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Affinity Bridge

Affinity Bridge

Titel: Affinity Bridge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Mann
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Büros. Veronica blickte Newbury
fragend an, ehe sie hinüberging und die Tür öffnete. Im Flur stand ein
Botenjunge, der eine kleine Karte in der rechten Hand hielt.
    Â»Eine Nachricht für Sir Maurice Newbury, Madam.«
    Â»Danke, ich werde sie ihm geben.« Sie wandte sich an Newbury, der,
neugierig geworden, ebenfalls zur Tür gekommen war. Er nahm ihr die Karte ab
und drehte sie um.
    Â»Von Bainbridge«, sagte er ernst und blickte Veronica in die Augen.
»Holen Sie Ihren Mantel. Es hat schon wieder einen Mord gegeben.«

3
    Die Droschke ratterte lautstark über das Pflaster, die
Kolben knirschten angestrengt, und der Fahrer verfluchte den Mechanismus, als
könnte er ihn damit zu größerer Eile antreiben. Newbury und Veronica saßen
schweigend hinten und wurden kräftig durchgeschüttelt, während sich das Fahrzeug
auf der unebenen Straße dem Ziel näherte. Vorne hockte der Fahrer auf dem
Führerstand und zog an verschiedenen Hebeln, um die Neigung der Räder zu
verstellen, die von den Kolben der schnaufenden Dampfmaschine angetrieben
wurden. Obwohl die Stahlräder mit poliertem Hartholz verkleidet waren, fuhren
immer wieder heftige Stöße durch das ganze Gefährt. Veronica fand, dass es zwar
einige Minuten länger gedauert hätte, aber um einiges bequemer gewesen wäre,
wenn sie eine altmodische Pferdedroschke genommen hätten, statt auf dieses
laute und schmutzige Transportmittel zurückzugreifen. Newbury dagegen glaubte
fest an den Fortschritt und genoss jede Sekunde ihrer ungestümen Reise, auch
wenn der Fahrer seinen Apparat nur mit Mühe unter Kontrolle hielt.
    Der Nebel war zum Schneiden dick, eine ungesunde gelbe Wolke hatte
sich über die Stadt gelegt, bedeckte die Einwohner wie mit einem Leichentuch
und bot den Geschöpfen, die im Schutze des Zwielichts umgingen, eine gute
Deckung. Veronica blickte zum Fenster hinaus und konnte im Dunst gerade noch
die schwachen Umrisse der prächtigen Gebäude erkennen. Hin und wieder begegnete
ihnen ein anderes Fahrzeug, dessen Insassen hinter den dunklen Scheiben und
den Nebelschwaden nicht zu erkennen waren. Gaslaternen flackerten in der
feuchten Luft und säumten die Straßen als körperlose helle Flecken. Mit
schwachen Lichtern ausgestattete Fuhrwerke schienen auf einem Teppich aus wallendem
Nebel zu gleiten. Es war spät am Vormittag, doch Veronica kam es so vor, als
habe der Tag irgendwie innegehalten und als sei die Sonne einem bedrückenden
Zwielicht gewichen, das sich gleichförmig in der ganzen Stadt ausgebreitet
hatte. Sie blickte nach oben. Der sonst recht lebhafte Luftschiffverkehr war
angesichts des schlechten Wetters sicher zum Erliegen gekommen, oder sie
mussten weit über den Nebel in Regionen aufsteigen, wo der Himmel klar war und
nicht von den Ausdünstungen der Stadt verschmutzt wurde. Schließlich warf sie
einen Blick zu Newbury, der ein sehr ernstes Gesicht machte. Sie legte die
gefalteten Hände in den Schoß und wartete.
    Nach einer Weile, als sie sich Whitechapel und damit dem Tatort
näherten, lichtete sich der Nebel ein wenig. Die Gebäude wurden sichtbar, die
Straßen waren hier schmaler, und die großen Villen und die weitläufigen
Terrassen von Bloomsbury wichen den weitaus weniger beeindruckenden Gebäuden,
Fabriken und Schenken dieses Viertels. Whitechapel war gewiss keine Gegend, die
Veronica freiwillig aufgesucht hätte, sondern ein heruntergekommener Bezirk, wo
sich Bettler, Verbrecher und Dirnen herumtrieben. Sie schauderte, als sie
überlegte, was sie am Tatort vorfinden mochten.
    Veronica raffte sich den Mantel enger um die Schultern und zog den
Vorhang vor das Fenster der Droschke. Newbury warf ihr einen fragenden Blick zu
und hätte offenbar gern erfahren, was sie beunruhigte. Sie tat so, als hätte
sie es nicht bemerkt.
    Es dauerte nicht lange, bis die Droschke schaukelnd anhielt und der
Fahrer aus dem Führerstand herunterkletterte, um den beiden Fahrgästen die Tür
zu öffnen. Die Maschine lief noch, und draußen war der Lärm fast unerträglich.
Es klang, als arbeitete dort eine mächtige Apparatur wie in einer Fabrik, die
Dampfwolken ausstieß und Ruß in den sowieso schon trüben Vormittag spie.
    Newbury entlohnte den Fahrer. Kaum war er aus dem Fahrzeug
gestiegen, da war bereits Bainbridge an seiner Seite, auf den Gehstock gestützt
und den Übermantel eng um den drahtigen

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