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Affinity Bridge

Affinity Bridge

Titel: Affinity Bridge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Mann
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können.
    So richtete er sich auf und verfolgte den Verbrecher, kletterte die
Holztreppe hinauf und wollte gerade in die offene Tür der Gondel hineinspringen,
als das Luftschiff von einer kräftigen Bö erfasst wurde und sich stark nach
links neigte. Er verfehlte die Öffnung, prallte gegen die Seite der Gondel,
suchte hektisch nach einem Halt und konnte sich gerade noch mit einer Hand am
Türrahmen festhalten. Das Luftschiff entfernte sich bereits von der
Anlegestelle und neigte sich im starken Wind ächzend hin und her.
    Hilflos pendelnd hing Newbury im Türrahmen und musste seine ganze
Kraft aufbieten, um nicht abzustürzen. Er glaubte, unter sich Rufe zu hören,
doch der peitschende Regen und seine gefährliche Lage ließen ihm keine Zeit,
sich um das zu kümmern, was unten auf dem Dach vor sich ging.
    Mit einer gewaltigen Anstrengung hob er auch die zweite Hand zum
Türrahmen und tastete umher, um etwas Stabileres zum Festhalten zu finden.
Endlich entdeckte er etwas Festes, das sich bewegte. Es war die Sprosse einer
Strickleiter. Er zog daran und schnaufte erleichtert, als sie sich aus dem
Gehäuse löste, das direkt hinter der Tür angebracht war. Er zerrte weiter, bis
die Leiter ganz ausgerollt war und ein benachbartes großes Luftschiff nur knapp
verfehlte. Dann musste er sich anstrengen, um die Füße auf die Sprossen zu
bekommen. Jetzt prasselte ihm der Regen auf den Rücken, und als sich vor
Anstrengung wieder ein paar Nähte im Bauch lösten, schrie er vor Schmerzen auf.
In der Schulter spürte er einen stechenden Schmerz.
    Er kämpfte die Pein nieder und überwand die Furcht, jeden Moment
einfach weggeweht zu werden. Endlich konnte er die Füße auf die Strickleiter
stellen, sich hochziehen und sich durch die offene Tür hineinrollen, um auf
dem Rücken liegend einen Moment zu verschnaufen. Keinen Moment zu früh, denn
das Luftschiff krängte schon wieder. Er war bis auf die Haut durchnässt, und
das Blut strömte aus zahlreichen Wunden, die während der Kletterpartie wieder
aufgerissen waren.
    Die Tür hinter ihm stand noch offen, die Strickleiter pendelte frei
über dem Dach. Jede Bö warf einen neuen Schauer in das Foyer. Chapman war
nirgends zu entdecken.
    Keuchend und vor Anstrengung Grimassen schneidend rappelte Newbury
sich auf. An einer Anrichte, die fest mit dem Empfangstisch im Foyer
verschraubt war, stützte er sich ab. Als sich das Luftschiff langsam wieder
ausrichtete, konnte er endlich sicher stehen. Er wischte sich das Wasser aus
den Augen. Der Regen trommelte laut auf die Holzverkleidung der Gondel.
    Auf einmal ruckte das Luftschiff heftig, als die Maschinen mit
lautem Heulen ihre Arbeit aufnahmen. Newbury hielt sich verzweifelt an der Anrichte
fest, um nicht hinzufallen, atmete keuchend und hatte große Mühe, überhaupt auf
den Beinen zu bleiben. Das Luftschiff fuhr über den Fluss hinweg, entfernte
sich von der Fabrik und beschleunigte.
    Müde, voller Schmerzen und unsicher, ob er überhaupt noch genug
Kraft für einen Kampf hatte, drehte Newbury sich zu dem Durchgang zur
Pilotenkanzel um. Dort würde er hoffentlich Chapman finden und die
Angelegenheit zum Abschluss bringen.

28
    Die Tür der Pilotenkanzel, wo Newbury Chapman dingfest
machen wollte, war verschlossen. Mit laut brummenden Motoren hatte sich das Luftschiff
wieder aufgerichtet, ab und zu erbebte es, wenn es von starken Böen erfasst
wurde. Es hatte an Höhe gewonnen und schwebte hoch über der Fabrik und der
Stadt.
    Newbury war völlig erschöpft und wollte Chapman möglichst schnell
festnehmen. Der Mann hatte in der Fabrik seine Waffe verloren und vermutlich an
Bord dieses nagelneuen Luftschiffs keinen Ersatz gefunden. Die Fabrik hatte das
Fahrzeug sicher erst vor einigen Tagen fertiggestellt, und dies war seine
Jungfernfahrt. Dennoch, ganz sicher konnte er nicht sein, und er war nicht
gerade in körperlicher Höchstform. Auch wenn Chapman ein Dilettant und ein Geck
war, der Mann war skrupellos und raffiniert. Newbury konnte nur hoffen, dass er
das Überraschungsmoment auf seiner Seite hatte. Er richtete sich auf, packte
den Türgriff und drehte ihn kräftig herum. Dann trat er zurück und ließ die Tür
in seine Richtung aufschwingen. Sie prallte gegen die Wand des Durchgangs.
    Chapman saß in der kleinen Pilotenkanzel an der Steuerung und
bediente mit fliegenden Händen die vielen Hebel,

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