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African Angel - Mit 50 Cents die Welt veraendern

African Angel - Mit 50 Cents die Welt veraendern

Titel: African Angel - Mit 50 Cents die Welt veraendern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harriet Bruce-Annan
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mich zurück ins Hotel. Es war spät am Abend.
    Wir bewohnten eine elegante Suite, die mit Designermöbeln ausgestattet war, darunter befand sich auch ein wunderschöner Tisch mit einer dicken Glasplatte. Ich war unglaublich wütend.
    »So kann ich nicht weitermachen!«, schrie ich aufgebracht und schlug mit meiner Handkante voller Wucht auf den Glastisch. Zu meiner großen Überraschung brach der Tisch mitten durch und meine Hand blutete wie verrückt. Ich hatte mir eine tiefe Wunde zugezogen, aus der das Blut nur so herausquoll. Erschrocken zog ich mich ins Badezimmer zurück und schloss mich ein. Anthony tobte. Ich umwickelte meine Wunde mit einem Handtuch und wusste nicht, was ich sonst tun sollte. Draußen schrie Anthony, ich solle die Tür aufmachen. Aber ich dachte nicht daran. Schließlich legte ich mich in die Badewanne und deckte mich mit Handtüchern zu. An Schlafen war jedoch nicht zu denken. Irgendwann hatte sich Anthony offenbar beruhigt und klopfte vorsichtig an meine Tür. Ich öffnete ihm. Er machte sich wegen meiner Hand Sorgen, aber auch wegen des zerbrochenen Tisches und des Hotelzimmers, das voller Blut war.
    »Komm«, sagte er, »wir müssen hier verschwinden! Sonst zeigen die uns noch an.«
    Er überredete mich dazu, trotz meiner Verletzung meine Sachen zu packen. Als wir den Gang entlangschlichen, kam gerade das Zimmermädchen um die Ecke. Anthony steckte ihr ein großzügiges Trinkgeld zu.
    In aller Eile checkten wir aus. Ehe ich mich versah, saßen wir im Zug nach Düsseldorf, wo wir wieder das »Hotel Manhattan« bezogen. Einen Arzt suchten wir nicht auf. Meine Wunde verheilte auch so. Noch heute habe ich an der Kante meiner rechten Hand zwei Narben, eine Erinnerung an jene fürchterliche Nacht.
    Nun saß ich also wieder im »Hotel Manhattan« und starrte auf die Häuserfronten jenseits des Hofes. Seit unserer Abreise aus München waren wir keinen einzigen Schritt weitergekommen.
    »Wir brauchen eine Wohnung«, beschwor ich Anthony. »Ich muss raus! Ich werde hier verrückt! Du hast mir ein anderes Leben versprochen. Was ist mit der Schule?«
    Ich machte Druck. Anthony versprach, eine Wohnung für uns zu finden. Ich weinte viel. Hockte wieder in diesem verdammten Hotelzimmer fest. Anthony ging morgens hinaus, kam abends zurück. Nichts geschah.
    Ich war mit den Nerven am Ende. Machte noch mehr Druck. Wir stritten uns. Ich war verzweifelt. Wie lange sollte es so weitergehen? Ich wollte eine anständige Wohnung und endlich mit meinem Studium beginnen. Irgendwann mussten die Schulferien doch zu Ende sein.
    Erst viel später kam mir der Gedanke, dass alles so geplant gewesen war. Anthony hatte offenbar jahrelang seine Eifersucht hinuntergeschluckt und seine Rache vorbereitet. Er liebte mich. Konnte nicht ohne mich sein. Er wollte mich für sich allein haben, weshalb er mich in dieses fremde Land geschleppt hatte. Dabei hatte es für Anthony überhaupt keinen Grund zur Eifersucht gegeben. Für mich war Anthony der Einzige. Von Untreue konnte nicht die Rede sein.
    Doch da war dieser Cousin, der mich in Accra bei meiner Arbeitsstelle ausspioniert und Anthony davon überzeugt hatte, dass er mich früher oder später verlieren würde, wenn er mich weiterhin in dieser Firma arbeiten ließe: »Eines Tages kommst du von London nachhause und deine Harriet ist weg.« Anthony, ohnehin schon eifersüchtig, hatte das sofort geglaubt. Er hatte mich aus Ghana wegholen müssen. Möglichst weit weg von all diesen Männern, die mir nachstellten. In ein Land, wo ich niemanden kannte. Dessen Sprache ich nicht verstand. Wo ich ihm vollkommen ausgeliefert war.
    Es sollte noch eine ganze Weile dauern, bis ich diese Zusammenhänge begriff. Ich konnte mir nicht vorstellen, welches Spiel Anthony mit mir trieb. Hatte ich nicht alles aufgegeben? Hatte er mir nicht das Blaue vom Himmel versprochen? Scheiterte unser »deutscher Plan« schon daran, dass er nicht in der Lage war, eine Wohnung für uns zu finden?
    Anthony war zuvor durchaus schon in Deutschland gewesen. Mehrfach hatte er hier gebrauchte Autos gekauft und nach Ghana gebracht, um sie dort weiterzuverkaufen. Zudem hatte er in Deutschland Kontakte. Doch mit mir sprach er nicht offen über seine Pläne, und das war für mich ein fürchterlicher Zustand. Ich war es gewohnt, mein Leben selbst in die Hand zu nehmen. Hier war ich zum Warten verurteilt.
    Nach unserem missglückten Ausflug nach München bemühte sich Anthony tatsächlich um eine Wohnung. Das war nicht

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