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Afghanistan, Srebrenica & zurück (German Edition)

Afghanistan, Srebrenica & zurück (German Edition)

Titel: Afghanistan, Srebrenica & zurück (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert F. Schaaf
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anzutreffen ist. Sogar bei den Bündnispartnern. Sie macht uns unsere Aufgabe so schwer. Jedermann sagt: `You are welcome!´ Aber seine Augen sagen: Könnte ich dich in die Neretva werfen, ich würde es tun. Alle murmeln ihr stereotypes `You are welcome´ und denken dabei ganz anders. Für sich nennen sie uns Schweine und Affen. Unsereiner wird nicht warm mit den Menschen und nicht mit dem Land. Man fühlt sich einfach unwohl.“
    „Sie halten uns zum Narren“, schloss sich Mr. Sparks an. „Neidhammelei bei den Alliierten, orientalische Hinterfotzigkeit bei den einen und orthodoxer Konservatismus bei den anderen. Man braucht nur in ihre Gesichter zu schauen.“
Anica schwirrte der Kopf, sie nahm ihn zwischen die Hände. Gedankenblitze, furchtbare Gedankenblitze, und Menschenschreie wie kreischende Sägeblätter hallten in ihren Ohren nach. Zitternd trat sie durch die improvisierte Terrassentür. Der Hausherr empfing sie mit dunklen Augenrändern und einem Achselzucken, als wolle er seine Verdrießlichkeit darüber ausdrücken, dass die Party immer noch in vollem Gang war.
    „Da kannst du genauso gut ein Ei angucken“, äußerte Frau Kamensiek, „und herauszufinden suchen, ob es innen schlecht ist.“ Sie machte eine abschätzige Handbewegung.
    Ihr Mann drehte die Musik etwas lauter. „Falls jemand tanzen möchte...“
    Burkhart und Anica sahen sich vielsagend an, als sie sich behutsam der Runde zugesellten. Die Journalistin, allmählich mit ruhigerem Herzschlag, fragte sich, ob es richtig war, zur Party zurückzukehren. Einerseits war sie noch ganz gefangen von der Ungeheuerlichkeit des zuvor Erlebten und sehnte sich nach Geborgenheit und Aussprache, andererseits konnte sie hier aller Erfahrung nach nur mit phrasenhaften Argumenten von Außenstehenden rechnen. Mal sehen, dachte sie, ob ich durch meinen Beitrag wenigsten etwas verändern kann...
    Es tanzte niemand. Mrs. Sparks stellte die Lautstärke wieder leiser, setzte ihr Glas ab und erklärte: „Wenn ihr mich fragt, hat man hier einige Fehler gemacht. Der schwerwiegendste ist wohl, dass man nicht von Anfang an das Land unter amerikanische Militärverwaltung gestellt hat. Wir wären viel weiter gekommen damit.“
    Frau Kamensiek hob die Oberlippe zu einem flüchtigem Lächeln und sagte in höflichem Ton: „In welcher Zeit leben Sie, gnädige Frau? Die Zeiten Kennedys sind passé.“
    „Eben“, beharrte Mrs. Sparks. „Jetzt und hier leben wir. Nach dem Untergang der Sowjetunion sind falsch verstandene Rücksichtnahmen fehl am Platz. Mehr denn je.“
    „Völkerrechtlich immer noch sehr kompliziert“, wagte ihr Mann einzuwenden. „Das musst du immerhin bedenken, meine Liebe.“
    „Es sind Situationen denkbar“, erklärte Mrs. Sparks, „in denen man sich nur Unannehmlichkeiten einhandelt, wenn man das Völkerrecht anzuwenden versucht.“
    „Es genügt, es einzuhalten“, mahnte ihr Mann und hob den dicken Zeigefinger. „Demokratie in unserem Sinn ist immerhin unbrauchbar für ein Land mit solchen Verhältnissen. Die Menschen sind einfach nicht reif dafür. Sie sind es gewohnt, hart, sprich autoritär, angepackt zu werden, dann herrscht Ruhe und Ordnung und man kann über Demokratie reden. Sie sollen sich brüderlich zusammenschließen, wie es jetzt die Kroaten und Moslems vorexerzieren. Anders ist das nicht zu schaffen.“
    „Soll heißen, wir schaffen es nun nicht mehr?“ fragte Burkhart, der sich wie immer mit den Zielen seiner Frau identifizierte.
    „Wir nicht und die ganzen UN nicht“, entgegnete Mrs. Sparks. „Es sei denn, man ist bereit, Opfer zu bringen. Heilige Kühe müssen geschlachtet werden. Das einseitige Waffenembargo gegen Bosnien ist doch eine Farce. Der Iran liefert via Zagreb nicht an Bosnien, wie die Medien melden, der Empfänger ist vielmehr die muslimische Armee des Alija Izetbegovic, die, wie man erstaunt zur Kenntnis nehmen muss, von UN-Truppen massiv unterstützt wird. Heiliger Krieg! Gott, wenn ich das schon höre. Ehrenvoller Krieg, vaterländischer Krieg: alles hohle Worthülsen. Der Mensch ist das größte Raubtier an der Spitze aller Geschöpfe, hochtechnisiert heutzutage, aber nichtsdestoweniger reißerisch – von Natur aus. Mit Demokratie ist da noch kein Blumentopf gewonnen worden. Oder hat man das Volk gefragt, ob es das gewollt hat, was sich uns heute hier bietet? Man hat es geführt! Nämlich an der Nase herum! Am schlimmsten sind die Journalisten! Sie weiden sich am Unglück der vom Krieg Betroffenen und

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