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Affinity Bridge

Affinity Bridge

Titel: Affinity Bridge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Mann
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Bug
des Luftschiffs in den kräftigen Wind drehte, doch an der Sinkgeschwindigkeit
konnte er nichts verändern. Wider alle Vernunft hoffte er, das Wasser werde den
Aufprall mildern.
    Das Luftschiff tauchte in die Themse, legte sich auf die Seite und
prallte von der Oberfläche ab wie ein hüpfender Stein. Dann sank es mit einer
großen Bugwelle halb ins Wasser und hielt an. Der Ballon tanzte auf dem Fluss,
während die Gondel, die nicht zum Schwimmen gebaut war, rasch eine Menge Wasser
zog und zum Grund des Flusses sank.
    Die Angst verlieh Newbury ungeahnte Kräfte. Aufgeregt drehte er sich
um und vergewisserte sich, dass Veronica nichts geschehen war. Sie stand hinter
dem Pilotensessel, an dem sie sich während der Landung festgehalten hatte. Er
legte ihr zärtlich eine Hand auf die Wange. »Ich hoffe, Sie können schwimmen.«
    Sie nickte. »Helfen Sie mir mit Chapman.«
    Newbury betrachtete den Industriellen, der immer noch bewusstlos
war, obwohl die ersten kleinen Wellen seine Wange benetzten. »Wenn es denn sein
muss.«
    Stöhnend bückte er sich und schob Chapman einen Arm unter die
Achsel. Veronica tat das Gleiche auf der anderen Seite, und so konnten sie ihn
gemeinsam zum Ausgang zerren. Der Durchgang füllte sich schneller als vermutet
mit Wasser, und als sie den Haupteingang der Gondel erreichten, mussten sie
Chapman bereits schwimmend mitschleppen. Glücklicherweise hatte die Tür nachgegeben
und war während der Landung aufgesprungen. Deshalb konnten sie leicht
nacheinander hindurchgelangen und Chapman nach draußen bugsieren. Das Wasser
des Flusses war eiskalt, und da Newbury eine Menge Blut verloren hatte, fühlte
er sich schwach und litt sofort unter Krämpfen. Mit wütendem Wassertreten
verlieh er seiner Entschlossenheit, Veronica keinesfalls im Stich zu lassen, da
sie schon fast in Sicherheit waren, einen energischen Ausdruck.
    Wind und Regen drangen wieder auf sie ein, als sie sich endlich aus
dem Luftschiff befreit hatten. Er verschränkte die Arme mit Veronica, um eine
Art Tragesitz für Chapman zu bilden, und auf diese Weise arbeiteten sie sich so
rasch wie möglich zum nahen Ufer vor. Es dauerte nicht lange, bis Veronica
Chapman auf den glitschigen Schlick am Flussufer ziehen konnte. Newbury,
inzwischen der Ohnmacht nahe, trieb noch einen Moment im eiskalten Wasser, ehe
sein Körper ihn endgültig im Stich ließ. Ihm schwindelte, das Wasser schlug
über seinem Kopf zusammen, und die Kälte drang ihm bis ins Mark.
    Auf einmal aber lag er auf dem Rücken, Veronica beugte sich über ihn
und vergewisserte sich, dass er noch atmete. Sie zerrte ihn weiter die
Böschung hinauf, bis er außer Gefahr war. Immer noch prasselte ihm der Regen
ins Gesicht, unter dem Kopf spürte er den nassen, klebrigen Schlamm. Sterne
tanzten ihm vor den Augen, und in der Ferne, draußen auf dem Fluss, konnte er
den Umriss des Luftschiffs erkennen, das von der Strömung fortgetragen und vom
Wind durchgerüttelt wurde. Er konnte sich kaum noch bewegen.
    Â»Wir haben es geschafft. Wir haben es wirklich geschafft, Maurice!«
Sie legte ihm eine Hand auf die Brust und hockte sich erschöpft neben ihn auf
die Böschung. Ihr Atem ging flach. »Jetzt machen Sie bloß nicht schlapp, die
Polizei ist schon unterwegs.«
    Es wurde schwarz um ihn.

29
    Veronicas Schritte knirschten im Kies, als sie gemächlich
den Weg zum Heim hinaufschritt. Die unwirtliche Witterung hatte in der
vergangenen Nacht ein Ende gefunden, Wind und Regen hatten nachgelassen, und
ein kalter, klarer Morgen war angebrochen, der nach Veronicas Ansicht viel
besser als das Unwetter der vergangenen zwei Tage zu dieser Jahreszeit passte.
Sie atmete die frische Luft tief ein. Es roch schon ein wenig nach Winter.
Unbewusst, als ließe sie der Gedanke an die wechselnden Jahreszeiten frösteln,
klappte sie den Kragen des dicken Übermantels hoch. Ihre Wangen brannten sogar
ein wenig vor Kälte.
    Viele Insassen des Heims waren draußen und verschafften sich ein
wenig Ertüchtigung im Lichthof, hatten sich zu kleinen Gruppen versammelt,
suchten den Schutz der dürren herbstlichen Bäume oder tappten im Kreis herum
wie gefangene Tiere, die nach einem Fluchtweg Ausschau hielten. Die
Pflegerinnen standen wie gewöhnlich im Schutz des Bogengangs und beobachteten
alles aufmerksam, aber mit ausdruckslosen Gesichtern.
    Veronica sah sich nach Amelia um, während sie

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