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African Boogie

African Boogie

Titel: African Boogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Barz
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völlig skrupellos. Und er war bestens informiert: Die Falle mit dem Sprungturm hatte er absichtlich gestellt. Woher wusste er, dass sie nicht schwimmen konnte?
    Die Morde auf Golden Rock folgten einem präzisen, durchdachten Plan, der sehr viel Vorbereitung erforderte. Dirk Schröder – wenn er der Täter war – war Architekt: Das hieß, dass er mit langfristigen Planungen umzugehen wusste.
    Doch für so einen Plan musste er sich unter den Gästen frei bewegen können. Informationen sammeln. Vertrauen erwerben. Keiner der Toten hatte Abwehrverletzungen gehabt. Selbst die Bronskis nicht. Wem auch immer sie dort unten in den Höhlen begegnet waren: Sie mussten ihn gekannt haben. Wenn auch vielleicht nicht als Dirk Schröder. Denn niemand auf der Insel hatte ihn in einem seiner Reisegenossen wiedererkannt.
    Was hatte Augustin über Dirk Schröders Aussehen gesagt? Etwa eins achtzig groß, feist, Knubbelnase, Brille, hellbraune Haare. Abnehmen, Brille durch Kontaktlinsen ersetzen, Haare färben – und die Nase ließ sich sicher operieren. Kosmetische Chirurgie … das hatte sie doch irgendwo gehört?
    Natürlich! Das war das fehlende Mosaiksteinchen! Plötzlich wusste Katharina, wer der Täter war. Nur er konnte Schröder sein. Es gab keine andere Möglichkeit. Und er hatte die perfekte Methode gefunden, den Verdacht von sich abzulenken und sich jedem Zugriff zu entziehen.
    Am liebsten wäre sie sofort aus dem Bett gesprungen, um ihre Schlussfolgerungen der ganzen Welt zu erzählen. Doch die Euphorie verflog schlagartig: Dass sie wusste, wer der Täter war, brachte sie überhaupt nicht weiter, solange sie keine Idee hatte, wie sie ihn stellen und überführen sollte. Außerdem hatte er, wenn Katharina recht hatte mit ihrer Theorie, einen Komplizen, denn alleine war das alles nicht zu machen.
    Deshalb würde sie die Identität des Mörders erst einmal für sich behalten. Sicher war sicher. Bevor sie noch den Komplizen aufscheuchte und der zu Plan B griff und sie vielleicht doch alle in die Luft sprengte oder so.
    Jetzt brauchte sie einen eigenen Plan. Eine geschickte Falle. Was hatte Javier gesagt? Über die Höhle, die sie entdeckt hatten? »Wie in einem schlechten Krimi?«
    Genau! So ging es! Krimi! Das war der Schlüssel! Die perfekte Inszenierung! Die geheimnisvolle Insel als Schauplatz! Die theatralischen Morde! Das drohende Bibelzitat! Und dann die Art und Weise, wie sich der Täter jedem Verdacht entzogen hatte! Der Täter hatte sich von Krimis inspirieren lassen!
    »Lord Peter oder Miss Marple hätten diesem Schröder doch schon längst eine Falle gestellt. Und Hercule Poirot hätte ihn vor versammelter Mannschaft überführt!« Das hatte Kristina gesagt.
    Und genau so würde sie ihn drankriegen, dachte Katharina mit grimmiger Begeisterung. Er sollte ein echtes Krimifinale bekommen! Jetzt brauchte sie nur noch eine Krimi expertin !
    So früh, wie es Sitte und Anstand nur zuließen, klopfte Katharina an die Tür von Kristinas Bungalow. Andreas Amendt öffnete. Katharina schob sich an ihm vorbei: »Ich muss mit Kristina reden!«
    Sie setzte sich auf das Bett und rüttelte Kristina, die sich noch immer wie ein Bündel eingerollt hatte, an der Schulter.
    »Gehen Sie weg!«, murrte das Bündel, ohne sich zu rühren.
    Katharina ließ sich nicht beirren: »Ich weiß, wie wir den Täter fangen!«
    »Na und?«, kam es dumpf zurück.
    »Und dazu brauche ich deine Hilfe!«
    Kristina streckte den Kopf unter der Decke hervor: »Wirklich?«
    »Wirklich!« Und dann erzählte Katharina ihr, was sie vorhatte. Das grimmige Grinsen auf Kristinas Gesicht wurde immer breiter.
    »Sie sind vollkommen übergeschnappt!«, herrschte Andreas Amendt Katharina an. »Wissen Sie eigentlich, wie riskant das ist?«
    Er und Harry hatten stumm zugehört, während Katharina ihren Plan ausbreitete. Jetzt schüttelten sie missbilligend die Köpfe.
    »Aber das machen Sie nicht im Alleingang!« Amendt nahm seinen Rucksack und wandte sich zur Tür.
    »Wo wollen Sie denn hin?«, fragte Katharina.
    »Ich will schauen, ob wir genügend Medikamente und Verbandsmaterial haben. Falls Ihr Plan schiefgeht.«
    Optimistisch wie immer, dachte Katharina, als die Tür hinter ihm ins Schloss fiel. Aber davon würde sie sich nicht beirren lassen. Allerdings hatte er recht: Der Plan war nicht frei von Risiko. Deshalb musste sie erst einmal für die Sicherheit der Gäste sorgen. Das hieß leider, einen Außenstehenden ins Vertrauen zu ziehen. Aber sei’s drum. Das

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