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Affären

Affären

Titel: Affären Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsay Gordon
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zerstören.«
    Ich hatte eine scharfe Replik auf der Zunge, aber sie erstarb in meiner Kehle, als ich sah, dass es sich bei dem Anti-Raucher-Propagandisten um Mr. Watson-James handelte, in dessen Händen meine zukünftige Karriere liegen könnte.
    »Tabak zügelt den Appetit«, erklärte ich. »In diesem Beruf kann ich mir keine zusätzlichen Pfunde leisten.«
    »Ich verstehe«, sagte er und kam hoch zu mir. »Meiner Auffassung nach ist es schade, dass junge Frauen in Ihrem Beruf zu einem so enthaltsamen Leben gezwungen sind. Essen und Trinken sind zwei der großen Vergnügen im Leben. Amphetamine können da nicht mithalten.«
    Ich starrte ihn schuldbewusst an. Wusste er, dass ich Speed benutzte, um mein Gewicht zu kontrollieren? Wenn ja - woher?
    »Ich schätze, Sie haben Recht«, sagte ich, inzwischen nervös geworden. »Um ehrlich zu sein, ich könnte töten für eine Scheibe von Mums Hühnchen-und-Pilz-Pastete. Jetzt auf der Stelle.«
    »Warum lassen Sie sich nicht von mir zum Essen einladen? Unter der strikten Bedingung, dass Sie alles bestellen, was Sie mögen, unabhängig vom Fettgehalt. Und ich werde darauf bestehen, dass Sie Pudding zum Nachtisch nehmen.«
    Er lächelte mich an, und ich musste zugeben, dass er mich ab sofort nicht nur als reicher alter Mann interessierte, der meiner Karriere helfen könnte.
    Wir speisten festlich bei einem kleinen intimen Italiener, zu dem eine dunkle, verstaubte Treppe in einer der engen Gassen in der Nähe führte. Nahrung, die ich längst in der Recyclingtonne der Geschichte wähnte, stand plötzlich vor mir auf meinem Platz, eine obszöne Parade von Kohlehydraten, mächtigen Saucen, Butter, Käse, rotem Fleisch, Brot und Öl. Nach diesem Essen würde ich eine Fettabsaugung brauchen. Ich protestierte, aber Ralph ließ nicht einmal den Verzicht einer einzigen Morchel zu. Er sah mir zu, wie ich mit der Gabel im Berg Pasta stocherte und meinen überraschten Gaumen bediente, was ihn zu einem leisen zufriedenen Lächeln brachte. Er ließ seinen eigenen grünen Salat stehen ignorierte seinen Becher mit Wasser, um mir den vollmundigen Rotwein einzuschenken.
    »Das ist also Ihr Leben, Jacqueline?«, fragte er, während ich unlustig die Dessertkarte überflog. »Sie sind von Berufs wegen mager. Haben Sie sich Ihre Zukunft so vorgestellt?«
    Ich hörte auf, zwischen Tiramisu und Pfirsich Semifreddo hin und her zu überlegen. Ich hob die Schultern. »Ich weiß nicht, was ich tun will. Im Moment gefällt mir die Arbeit, aber ich weiß, dass sie nicht für immer ist.«
    »Nein, Jacqueline, für immer wird sie nicht sein. Ihr zauberhaftes Gesicht wird Falten bekommen, vor allem, wenn Sie vom Rauchen nicht lassen können. Die Aufträge bleiben aus. Sie werden immer verzweifelter nach Möglichkeiten suchen, sich zu verkaufen. Vielleicht werden Ihre Knochen brüchig, weil Sie sich nicht vernünftig ernährt haben. Sie werden vor der Zeit schwach und ältlich.«
    Danke für die fröhliche Prognose, wollte ich sagen, aber stattdessen starrte ich ihn nur an.
    »Kate erhält immer noch eine Menge Aufträge, und das trifft auch auf die anderen Supermodels zu.«
    »Sie sind kein Supermodel. Sie sind wunderschön, sogar perfekt, aber Sie gehören nicht in diese Liga, und das wissen Sie auch.«
    Er hatte Recht. Ich wusste es im tiefsten Winkel meines Herzens. Ich hatte weder die Ausdauer noch den Biss, und beides war erforderlich, wenn du zu den Großen gehören wolltest. Für mich war Modeln okay, solange es nicht in harte Arbeit ausarbeitete.
    »Sie sind für dieses Leben nicht geschaffen, Jacqueline«, diagnostizierte er. »Sie sind ein bisschen zu zierlich, ein bisschen zu kostbar, ein bisschen zu naiv. Man muss sich um Sie kümmern wie um eine Treibhauspflanze; Sie brauchen Zeit und Platz zum Gedeihen.«
    Seine Worte trafen genau den Punkt. Ich konnte keine Replik finden, obwohl ich ihm gern was Derbes an den Kopf geworfen hätte, um ihn auf Distanz zu halten. Er hatte mir einen Schrecken eingejagt, ich fühlte mich abgestoßen und gleichzeitig angezogen. Ich hatte Angst.
    Ich bestellte Tiramisu. Als der Likör serviert wurde, hatte er mir einen Heiratsantrag gemacht, und ich hatte angenommen.

 
    Natürlich kannten wir uns kaum, aber wir schienen überraschend gut miteinander zu harmonieren. Auf einer oberflächlichen Ebene genoss ich den extravaganten Lebensstil, und die Vorzüge, die sich dadurch ergaben, dass ich Mrs. Watson-James war, konnten sich sehen lassen. Ich nehme an, dass er

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