African Boogie
Größen, darunter eine ganz Große mit einer langen Kanüle: Die musste der Mörder bei Norrisch verwendet haben. Daneben ein metallener Kasten, den Katharina durch seinen charakteristischen Handgriff als Detonator identifizierte, offenbar dazu da, die Sprengladungen unter der Brücke zu zünden. Und schließlich, auf zwei Tellern, zwei menschliche Herzen.
Sie hatten das Hauptquartier des Täters gefunden.
»Das ist ja wie beim Phantom der Oper«, stellte Kristina fest. Sie hatte als Letzte den Raum betreten.
Augustin fluchte: »Verdammich. Ich hätte schwören können, dass der Gang eingestürzt ist.«
»Und jetzt?«, fragte Andreas Amendt. »Was machen wir jetzt?«
»Tja, als Erstes bringen wir mal die Leichen nach oben«, begann Harry. »Und dann sichern wir das Ganze hier, so gut es geht –«
Doch Katharina unterbrach ihn: »Ich habe eine bessere Idee. Vielleicht weiß er noch nicht, dass wir seinen Schlupfwinkel entdeckt haben. Wir lassen alles so, wie es ist. Auch die Leichen.«
»Aber –«, setzte Andreas Amendt an.
»Es ist kühl genug hier unten; ein paar Stunden werden sie noch halten.«
»Und dann?«
»Ich warte hier auf ihn. Mit etwas Glück geht er uns in die Falle.«
»Okay«, sagte Harry. »Ich bleibe auch.«
»Nein«, widersprach Katharina. »Du und Augustin, ihr müsst nach oben. Euch ganz normal verhalten.«
Harry nickte unwillig.
»Aber ich bleibe hier«, erklärte Javier. »Jemand muss Ihnen Gesellschaft leisten. Und ein zweiter Mann …«
»Ich bleibe auch«, sagte Andreas Amendt barsch.
Das klang ja fast, als ob er eifersüchtig war. Hatte er ihr den Tango mit Javier übel genommen? Mit einem Priester?
»Gut, dann bleiben Sie beide.« Katharina hob besänftigend die Hände. »Je mehr, desto besser.«
Ein Arzt und ein Priester; zwar nicht die optimale Verstärkung, aber besser als nichts.
»Darf ich auch bleiben?«, fragte Kristina.
Harry nahm sie sanft an der Schulter: »Nein, das ist wirklich zu gefährlich. Sie können ja mit uns oben die Augen aufhalten.«
Kristina zögerte einen Augenblick, dann willigte sie enttäuscht ein: »Na gut.«
»Braucht ihr eine zweite Waffe?« Harry zog eine kleine Pistole aus einem Holster an seinem Hosenbund. Eine Walther PPK. Er hielt sie erst Andreas Amendt hin, der panisch einen Schritt zurücktrat: »Tut mir leid, ich kann nicht mit Waffen umgehen.«
»Aber ich.« Javier nahm die Pistole an sich, zog das Magazin heraus, lud durch, fing die herausschnellende Patrone geschickt auf und warf einen Blick in den Verschluss. Dann schob er die Patrone wieder in das Magazin, steckte es zurück in die Waffe, lud erneut durch, legte den Sicherungshebel um und schob die Pistole in seine Hosentasche.
»Sie waren auch nicht immer nur Priester, oder?«, fragte Harry beeindruckt.
Javier warf einen Blick zu Katharina: »Nun, Frau Klein ist nicht die Einzige, die Ärger mit den Felipe de Vegas dieser Welt hat.«
Sie hatten das Licht gelöscht. Katharina saß auf der Werkbank, Javier und Andreas Amendt hatten nebeneinander auf dem Feldbett Platz genommen. Jetzt warteten sie schweigend, während die Zeit langsam verrann.
Plötzlich sagte Andreas Amendt in die Dunkelheit hinein: »Verdammt!«
»Was ist?«, fragte Katharina.
»Ich dachte nur gerade … Das ist genau das, was ich gestern Abend zu Ihnen gesagt habe: ein Smartphone anstelle eines Herzens. Über die Bronskis. Erinnern Sie sich?«
»Sie meinen, der Täter hat uns belauscht? Und ist so erst auf die Idee gekommen?« Katharina richtete ihre Taschenlampe auf Amendt, der ins grelle Licht blinzelte.
»Ja. Vielleicht. Das heißt: Nein.« Er zögerte, bevor er ängstlich fortfuhr. »Was ist, wenn ich das war? Ich meine … Vielleicht ist mein anderes Ich wieder erwacht.«
»Anderes Ich?«, fragte Javier misstrauisch.
Andreas Amendt erklärte ihm seine Theorie von der multiplen Persönlichkeit. »Und ich denke«, schloss er, »die beiden ersten Toten, dann die Begegnung mit Frau Klein. Das ist schon ein ziemlich starker Trigger. Und dann die Instrumente, die der Täter benutzt hat … genau wie ich bei meinen Autopsien. Die Küchenmesser. Die Geflügelschere.«
»Schöne Theorie«, sagte Javier achselzuckend. »Aber Sie können es nicht gewesen sein.«
»Warum?«, fragte Amendt giftig.
»Ganz einfach! Sie haben gestern Nacht Ihr Zimmer nicht verlassen. Auch in den anderen Nächten nicht.«
»Und das wissen Sie genau, ja?«
»Ja. Ich habe Sie nämlich eingeschlossen«, erwiderte
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