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African Boogie

African Boogie

Titel: African Boogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Barz
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auf. »Ich bringe sie zu Sandra«, sagte er über die Schulter. Dann verschwand er zwischen den Felsen.
    Andreas Amendt beugte sich zu Katharina: »Sind Sie in Ordnung?« Statt einer Antwort streckte Katharina ihm ihre Hand hin, damit er ihr aufhalf.
    Die Sonne stand bereits dicht über dem Horizont. Sie würden nicht viel Zeit haben, den Tatort zu untersuchen. Also begann Katharina, die Aussichtsplattform systematisch abzuschreiten. Es musste ein heftiger Kampf gewesen sein. Nicht nur auf der Brüstung war Blut. Handabdrücke auf dem Boden, Spritzer auf den Felsen, der Tragegurt der Fototasche war abgerissen. Dirk-Marjan hatte sich bis zuletzt gewehrt. Nur gegen wen? Es brauchte schon ziemliche Kraft, einen erwachsenen Menschen über die Brüstung zu werfen. War der Freiherr wirklich so stark?
    Plötzlich hörte Katharina hinter sich ein Kratzen. Sie drehte sich um und erstarrte. Aus einer Felsspalte kam ein Pavian: ein großes Tier, ein behaartes Muskelbündel.
    Der Affe betrachtete sie. Neugierig, aber ohne Drohgebärden. Wie hatte der Freiherr das gemacht? Katharina ließ sich in die Hocke nieder und flüsterte: »Keine Angst, ich bin ganz harmlos!« Etwas Besseres fiel ihr nicht ein. Aber vermutlich kam es auf den Ton an.
    Das Tier kam langsam mit schlurfenden Schritten auf sie zu. Jetzt nur nicht provozieren. Katharina blieb still hocken. Der Affe stand jetzt fast Gesicht an Gesicht mit ihr. Er streckte die Arme aus, legte sie auf Katharinas Schulter …
    … und ließ sich sanft an sie sinken. Er war so schwer, dass Katharina beinahe nach hinten umkippte. Schnell streckte sie die Beine aus, sodass sie ganz auf dem Boden saß. Der Affe blickte noch einmal zu ihr hoch – erst jetzt sah Katharina, dass sein Blick glasig war – und kuschelte sich an ihren Busen. Dann war er eingeschlafen.
    Jetzt wusste Katharina, was nicht stimmte. Das Tier war stoned von den Nachwirkungen eines oder mehrerer Betäubungspfeile. Aber was machte es dann hier? Hatte Augustin nicht gesagt, dass sie alle Affen gefunden und wieder eingesperrt hatten? Katharina legte ihrerseits die Arme um den Affen und wiegte ihn. Solange er schlief, konnte er wenigstens keine Gliedmaßen ausreißen.
    Amendt, der langsam um sie herumging, flüsterte ihr zu: »Das nennt man übrigens Affenliebe!«
    Katharina war nicht nach Scherzen zumute. »Tun Sie was!«, zischte sie.
    »Schon dabei!« Amendt fischte eine Spritze und eine Ampulle aus seiner Tasche. »Natrium-Pentothal! Betäubungsmittel!«
    Er ließ die dünne Nadel in den Oberarm des Affen gleiten. Das Tier zuckte zwar ein wenig, wachte aber nicht auf. Befriedigt steckte Andreas Amendt die Spritze weg.
    Die Muskulatur des Affen erschlaffte vollständig. Katharina schob ihn vorsichtig von sich runter und stand leise auf. Eigentlich sah das Tier ganz friedlich aus. So konnte man sich täuschen.
    In diesem Augenblick bog Harry in Begleitung von Augustin um die Ecke. Katharina bedeutete ihnen, leise zu sein und zeigte auf den Affen.
    Augustin trat vorsichtig an das Tier heran. Dann hob er es hoch, wuchtete es über die Brüstung und ließ es in den Abgrund stürzen. Dabei murmelte er wütend vor sich hin.
    »Was soll …?«, fragte Katharina entsetzt.
    »Verdammte Drecksviecher«, fuhr Augustin auf Deutsch fort. »Haben genug Schaden angerichtet.«
    »Wie kommt der überhaupt hierher?«, fragte Harry.
    Augustin fauchte wütend: »Kein Ahnung. Den da hab’ ich selbst ins Gehege gebracht.«
    »Sicher?«
    »Ganz sicher. Und er war betäubt. Sollte noch gar nicht wieder richtig wach sein.«
    »Dann hat ihn jemand hierher gebracht?«
    Augustin bejahte zornig. »Wenn ich den zu fassen kriege.«
    »Irgendeine Ahnung, wer?«, fragte Katharina. »Wer kann so gut mit Affen umgehen?«
    Augustin starrte in den Abgrund. »Nur der adelige Umweltheini. Die Affen gehorchen dem aufs Wort. Warum auch immer.«
    »Ich schätze es nicht, wie ein Gefangener behandelt zu werden.« Der Freiherr war nicht gerade glänzender Laune. »Eingeschlossen! Und Wächter vor der Tür! Das ist Freiheitsberaubung!«
    Harry hatte, sicher war sicher, eine Wache vor von Weillhers Bungalow postiert, als er Kristina in die Rezeption gebracht hatte, wo sich Javier um sie kümmerte.
    Katharina ignorierte das adelige Zetern, während sie den Bungalow durchsuchte. Schließlich stand sie im Bad, das wie bei ihr zwischen Felsen unter freiem Himmel lag: Ihr fiel wieder ein, wie sie beim ersten Besuch der Schmugglerhöhlen durch das Badezimmer

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