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African Angel - Mit 50 Cents die Welt veraendern

African Angel - Mit 50 Cents die Welt veraendern

Titel: African Angel - Mit 50 Cents die Welt veraendern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harriet Bruce-Annan
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und ehrgeizig, wie die Ashanti sind, hatte er sich über die Jahre hochgearbeitet, bis er schließlich Leiter des Fuhrparks geworden war und als Transportmanager alle anderen Fahrer unter sich hatte. Inzwischen war Agip von der ghanaischen Regierung aufgekauft worden und heißt seither Ghana Oil oder GOIL. Mein Vater wurde hoch geachtet und verdiente gut. Auch den Brüdern meiner Mutter hatte er bei Ghana Oil Jobs verschafft, was ihm meine Oma nie vergessen sollte.
    Wer in einem Unternehmen wie GOIL eine wichtige Position innehatte, der verdiente nicht nur gut, sondern hatte auch verschiedene Möglichkeiten, sich zusätzliche Einkünfte zu verschaffen. Als Nebenverdienst besonders begehrt waren die leeren Ölfässer, die an ausgesuchte Mitarbeiter verteilt wurden. Der Konzern hätte sie teuer entsorgen müssen und war daher froh, sie loszuwerden. Mein Vater aber, und später auch ich, wir kannten die Männer, die diese kostbaren Behälter aufkauften. Zunächst wurden die Fässer gründlich gereinigt und konnten dann für alles Mögliche verwendet werden: als Wassercontainer, für Zisternen oder für andere Flüssigkeiten. Im Norden Ghanas gab es auch Brauereien, die sehr an den Fässern interessiert waren.
    Die Ölfässer boten meinem Vater gute Nebeneinkünfte. Eigentlich hätten wir uns daher keine ernsthaften Sorgen machen müssen. Doch die Ashanti-Tante und ihre Kinder waren immer präsent, und meiner Mutter war einfach nicht wohl, wenn sie nicht ihr eigenes Geld verdiente.
    Im Jahr nach dem Abriss des Makola-Marktes bekamen wir, zu unser aller Überraschung, ein neues Familienmitglied. Am 1. Dezember 1980 kam Ama Tanowaa zur Welt. Sie war von meinen Eltern ungeplant in eine äußerst schwierige Epoche unserer Familie hineingeboren worden.
    Ich selbst war damals 14 Jahre alt und die neue Schule nahm mich völlig in Beschlag. Dennoch spürte ich, dass nichts mehr so war wie vorher. Meine Mutter kämpfte um ihre Existenz und hatte ein Neugeborenes zu versorgen. Und wie ich später erfuhr, bangte sie außerdem um die Liebe ihres Mannes.
    Vielleicht hatte sie ihn immer zu sehr verwöhnt. Vielleicht hatte auch meine Tante Oforiwaa Erfolg, die meinem Vater ständig in den Ohren lag, dass diese Antonia nicht die Richtige für ihn sei. Jedenfalls wandte sich mein Vater unmerklich von meiner Mutter ab, anstatt sie in dieser schwierigen Phase zu unterstützen Vieles hatte sich meine Mutter zeitlebens mit Geld erkauft. Nun bekam sie bitter zu spüren, wer in schweren Zeiten zu ihr hielt und wer nicht.
    So erlebte ich meine Kindheit wie eine Prinzessin zwischen verschiedenen Welten: zwischen der Welt der Ashanti und der Welt der Ga. Zwischen Krankheit und Tod. Zwischen Christentum und Voodoo-Glauben. Ich wanderte zwischen der behüteten Welt des vornehmen Mittelschicht-Viertels Adabraka und dem Slum von Bukom hin und her, zwischen Schule und Markttreiben, erlebte friedliche Zeiten und blutigen Umsturz. Alles sog ich in mich auf; die Erfahrungen, die ich machte, prägten meinen Charakter. Ich lebte auf Messers Schneide und daran hat sich bis heute nichts geändert.

EIN TEENAGER MIT GROSSEN PLÄNEN
    Ich hatte schon immer große Träume. Als Kind hatte ich mir vorgenommen, die erste afrikanische Flugzeugpilotin zu werden. Im Garten zwischen unserem Haus und dem der Nachbarn wuchs damals ein prächtiger Baum und dort saß ich oft mit meinen Freundinnen. Wir spielten, erzählten uns den neuesten Klatsch und tauschten unsere Zukunftspläne aus.
    Meine Schwester wollte so bald wie möglich nach London gehen und dort studieren. Eine Freundin erzählte, sie wolle Lehrerin werden, eine andere wiederum meinte, Ärztin sei ihr Traumberuf. Und ich sagte: »Ich werde einmal Flugzeugpilotin. Aber zuerst bekomme ich ein Baby. Damit ich das hinter mir habe. Und danach mache ich die Schule fertig. Wenn ich dann einen Beruf habe, ist mein Baby schon groß und wir haben ein schönes Leben miteinander.«
    Alle lachten. Niemand nahm das ernst. Auch ich hatte meine Pläne schon bald wieder vergessen. Aber meinen Wunsch, Pilotin zu werden, den vergaß ich nicht.
    Wir hatten damals in Adabraka in einem schönen Haus eine großzügige, luftige Wohnung gemietet. Im Haus und in der Nachbarschaft lebten auch einige muslimische Familien und wir waren alle gut miteinander befreundet. Jeder respektierte den Glauben des anderen. Damals sind wir alle auf dieselben Schulen gegangen, nur sonntags haben wir verschiedene Sonntagsschulen und Gottesdienste

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