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African Angel - Mit 50 Cents die Welt veraendern

African Angel - Mit 50 Cents die Welt veraendern

Titel: African Angel - Mit 50 Cents die Welt veraendern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harriet Bruce-Annan
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    Einmal ließ Anthony mich ohne Geld zurück. Ich hatte kein Essen zuhause und aß zwei Tage lang nichts. Mir war schlecht vor Hunger. Ich hatte keine Ahnung, was ich tun sollte. Da erinnerte ich mich an Freunde von Anthony, die in Mülheim lebten. Am besten fahre ich zu denen und leihe mir 10 Mark, dachte ich. Aber ich hatte auch kein Geld für die Fahrkarte, und schwarzfahren wollte ich nicht. Also stellte ich mich an den Bahnhof in Oberhausen und hielt die Hand auf. »Ich brauche eine Fahrkarte nach Mülheim«, erklärte ich den Leuten. Schließlich hatte ich das nötige Geld zusammengebettelt.
    Der Freund meines Mannes ließ sich erweichen und lieh mir 10 Mark, keinen Pfennig mehr. Davon musste ich natürlich wieder die Rückfahrkarte bezahlen. Vom Rest hab ich mir ein paar Lebensmittel gekauft. Es hat gerade so gereicht, bis Anthony wieder da war.
    Einmal kam während seiner Abwesenheit ein Brief von meinem Vater an, der damals in London lebte. Obwohl er an Anthony adressiert war, öffnete ich ihn. Er enthielt viel Geld, worüber ich mich freute. Wochenlang hatte ich meine Haare nicht machen lassen können und sah aus wie eine Vogelscheuche, daher nahm ich etwas vom Geschenk meines Vaters und ging zum Friseur.
    Als Anthony nachhause kam, schlug er mich ganz fürchterlich. Ich solle gefälligst nie wieder seine Post anrühren.
    »Aber sie kam von meinem Vater!«, schrie ich empört. »Von meinem eigenen Vater!«
    »Das spielt keine Rolle! Von meiner Post lässt du die Finger.«
    Selbstverständlich hat er mir keinen einzigen Pfennig von diesem Geld gegeben.
    Ein anderes Mal hatte Anthony mich derart geschlagen, dass ich mich danach nicht mehr nachhause getraut habe. Vor lauter Angst beschloss ich, lieber im Bahnhof zu schlafen. Meine Mutter hatte mir einst ein wunderschönes gewobenes Tuch geschenkt, das ich damals immer bei mir getragen habe. Ich setzte mich im Oberhausener Bahnhof auf eine Bank, deckte mich mit dem Tuch zu und versuchte zu schlafen. Um Mitternacht aber wurde ich geweckt.
    »Du kannst hier nicht bleiben! Der Bahnhof wird abgeschlossen. Geh nachhause.«
    Also musste ich doch wieder zurück. Da es so spät geworden war, habe ich natürlich wieder Prügel bekommen. Ich musste peinigende Fragen beantworten und erklären, wo ich so lange gesteckt hatte. Es war eine von Anthonys seltsamen Regeln geworden, dass er mir die Wahrheit grundsätzlich nicht abnahm. Ich begann mich zu fragen, ob er mir auch früher nicht geglaubt hatte, damals, in meinem glücklichen Leben in Accra, das mir jetzt Lichtjahre entfernt schien.
    In München hatten mir die ghanaischen Freunde geraten, mich ans Arbeitsamt zu wenden. Unter Umständen würde man mir dort eine Umschulung bezahlen. Daher ging ich eines Morgens, ohne Anthony davon zu erzählen, zum Arbeitsamt.
    Die Sachbearbeiterin prüfte meinen Pass und erklärte mir, dass eine bezahlte Umschulung für mich nicht infrage käme. Ich sei weder Aussiedlerin noch Asylantin, mein Mann sei Brite, und wenn ich hier in Deutschland eine Ausbildung machen wolle,müsse ich sie selbst finanzieren. Einen Umschulungsantrag könne ich erst dann stellen, wenn ich mindestens zwei Jahre in Deutschland gearbeitet hätte. Heute haben sie dieses Gesetz übrigens schon lange abgeschafft, aber damals gab es diese Fortbildungsmöglichkeit.
    Dass ich in Ghana eine Ausbildung zur Programmiererin absolviert hatte, interessierte auf dem Amt niemanden. Sie sahen sich nicht einmal meine Zeugnisse an. Ein Diplom made in Afrika ist in Deutschland so viel wert wie ein Stück Altpapier.
    »Es wird schwierig sein«, sagte die Sachbearbeiterin, »solange Sie kein Deutsch sprechen.«
    Aber auch einen kostenlosen Sprachkurs gab es für mich nicht.
    Die Sache ließ mich nicht los: Das Amt würde mir nach zwei Arbeitsjahren eine Umschulung finanzieren. Das war die Lösung. Dann wäre ich endlich von Anthony und seinen Launen unabhängig, hätte mein eigenes Geld und könnte meine Fortbildung ohne ihn schaffen.
    »Wenn ich schon nicht studieren soll«, erklärte ich Anthony, »dann möchte ich wenigstens arbeiten.«
    »Was willst du schon arbeiten?«, konterte er. »Du sprichst ja nicht mal Deutsch!«
    »Dann belege ich eben einen Sprachkurs«, gab ich zurück. Da flippte er völlig aus.
    »So«, sagte er drohend und seine Haare stellten sich gefährlich auf, Vorboten eines neuen Wutanfalls, »du willst also Deutsch lernen. Damit du besser mit deinen Liebhabern reden kannst?«
    Und wieder schlug er

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