African Boogie
simpel.«
Katharina zuckte mit den Schultern: »Mörder sind halt mitunter dumm.«
»Außerdem: warum? Ich meine, die ganzen Taten waren alle ziemlich persönlich, oder nicht? Bis auf die Geschichte mit den Affen.«
Er griff in die Brusttasche des übergroßen Hawaiihemds, das er trug. Die letzten Tage hatten ihren Tribut an Amendts Kleidung gefordert, und Harry hatte ihm eines seiner Hemden geliehen. Er zog ein paar Zettel hervor, die er Katharina reichte. »Hier, ich habe mal alles aufgeschrieben, was Sandra und ich über die Reisenden erfahren haben. So wie Sie es wollten. Und ich sehe da einfach keine Verbindung zum Freiherrn.«
»Die finden wir schon«, sagte Katharina, während sie die Zettel in ihre Handtasche steckte.
Eigentlich wollte sie in Ruhe weiteressen, doch Andreas Amendt hatte es geschafft, sie misstrauisch zu machen. Die Aufklärung war in der Tat geradezu lächerlich einfach gewesen. Der Täter wurde ihr ja praktisch auf dem Silbertablett serviert. Das passte nicht. Irgendetwas fehlte. Das letzte Puzzlestück. Nur was?
Deshalb sagte sie: »Harry, Doktor Amendt hat recht. Ihr solltet die Sicherheitsmaßnahmen noch nicht aufheben. Die Streifen und so. Sicher ist sicher. Warten wir erst mal ein bis zwei Tage ab.«
Harry blickte sie zwar erstaunt an, doch dann stimmte er zu: »Wenn du meinst. Du bist die Expertin.«
»Herr Döring, wir werden Sie verklagen!«
Ohne Vorwarnung waren die Bronskis an ihrem Tisch aufgetaucht. Der Club-Direktor seufzte. Diesen Satz hatte er offenbar an diesem Tag nicht das erste Mal gehört.
»Weshalb denn diesmal?«, fragte er matt.
»Seien Sie nicht so impertinent«, ließ ihn Bronski wissen. »Meine Frau ist in der Blutlache im Sportraum ausgeglitten.«
»Mein Chanel-Strandkleid ist vollkommen ruiniert«, ergänzte Gabriele Bronski.
»Und wissen Sie, was Sie sich dabei alles hätte einfangen können? Das ist doch vollkommen unhygienisch.«
»Kein Wäschereiservice! Und wir mussten heute Nachmittag Besteck putzen und sortieren.«
»Eine Leiche mitten im Weg. Die hätten sie ja wenigstens woanders hinlegen können. – Aber, wie schon gesagt: Sie hören von unserem Anwalt.«
Döring erwiderte nichts. Die Bronskis sahen sich zufrieden an und gingen weiter.
Andreas Amendt stieß ärgerlich seine Gabel in eine Kartoffel. Die Zinken kratzten über den Teller. »Manche Menschen haben echt ein Smartphone anstelle eines Herzens.«
Underworld Blues
Eigentlich hätte Katharina sich übermüdet fühlen müssen. Doch sie war munter und hatte sehr gute Laune, denn in der Nacht hatte sie plötzlich eine Eingebung gehabt. Sie hatte nicht schlafen können und sich deshalb die Zettel vorgenommen, die Andreas Amendt ihr gegeben hatte. Darauf hatte er fein säuberlich notiert, wer von den Gästen wen kannte. Eine ganze Stunde hatte sie auf die Zettel gestarrt. Und dann hatte sie sich eine ganz einfache Frage gestellt: Was würde Thomas tun? Thomas, ihr Partner. Der wandelnde Stenograf, der Informationen so perfekt zu ordnen verstanden hatte.
Und plötzlich hatte sie gesehen, dass die Namen in falscher Reihenfolge notiert waren. Sie hatte ihre Nagelschere genommen und die Zettel in schmale Streifen geschnitten. Dann hatte sie die Streifen neu sortiert und sie zufrieden in einen Briefumschlag gepackt, damit sie nicht durcheinanderkamen.
Andreas Amendt und Javier saßen bereits an einem Tisch im Restaurantpavillon. Katharina schwang sich auf einen Stuhl: »Ich habe eine Theorie!«
Sie wollte gerade den Umschlag aus ihrer Handtasche ziehen, als Harry besorgt an ihren Tisch kam: »Katharina, wir haben ein Problem. Ich habe noch mal nachgedacht über das, was Doktor Amendt gesagt hat. Dass wir vielleicht den falschen Mann haben. Und deshalb habe ich gerade einen Blick in die Logs des Schließsystems geworfen. Ob es vielleicht heute Nacht Unregelmäßigkeiten gegeben hat. – Und die Bronskis haben letzte Nacht gegen eins noch mal ihren Bungalow verlassen. Laut Schließanlage sind sie bis jetzt nicht zurück. Die Wächter haben sie auch nicht gesehen.«
Der Kies knirschte unter ihren eiligen Schritten. Warum musste die Anlage nur so unübersichtlich sein? Die Bungalows lagen weit verstreut. Es gab genügend Felsen und Büsche, hinter denen man den Wächtern ausweichen konnte.
Katharina wandte sich an Harry: »War der Freiherr die ganze Nacht bewacht?«
»Ja. Ich habe mein Feldbett vor der Tür des Vorratsraums aufgeschlagen. Er hätte mich schon beiseiteschieben
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