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African Angel - Mit 50 Cents die Welt veraendern

African Angel - Mit 50 Cents die Welt veraendern

Titel: African Angel - Mit 50 Cents die Welt veraendern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harriet Bruce-Annan
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einfach. Die Mauer war noch nicht lange gefallen und viele Ostdeutsche kamen in den Westen. Wohnraum war in Düsseldorf knapp. Wir waren wieder auf Anthonys dubiose Kontakte angewiesen, weshalb er sich jeden Tag am Hauptbahnhof aufhielt.
    Endlich kam er mit der Nachricht, dass er in Oberhausen etwas gefunden hätte: eine möblierte Wohnung für 600 Mark monatlich.
    Ich sagte: »Wunderbar! Hier im Hotel zahlen wir fast 150 Mark pro Tag! Da sparen wir ja eine ganze Menge!«
    Aber es handelte sich nur um eine winzige Einzimmerwohnung mit Kochecke und Dusche. Heute weiß ich, dass man uns schwer übers Ohr gehauen hatte, aber damals war ich froh, endlich aus dem Hotel herauszukommen. 20 Mark pro Tag statt 150, das schien mir ein fairer Deal.
    Also zogen wir nach Oberhausen. Ich war überzeugt, dass jetzt alles gut würde. Wir würden uns offiziell anmelden. Und dann könnte ich endlich auf diese Computerschule gehen.
    AUSGELIEFERT
    Wir bezogen die kleine Wohnung, wir meldeten uns an. Nun war endlich die Zeit gekommen, mit meinem Studium zu beginnen.
    »Wollen wir morgen zur Computerschule gehen?«, fragte ich meinen Mann.
    Er schwieg. Sein Schweigen dehnte sich aus, schien irgendwann das ganze Zimmer auszufüllen.
    »Wenn du keine Zeit hast«, sagte ich und bemühte mich um einen unbefangenen Ton, »dann gehe ich allein hin. Gibst du mir bitte die Visitenkarte mit der Adresse?«
    Ich hatte die Anzeichen zu spät bemerkt: diesen Ausdruck in den Augen, seine Haare, die sich aufstellten. Er sah weg. Vielleicht wäre es besser gewesen, den Mund zu halten. Aber ich fand, das hatte ich schon viel zu lange getan.
    »Hör zu, das ist der Grund, weswegen ich nach Deutschland gekommen bin. Ich habe eine gut bezahlte Stelle aufgegeben, damit ich hier studieren kann. Jetzt habe ich lange genug gewartet. Ich will nicht noch mehr Zeit verlieren.«
    »Es sind Ferien«, sagte er zornig. »Ich hab es dir doch schon einmal erklärt.«
    »Ferien?«, fragte ich. »Seit drei Monaten? Die müssen doch irgendwann zu Ende sein. Und wenn nicht, dann ist das Sekretariat besetzt. Ich will jetzt endlich dahin, Anthony, hörst du, ich will nicht mehr länger warten.«
    »Du gehst nirgendwohin!«, warf mir Anthony in schneidendem Ton entgegen. »Hier tust du, was ich sage! In Ghana, da hast du immer gemacht, was du wolltest. Und jetzt bezahlst du dafür.«
    Dafür bezahlen? Wofür denn um Gottes willen? Eigentlich war mir klar, dass es klüger wäre, diese Fragen auf später zu verschieben. Vielleicht sogar die Frage, wann ich endlich die Schule von innen sehen würde. Anthony hatte sich verändert,ich konnte ihn nicht mehr einschätzen. Die Ereignisse in München hatten mich gewarnt. Doch ich bin eine temperamentvolle Frau und habe damals nicht eingesehen, warum ich mich gegen jede Vernunft seinen Launen unterordnen sollte. Meine Existenz stand auf dem Spiel, der Sinn und Grund meiner Anwesenheit in Deutschland. Zuhause vermissten mich mein Sohn und meine Großmutter. Es machte keinen Sinn, hier in dieser winzigen Bude herumzusitzen und darauf zu warten, dass Anthony gnädig gestimmt war. Also ließ ich nicht locker.
    »Ich will zu dieser Schule. Wenn nicht heute, dann morgen. Gib mir endlich die Adresse. Du hast mich doch angemeldet und die Gebühren bezahlt. Worauf warten wir noch?«
    »Ich habe meine Gründe«, herrschte er mich an.
    »Welche Gründe?«, wollte ich wissen.
    »Harriet«, drohte er leise. »Es ist jetzt genug. Ich will das Wort ›Computerschule‹ nie wieder hören, verstanden?«
    »Hör zu«, sagte ich genauso wütend, »du wirst das Wort ›Computerschule‹ so lange hören, bis ich dort mit meinem Studium begonnen habe. Ich bin deine Ausflüchte leid. Du hast es mir versprochen! Bist du einer, der sein Versprechen nicht hält?«
    Es kam wie aus heiterem Himmel. Wir standen uns gegenüber. Auf einmal fuhr seine Faust nach vorn und traf mich mitten ins Gesicht. Auf das linke Auge. Ich war wie gelähmt. Er schlug ein zweites Mal zu, diesmal traf er das rechte. Ich fiel hintenüber aufs Bett. Noch nie war ich von einem Menschen derart geschlagen worden. Und nun hatte damit ausgerechnet der Mann begonnen, den ich liebte wie mein eigenes Leben.
    Ich verbrachte die folgenden Tage wie unter Schock. In meinem Gesicht waren blutunterlaufene Veilchen aufgeblüht. Meine Augen waren zugeschwollen. Ich sah aus wie ein Monster. Es tat weh, entsetzlich weh, doch viel schlimmer waren die Schmerzen in meinem Innern. Es hat etwas zutiefst

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