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Affinity Bridge

Affinity Bridge

Titel: Affinity Bridge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Mann
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geschickte Arbeit.
Das war ein außerordentliches Stück Ingenieurskunst, und wenn Veronica nicht
die dünne Fuge aufgefallen wäre, hätten sie ihre Suche vorzeitig beenden und wieder
gehen müssen.
    Noch einmal fuhr er mit den Fingern über die Tür. Es gab keine
Schalter, Griffe oder Auslöser. Da ihm nichts Besseres einfiel, versetzte Newbury
der Tür einen Stoß und spürte, dass sie ein wenig nachgab. Er drückte fester,
es klickte, und dann trat er zurück, weil die Tür von selbst nach außen
aufschwang. Er spähte vorsichtig in die hell beleuchtete Kammer, die
dahinterlag.
    Pierre Villiers stand vor einem niedrigen Behandlungstisch in einem
Raum, der wie ein Operationssaal eingerichtet war. Der Boden, die Decke und die
Wände waren mit weißen Kacheln gefliest, in Halterungen brannten ringsherum
helle Gaslampen. Neben dem Behandlungstisch stand ein zweiter Tisch mit einer
Anzahl von Werkzeugen, Messern, Linsen und anderen chirurgischen Instrumenten.
Villiers beugte sich über den leeren Schädel eines Automaten und war gerade
dabei, ein menschliches Gehirn in die Höhle einzusetzen. Das Organ stand auf
dem Operationstisch in einer großen Ballonflasche bereit, in der eine gelbliche
Flüssigkeit blubberte und sprudelte, als sei sie mit irgendeiner Art von
Luftversorgung verbunden. Die ganze Ausstattung erinnerte Newbury zu seiner
Beunruhigung an die Leichenhalle: kalt, klinisch und vom überwältigenden
Gestank des Todes erfüllt.
    Villiers merkte nicht einmal auf, als Newbury, Bainbridge und
Veronica eintraten, obwohl ihre Schuhe auf dem harten Boden klickten. Er war
allein, Chapman war nirgends zu entdecken. Newbury räusperte sich. Nach einem
Moment blickte Villiers kurz auf und wandte sich sofort wieder seiner Arbeit
zu. Er redete, während seine Finger im Messingschädel des Automaten tanzten.
»Sir Maurice, ich hätte nicht erwartet, Sie so bald schon wiederzusehen.«
    Newbury lachte. »Monsieur Villiers, vermutlich haben Sie nicht
erwartet, mich überhaupt noch einmal zu sehen.«
    Der Franzose zuckte mit den Achseln. »Wie Sie meinen.«
    Â»Diese Automaten, die Sie erschaffen haben, sind wohl doch nicht
ganz so unfehlbar, wie Sie uns einreden wollten, nicht wahr?«
    Villiers nahm ein Werkzeug vom Beistelltisch und klapperte damit im
Messingschädel herum. »Nein. Aber sie sind schön, oder? Ein Wunder der modernen
Wissenschaft. Sagen Sie mir nicht, Sie seien nicht fasziniert, Sir Maurice, und
Sie seien nicht wenigstens ein bisschen neugierig, wie ich die Maschinen zum
Funktionieren bringe.« Er blickte kurz in Newburys Richtung, schien aber an
etwas anderes zu denken, das in weiter Ferne lag. Er räusperte sich. »Hier, lassen
Sie mich Ihnen zeigen, woran ich arbeite.«
    Bainbridge machte einen Schritt und hob schon den Stock, doch
Newbury hielt ihn mit erhobener Hand auf. »Nur einen Moment noch, Charles. Es
zahlt sich bestimmt aus, wenn wir genau wissen, womit wir es zu tun haben.«
    Villiers lachte laut. »Ich hab’s doch gewusst!« Er trat hinter den
Behandlungstisch und drehte den Schädel des Automaten zu Newbury herum, damit dieser
ins Innere blicken konnte. In der Schädelbasis saß ein kurzer Messingdorn, von
dem kurz unter der Spitze vier unglaublich dünne Fäden ausgingen. Villiers
schob die Hand in die Öffnung, und als er das Wort ergriff, war seine Stimme
voller Überheblichkeit und Stolz. »Das menschliche Organ wird hier in diese
Höhle gelegt, es wird langsam auf den Messingdorn gesetzt, der es an Ort und
Stelle festhält. Dann werden die Drähte auf genau bestimmten Bahnen durch den
Kortex gezogen, bis sie mit den entsprechenden Reaktionszentren in der linken
und rechten Hirnhemisphäre verbunden sind. Elektrische Reize, die durch die
Bewegungen des Automaten selbst entstehen, werden mittels dieser Drähte
zurückübertragen. So entsteht eine einfache Schnittstelle mit dem Nervensystem,
die das Organ in die Lage versetzt, die Eindrücke aus der Welt außerhalb des
Gehäuses zu verarbeiten.« Er schnalzte mit der Zunge. »Ich nenne dies meine
Affinitätsbrücke. Dies ist das Gerät, mit dessen Hilfe meine Schöpfungen lernen
können, mit der Außenwelt zu interagieren.« Er grinste, als sei er sehr
zufrieden mit dem aufmerksamen Publikum. »Sobald alles funktioniert, füllen wir
den Schädel mit einem konservierenden Gel

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