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Afghanistan, Srebrenica & zurück (German Edition)

Afghanistan, Srebrenica & zurück (German Edition)

Titel: Afghanistan, Srebrenica & zurück (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert F. Schaaf
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schlanken Fingern – gegenüber. „Hab dich lange nicht gesehen“, sagte Mary-Jo, ihre großen grünbraunen Augen funkelten. „Kommst du zurecht?“
    „Das sollte ich dich fragen, Mary-Jo.“ Anica erwiderte den Blick aus blinkernden Blauaugen, nippte dabei an ihrem Glas. Der Champagner war gar nicht schlecht. Eisgekühlt perlte er erfrischend durch die Kehle, verbreitete Wohlsein in allen Körpergefäßen. „Nun, in letzter Zeit habe ich – ehrlich gesagt – ein wenig auf der Bärenhaut gelegen“, sagte die Reporterin wahrheitswidrig und fügte aufrichtig hinzu: „Ich denke manchmal, dass ich doch nicht für das extreme Klima hier geschaffen bin.“
    „Wer von uns ist das schon, Anica. Im Winter friert einem der Heckrotor ab, im Sommer überschwemmt der eigene Schweiß die Heli-Kanzel. Da lob ich mir mein Louisiana.“
    „Heimweh?“
    Mary-Jo hob die Achseln. „Heimweh hin oder her. Es ist alles eine Frage der Zweckmäßigkeit. Noch zwei Jahre hier, und ich brauche keine Bank mehr in New Orleans, um das Geschäft zu der Goldgrube zu machen, wie ich es Dad versprochen habe.“
Sie war bei ihrem Lieblingsthema. Anica bekam es jedes Mal zu hören, wenn sie Mrs. Hayward-Ball traf, und wiegte wieder den Kopf. „Du und dein Flugzeugladen.“ Mary-Jo wollte den Hangar ihres Vaters mit einer Fliegerwerkstatt vergrößern, einen Schrottplatz anbauen und Gebrauchtmaschinen ansammeln, um sie aufzupolieren und schiffsladungsweise nach Südamerika zu verkaufen, ein Millionendeal. Ihr Vater hatte nur eine Bedingung: Eine Schrottpresse, um alte, ausgediente Flugzeugswracks in dreißig Sekunden in handliche Metallpakete der mittleren Größe eines Kabinenkoffers zu verwandeln, die man stapeln und ebenfalls in die Zweidrittel-Welt verhökern konnte, bei lächerlich geringem Zoll, aber exorbitanten Preisen.
    „Das ist die Zukunft, Anica“, behauptete sie behaglich. „Meine und die Alterssicherung von Dad. Und ich habe es in der Hand. Die eine Hälfte ist bereits unter Dach und Fach. Noch die paar Monate und sie können meinetwegen den ganzen Balkan an Allah oder den Kommunismus zurückgeben. Ich bin Realistin. Für mich ist das hier ein Scheißland, wenn du mich fragst. Irgendwo wird der liebe Gott sein Klistier hineinstecken, ob in Grosny, Kabul, hier oder anderswo. Doch zu Hause wächst mein Bankkonto. Du brauchst gar nicht mit dem Kopf zu schütteln. Eure Bundeswehrlandser wollen doch gar nicht mehr raus aus Somalia, wenn sie an ihre Kontoauszüge denken. Ist ja auch schließlich das einzige, was einen mit allem versöhnt. Was die Leute hier anstellen, wenn ich daheim meinen Laden komplett habe, ist mir so egal wie das Schicksal einer Batterie Geschosshülsen oder leergetrunkener Champagnerflaschen. Prost!“
    „Damit wirst du bei Colonel Sparks schön ankommen“, sagte Anica. „Er hat mir mal gesagt, dass die Vereinigten Staaten hier eine Mission zu erfüllen haben, eine heil...“
    „...same“, vollendete Mary-Jo unzutreffend. „Sanktioniert von den UN mit Segen von Papst und Völkergemeinschaft.“
    „Somalia habt ihr schon genannt“, mischte sich Burkhart ein, der mit frischer Saftkaraffe und Sektkübel hinzugetreten war. „Vorher gab es Korea, Vietnam, Grenada, Golf und...“
    „...die Schweinebucht, ich weiß.“ Seine Frau feixte. „Für mich zählt, dass ich einen Black Hawk so zu fliegen verstehe, dass man mein Händchen hier braucht. Ich weiß, wann ich meine Raketen auszulösen habe. Wenn sich mir ein Ziel bietet, das sich nicht als Freund identifiziert, kann ich nach Rückkunft mit hundertprozentiger Sicherheit Meldung machen, dass es zerstört ist. Man weiß, dass man auf mich zählen kann. Meine Moral ist: anständige Arbeit gegen anständige Bezahlung. Wird der alte Knochen Sparks niemals begreifen. Mit seiner heil...igen Mission, Amerikas Ehre retten und so. Ich für meinen Teil demissioniere, wenn mir die State Bank of Louisiana den Bankauszug mit der Summe schickt, auf die ich warte. Ich kann nur jedem empfehlen, Anica, das auch zu tun, und man ist gut beraten.“
    „Du solltest ihr ein paar Sachen vor dir geben“, forderte Burkhart seine Frau auf.
    „Und dann musst du erklären, wieso du es wagst in diesem Aufzug hier anzurücken“, fügte Mary-Jo, Anica süffisant anlächelnd, hinzu.

7 Der Beginn der Party
     
    Als erste erschienen die Kamensieks, sie blass, intelligent und zurückhaltend, er auch knapp um die dreißig mit einem harten, kantig wirkenden Gesicht, dessen spitze

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