich machte alles nur falsch. Mitten während der Fellatio biss ich in seinen Penis, ich bekam Krämpfe zur falschen Zeit und musste meine Position verändern. Und die ganze Zeit war ich so gehemmt.
Er wollte, dass wir uns im Spiegel beobachten, aber ich lehnte ab. Er wollte uns filmen, und ich lehnte ab. Er wollte ein paar bizarre Dinge treiben, damit sich das Vertrauen zwischen uns entwickeln konnte, und ich verzog nur das Gesicht und nannte ihn pervers. Heute schäme ich mich dafür.
Und das eine Ding, was ich nie, nie, nie fertig brachte - das Einzige, war er wirklich von mir wollte - war, darüber zu reden. Ich sollte ihm sagen, was ich wollte, ich sollte meine Phantasien erklären und die derbe Sprache des Sex benutzen. Dafür fehlte mir jedes Verständnis.
»Warum kannst du nicht mit mir reden?«, fragte er, aufgebracht, obwohl er es nicht sein wollte. Es war ein düsterer Sonntagmorgen, nachdem ich beim Koitus zu weinen begonnen hatte.
»Ich will nicht, dass du schlecht von mir denkst«, stammelte ich. »Ich will nicht, dass du glaubst, ich wäre so ein Mädchen. Ein Mädchen, das solche Sachen sagt. Das ... oh, es ist wegen dir. Ich muss mit dir leben. Ich bin irgendwie verliebt in dich. Das erschwert ...«
Ich schaute weg, die Augen wieder voller Tränen.
»Jacqueline«, sagte er und hielt mein Gesicht so, dass ich ihn ansehen musste. Er nannte mich nie Jacqui oder Jax, wie alle anderen - immer nur Jacqueline. »Es ist nichts Falsches daran, ›so ein Mädchen‹ zu sein. Wie oft muss ich dir das noch sagen?«
Ein starres Lächeln, ein Achselzucken. Vielleicht vierzig Mal? Ich wusste es nicht mehr.
»Nun«, sagte er traurig, nahm meine Hand und streichelte sie, »weitere Wiederholungen des Themas scheinen nutzlos zu sein, nicht wahr? Wie können wir dich aufschließen, Jacqueline? Wie können wir die sexuelle Frau finden, die in dem verängstigten Mädchen schlummert? Denn ich weiß, dass sie da ist. Sonst hätte ich dich nicht geheiratet.«
»Vielleicht ... eh ... eine Therapie?«, schlug ich vor.
Er gluckste. »Das glaube ich nicht. Ich halte nichts von klinischen Lösungen von persönlichen Problemen.«
»Aber das ist eine alberne, altmodische Sichtweise«, rief ich. Er legte einen Finger über meine Lippen.
»Ich bin ein alberner, altmodischer Mann«, sagte er. »Ich weiß, du kannst mir nicht viel sagen, aber hast du schon mal ein sexuelles Erlebnis gehabt, das dich erfüllte?«
»Du erfüllst mich.«
»Danke, aber ich meinte, wo du dich hemmungsloser gefühlt hast? Ein Erlebnis, bei dem du gespürt hast, dass du deine wirkliche Sexualität auslebst?«
Ich dachte darüber nach. Es
Weitere Kostenlose Bücher