Affären
fünf, die übrig geblieben waren, interviewt. Er hatte die Kandidaten hinter einem Einwegspiegel befragt, damit seine Identität geschützt blieb, obwohl sein Gesicht längst nicht so bekannt war wie sein Name. Der erfolgreichste Kandidat wurde für medizinische Tests in eine Klinik gebracht, und als sie alle negativ waren, unterzeichnete der Bewerber einen Vertrag, in dem er sich zu lebenslangem Schweigen verpflichtete und einen Betrag von zwanzigtausend Pfund akzeptierte, sobald der Job erledigt war.
Sein Name ist Aaron, und unserem Treffen sehe ich mit Angst und Spannung entgegen.
Ich höre die Uhr ticken, dann folgen bald drei Schläge. Es gibt einen schrillen Ton an der Haustür.
Ich halte den Atem an und werfe einen letzten Blick in den Spiegel. Ich sehe gut aus. Mein Haar glänzt, und der Wickelrock aus lockerer Seide - leicht abzustreifen - deutet die teure Wäsche darunter an.
»Ralph, ich bin nervös«, sage ich und höre, wie die Haushälterin Fran die Tür öffnet. Gleich darauf eine tiefe Stimme.
»Du brauchst nicht nervös zu sein. Du bist in keiner Gefahr. Ich bleibe während des ganzen Interviews bei dir, und ich gehe erst, wenn du die Sache weiter verfolgen willst. Wie du weißt, zeichnen wir die ganze Session auf, und ich werde zuschauen und zuhören. Ich will, dass du deinen Spaß hast, Jacqueline.« Er lächelt mich versonnen an. Ich schüttle verwundert den Kopf. Was für eine Situation!
Es klopft an die Tür, und Fran bringt den Gast herein.
»Aaron Lewis für Sie, Mr. Watson-James«, sagt sie.
Er ist alles, was ich mir erhofft hatte. Fast ein Meter neunzig groß, schreitet er männlich-arrogant aus. Er ist für Phantasien illegaler Begegnungen wie geschaffen.
Ralph steht auf, geht dem Kandidaten entgegen und streckt eine Hand aus.
»Danke, dass Sie gekommen sind«, sagt er, und sie tauschen ein gespenstisches Grinsen. »Darf ich Ihnen meine liebe Frau Jacqueline vorstellen?« Ich lasse mich von Aaron auf meine Wangen küssen und nehme den würzigen, maskulinen Duft wahr, der ihn umgibt. Ich trete einen Schritt zurück und versuche, ihn anzuschauen. Aber das fällt mir wegen meiner Schüchternheit schwer. Dieser Mann ist da, um mich ... eh ... um mich zu nehmen.
Eine eigenartige Strömung läuft mein Rückgrat rauf und runter. Der gut aussehende Aaron hat den weiten Weg auf sich genommen, hat all diese Hürden genommen und darf mich jetzt ausziehen, bevor es so richtig intim wird. Mein Bauch schlägt einen Salto nach dem anderen.
»Was meinst du, Jacqueline?«, fragt Aaron leise. »Entspreche ich deinen Vorstellungen?«
»Sehr gut«, sage ich.
»Du bist schön«, sagt er. »Ich habe dir ein Geschenk mitgebracht.« Er reicht mir eine Samtschachtel, in der ein Halsband aus Bernstein liegt.
»Oh, es ist wunderschön.«
»Lege es um, Jacqueline«, bittet Ralph. »Lass dir von Aaron helfen.«
Ich gehe rückwärts zu ihm und halte meine Haare hoch, während er mir das Halsband umlegt und im Nacken befestigt. Seine Berührung fühlt sich glatt und sicher an, er fummelt nicht lange herum. Das Streicheln der Finger am Hals lässt meine Schultern zittern.
»Es steht ihr gut«, sagt Ralph. »Sie haben einen guten Geschmack, Aaron.« Er geht zurück zum Korbsessel am breiten Fenster. Die Sonne strahlt ihn an, und er sieht ein bisschen gottgleich aus, wie er mit gekreuzten Beinen da sitzt. »Wir haben in den vorausgegangenen Gesprächen alles angeschnitten, was Sie wissen müssen, Aaron. Dieses Treffen soll lediglich dazu dienen, ob Sie glauben, der Richtige zu sein. Jacqueline, hältst du ihn für attraktiv?«
Die Art und Weise, wie er die Frage abschießt, bringt mich ein wenig aus dem Gleichgewicht, weil auch sein Ton so zackig ist. Er will, dass ich ja sage. Er will, dass es geschieht.
»Ja, sehr«, antworte ich wahrheitsgemäß.
»Glaubst du, dass er der Mann für den Job ist?«
»Willst du?«, frage ich Aaron verschämt.
»Das liegt völlig bei dir«, erwidert er, aber seine Lippen zucken leicht, und seine Augen teilen mir mit, ich soll bloß nicht wagen, ihn abzulehnen.
»Gut, gut«, sagt Ralph, klatscht in die Hände und erhebt sich aus dem Korbsessel. »Ich lasse euch allein. Die Szene verträgt keinen Smalltalk.«
Auf dem Weg hinaus hält er inne, nimmt mich in seine Arme und küsst mich sehr zart. Er schiebt eine Locke aus meiner Stirn. »Ich danke dir für dies, Jacqueline«, flüstert er.
Ich schaue ihm nach und fürchte mich davor, Aaron anzusehen, für den Fall, dass
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