Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
African Boogie

African Boogie

Titel: African Boogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Barz
Vom Netzwerk:
der richtige Hinweis gewesen. Alle Gäste erhoben sich. Die Frau des Tankstellenbesitzers trieb sie energisch in die Hände klatschend in Richtung Restaurantpavillon davon.
    Katharina sah der Gruppe nach. Dann fiel ihr auf, dass sie noch jemanden nicht gesehen hatte: »Wo ist denn die Frau von diesem Giesler?«
    »Sitzt in meinem Büro«, antwortete Harry. »Sandra und Doktor Amendt kümmern sich gerade um sie und den Döring.«
    Richtig. Der Döring. »Wo war der denn abgeblieben?«
    »Hat sich auf den Sprungturm geflüchtet, als die Geschichte losging. Dann ist ihm eingefallen, dass er Höhenangst hat. Doktor Amendt hat ihn gerade runtergelotst.«
    Frau Giesler saß auf einem Stuhl, totenbleich, aber kerzengerade. Katharina setzte sich zu ihr.
    »Darf ich Ihnen ein paar Fragen stellen?«
    Frau Giesler antwortete mit monotoner Stimme: »Ja, fragen Sie. Bevor ich völlig den Verstand verliere.«
    »Waren Sie zusammen mit ihrem Mann oben bei den Pavianen?«
    »Wir machen uns nichts aus Turmspringen. Und da dachten wir, wir nutzen die Zeit und füttern die Affen.«
    »Füttern? Wissen Sie nicht, dass das untersagt ist?«
    »Ich wollte ja auch nicht. Aber mein Mann hat gesagt, das ginge in Ordnung. Er hatte eine Tüte Äpfel dabei. Und den Schlüssel.«
    »Er hatte den Schlüssel zum Gehege? Hat er gesagt, woher?«
    »Nein.«
    »Aber da oben stehen doch überall Schilder, dass man …«
    »Das habe ich ihm auch gesagt, aber Hans, also mein Mann … na ja, er hat nie viel von Verboten gehalten. Die Zehn Gebote seien ausreichend für ihn, hat er gesagt.«
    »Sie sind also nach oben zum Gehege gegangen. Und dann?«
    »Na ja, wir hatten uns vorher ein bisschen gekabbelt. Und Hans wollte sich versöhnen. Hatte einen Piccolo-Sekt dabei.«
    Schon wieder ein Piccolo. »Sekt? Hat er gesagt, wo er den herhat?«
    »Meinte, der hätte bei uns auf dem Zimmer gestanden.«
    »Und als Sie den Sekt getrunken haben …«
    »Dazu sind wir gar nicht gekommen. Hans wollte mit mir ins Gehege gehen, aber ich hab’ mich nicht getraut. Also ist er vorgegangen mit den Äpfeln, um zu zeigen, dass es harmlos ist. Und dann … brach die Hölle los. Und ich bin weggerannt. Hierher. Um Hilfe zu holen.«
    Katharina fragte: »Die Sektflasche haben Sie nicht mehr, oder?«
    »Nein, natürlich nicht«, antwortete Frau Giesler ärgerlich. »Die muss noch da oben liegen. – Ich meine, was hätte ich denn tun können? Die Affen haben meinen Mann sofort angegriffen.«
    Sandra Herbst legt ihr den Arm um die Schultern: »Nichts. Sie haben alles richtig gemacht. – Kommen Sie, ich bringe Sie in Ihren Bungalow.«
    Frau Giesler erhob sich. Katharina wollte den beiden gerade die Tür öffnen, als ihr die Klinke aus der Hand gerissen wurde. Augustin kam hereingestürmt: »Dieser Jean-Luc … der macht nicht auf. Wir brauchen die Karte mit dem Zentralschlüssel.«
    Das klang nicht gut. Harry zog eine Schublade seines Schreibtisches auf und entnahm ihr eine Schlüsselkarte: »Kommt. Sehen wir uns das mal an.«
    Unterwegs hatten sie noch Andreas Amendt aufgegabelt. Javier hatte sich ihnen ebenfalls anschließen wollen, aber Harry meinte, es wäre besser, wenn er zurückbliebe und nach den übrigen Gästen sah.
    Außer Atem hatten sie Jean-Lucs Bungalow erreicht. Harry schob die Schlüsselkarte ins Schloss und schob die Tür auf. Im Bungalow war es dunkel, die Vorhänge waren zugezogen. Katharina tastete vorsichtig nach dem Lichtschalter.
    Es wurde dämmrig-hell. Auf dem Bett lagen der Freiherr und Jean-Luc ordentlich nebeneinander, mit gefalteten Händen, fast wie auf einer mittelalterlichen Grabplatte. Allerdings waren sie nackt … und ihre Kehlen waren durchgeschnitten!
    Beide waren bleich, ihre Lippen dunkel und um ihre Hälse hatte sich eine große Blutlache gebildet. Andreas Amendt wollte die beiden untersuchen, doch Katharina hielt ihn zurück. Etwas stimmte nicht an diesem Bild. Nur was? Sie atmete tief ein … und plötzlich wusste sie es: Es sollte nach Eisen und gammeligem Fleisch riechen. Doch die Luft im Bungalow war frisch. Sie besah sich die Blutlachen genauer: Sie waren viel zu gleichmäßig. Es gab keine Spritzer, dabei sprudelte eine durchtrennte Halsschlagader wie ein Springbrunnen. Katharina tippte mit dem Finger in das Blut.
    »Was machen Sie denn da?«, fragte Andreas Amendt entsetzt.
    Doch Katharina hatte den Finger schon in den Mund gesteckt. Angewidert spuckte sie aus: »Das Blut ist nicht echt! Lebensmittelfarbe, Mehl und

Weitere Kostenlose Bücher