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Affinity Bridge

Affinity Bridge

Titel: Affinity Bridge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Mann
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aus, damit das Organ weder
degeneriert noch einen Schaden nimmt, wenn sich der Apparat abrupt bewegen
muss.« Er hielt inne und trommelte mit den Fingern auf den Tisch, dann griff er
zu der großen Flasche mit dem geraubten Gehirn und schob sie über den Tisch,
damit sie es sich näher ansehen konnten. Veronica schluckte vernehmlich.
    Â»Aber was ist mit der ursprünglichen Persönlichkeit des Menschen,
dem Sie das Gehirn gestohlen haben? Kommt sie nicht wieder zum Vorschein,
sobald das Organ mit dieser Affinitätsbrücke verbunden wird?«
    Villiers schnitt eine überhebliche Grimasse. »Die frühere
Persönlichkeit umgehen wir natürlich! Das Bewusstsein ist nur ein Nebenprodukt
des menschlichen Organismus. Es besteht keine Notwendigkeit dafür, dass sich
das Leben seiner selbst bewusst ist. In Wahrheit benutze ich nur das
existierende Nervensystem und die dem Gehirn innewohnenden Denkfunktionen,
wenn ich es mit der Affinitätsbrücke verbinde. Das ist viel billiger und
weniger zeitaufwendig, als eine neue Komponente zu bauen, die diese Aufgabe
erledigt, obwohl auch dies, wie Sie ja gesehen haben, durchaus möglich ist.« Er
lächelte. »Im Grunde ist der Mensch doch auch bloß eine Maschine, Sir Maurice.«
    Newbury nickte wortlos. Er fand die Überheblichkeit des Mannes
abstoßend und war doch neugierig genug, um die komplizierten Details des
Prozesses begreifen zu wollen, den der Erfinder entwickelt hatte: die
Verbindung zwischen Mensch und Maschine. »Was ist denn nun schiefgegangen?«
    Villiers funkelte ihn an. »Nichts! Mein Apparat funktioniert
perfekt.«
    Bainbridge war ungeduldig und wollte die Unterhaltung zum Abschluss
bringen. »Was für ein Unfug!«, platzte er dazwischen. »Was ist mit dem Absturz
des Luftschiffs? Mit den Berichten über die Maschinen, die durchgedreht sind?«
    Â»Die menschlichen Organe!«, entgegnete Villiers empört. »Joseph hat
mir fehlerhafte Organe gebracht.« Er knallte die Faust auf den
Behandlungstisch. »Anfangs wollte ich gar nicht wissen, woher Joseph die
menschlichen Gehirne hatte, die ich für meine Arbeit brauchte. Ehrlich gesagt,
sah ich keinerlei Grund, mir Gedanken zu machen. Das hat sich allerdings geändert,
als ein hohlköpfiger Kunsthändler behauptete, seine Maschine habe ein
gefährliches und ungehöriges Verhalten an den Tag gelegt. Ich ließ die Maschine
zur Prüfung hierher bringen, und als ich den Schädel öffnete, stellte ich fest,
dass das Organ die Symptome der Wiedergängerseuche zeigte. Ich fragte Joseph,
wo er die Organe erhalten hatte, woraufhin er mir erklärte, er habe eine dritte
Partei beauftragt, sie aus den Armenvierteln von Whitechapel zu beschaffen.
Natürlich hatte sich die Seuche zu diesem Zeitpunkt bereits weit ausgebreitet,
und wir konnten nicht wissen, welche Apparate befallen waren. Uns blieb nichts
anderes übrig, als einfach abzuwarten.«
    Veronica fragte leise und bemerkenswert ruhig: »Deshalb ist
vermutlich auch die Lady Armitage abgestürzt, nicht
wahr?«
    Villiers nickte. »Ja. Joseph ließ die Piloteneinheit aus dem Wrack
entfernen, bevor die Polizei eintraf, und das Gerät in meine Werkstatt bringen.
Das Gehäuse war durch das Feuer stark beschädigt, doch die Anzeichen waren
unverkennbar. Das Gehirn im Messingschädel hatte sich aufgrund der Seuche in
einen Schwamm verwandelt, völlig zersetzt und verformt.«
    Newbury blickte zu Bainbridge, bevor er einen Schritt auf Villiers
zu machte. »Wäre die Technik unter anderen Begleitumständen entwickelt worden,
ohne die Notwendigkeit zu morden, dann hätte man Sie als Genie gefeiert,
Monsieur Villiers. Ich muss aber leider sagen, dass Sie auf dem Weg, den Sie
hier eingeschlagen haben, ein ganz gewöhnlicher Krimineller geworden sind.« Newbury
legte die Hand auf den Kopf des Automaten. »Sie verstehen doch, dass Sie uns
jetzt begleiten müssen?«
    Villiers nickte langsam. »Wenn ich vielleicht noch …«
    Es gab einen schrecklich lauten Knall.
    Das Geräusch dröhnte in dem kleinen Raum, Villiers brach sofort auf
dem Boden zusammen. Aus einer Schusswunde in der Stirn, direkt über dem rechten
Auge, strömte das Blut. Rote Blutstropfen und Gehirnmasse waren auf die weißen
Kacheln an der Wand gespritzt. Veronica kreischte, Newbury fuhr herum und
erblickte Chapman, der in der Tür stand und mit einem Revolver

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