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African Boogie

African Boogie

Titel: African Boogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Barz
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Wasser!«
    Mit der Fingerkuppe wischte sie über die Wange des Freiherrn: Ihre Finger wurden weiß. Das war Make-up!
    Schnell tastete sie nach dem Puls: Er war langsam, aber gleichmäßig.
    »Die leben noch!«
    Andreas Amendt riss sein Stethoskop aus dem Rucksack und horchte die beiden ab. »Betäubt!«, sagte er und blickte sich um. »Dort!«
    Katharina sah zum Schreibtisch. Dort standen ein leerer Piccolo-Sekt und zwei Gläser. Katharina trat heran. An der kleinen Flasche lehnte ein Umschlag mit der Aufschrift »Yamamoto«. Eine Botschaft für sie?
    Sie fischte ein Paar Einweghandschuhe aus Amendts Rucksack, streifte sie über und nahm vorsichtig den Umschlag. Er war nicht zugeklebt und enthielt eine Ansichtskarte: Golden Rock bei Sonnenaufgang. Katharina drehte die Karte um. Die Botschaft war in großen, sorgfältig gemalten Blockbuchstaben geschrieben:
    Damit Ihr Spiel etwas Realismus bekommt.
    Mit blutigen Grüßen, die 1219   Romans
    Oh Schei… Katharina kam nicht dazu, weiterzudenken. Hinter ihr brach Geschrei aus. Andreas Amendt versuchte den Freiherrn und Jean-Luc zu bändigen, die er mit Riechsalz aus der Betäubung geholt hatte – und die sich wohl im gleichen Moment gegenseitig erblickt hatten.
    »Das ist nur Make-up!«, bellte der Arzt. »Sie sind unverletzt!«
    Dann drückte er sie zurück auf das Bett. Doch Jean-Luc richtete sich gleich wieder auf. Amendt wollte ihn zurückhalten, aber der Franzose griff bloß nach der Bettdecke, um damit seine Blöße zu verdecken. »Merde!«, stieß er aus.
    Dann zeigte er mit dem Finger auf Katharina: »Das ’ier ’aben Sie nischt gesehen. Kein Wort zu irgendschämandem!«
    Von Weillher stieß ein beleidigtes »Tsch!« aus.
    Jean-Luc drehte sich zu ihm: »Isch ’abe einen Ruf zu verlieren! Isch kann mir das nischt leisten! Isch bin nisch reisch!«
    Der Freiherr setzte an, etwas zu sagen, doch Katharina bremste ihn mit einer Handbewegung: »Keine Sorge, von mir erfährt niemand ein Wort.«
    Jean-Lucs Gesicht verzerrte sich in zorniger Erkenntnis: »Das ist die Krimi-Spiel, oder?«
    Katharina war völlig überfahren, doch ausgerechnet von Weillher kam ihr zu Hilfe. Seine Sprache war zwar noch etwas verwaschen, aber sein Denken war klar: »Natürlich! Ich dachte, du warst eingeweiht!«
    Jean-Luc sah ihn verdutzt an und schüttelte den Kopf.
    »Wir spielen die Rolle der Leichen! Damit das Spiel etwas Realismus bekommt. Und nachdem du einfach eingeschlafen bist … übrigens sehr unhöflich, nicht wahr, Frau Yamamoto?«
    Katharina bejahte stotternd, doch der Freiherr beachtete sie nicht: »Da habe ich dich und mich eben geschminkt. Aber wenn du nicht mitspielen willst …«
    »Isch? Mitspielen? Non!«, empörte sich Jean-Luc. »Raus ’ier!«
    »Anziehen darf ich mich schon noch?«, fragte der Freiherr giftig. »Du willst doch sicher nicht, dass ein nackter Mann aus deinem Bungalow kommt. Was sollten denn da die anderen Gäste denken?«
    Der Freiherr hatte eilig seinen Tropenanzug übergestreift und mit einem Handtuch notdürftig Make-up und Kunstblut aus dem Gesicht gewischt. Er, Katharina und Andreas Amendt standen vor dem Bungalow von Jean-Luc. Von drinnen hörten sie, wie sich Jean-Luc laut fluchend unter der Dusche abschrubbte.
    »So ein Kretin!«, ereiferte sich der Freiherr.
    Andreas Amendt hob besänftigend die Arme: »Sie sind betäubt worden. Da –«
    »Er kann nicht mal zu sich selbst stehen!«
    »Ist er bi?«, fragte Katharina.
    »Bi?« Der Freiherr schüttelte entrüstet den Kopf: »Nein, der ist verklemmt. Man könnte ja was merken.«
    »Na ja, nicht jeder …«
    »Ach, dann soll er nicht gleichzeitig flirten.«
    »Was ist überhaupt passiert?«
    »Jean-Luc und ich … also, die Selbstverteidigungsstunde, die war sehr erregend. Da haben wir uns gedacht, wir schenken uns den Turmspring-Wettbewerb und sind hierher. Wir haben zusammen geduscht und dann wollten wir ins Bett. Vorher haben wir noch diesen Sekt getrunken, der da stand. Und … Na ja …«
    »Haben Sie irgendjemanden gesehen?«
    »Nein. – Und jetzt entschuldigen Sie mich. Ich brauche selbst eine Dusche.«
    Er stakste davon. Katharina sah ihm nach. Ihre Finger umklammerten noch immer die Ansichtskarte von den 1219 Romans.
    Harry nahm sie ihr aus der Hand und las sie. Dann sah er auf: »Du weißt, was das bedeutet, oder?«
    Katharina nickte matt: »Der spielt mit uns. Mit mir! Das ist eine Kriegserklärung!«
    Jemand wusste, wer sie war und was sie tat. Er beobachtete sie. Das konnte

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