African Boogie
Wasserungeheuer nicht für alle Ewigkeiten in die Tiefe gezogen.
Sie spürte Druck auf ihrer Blase. Vorsichtig wälzte sie sich aus dem Bett.
»Was ist?«, fragte eine dunkle Frauenstimme.
Wer war das? Ach ja! Andreas Amendt hatte Sandra Herbst zur Nachtwache abkommandiert.
»Ich muss nur mal aufs Klo«, murmelte Katharina. Sie stellte fest, dass sie fror. Kein Wunder, denn sie war immer noch nackt. Sie stand auf, ging zum Schrank und fischte ein T-Shirt und einen Slip heraus. Dunkel erinnerte sie sich, dass sie Andreas Amendt am Vorabend ein T-Shirt gegeben hatte. Warum noch mal? Richtig. Sein eigenes war voller Blut gewesen.
Katharina wankte ins Bad, ging aufs Klo, spülte, stand auf, warf einen Blick in den Spiegel. Ihre Haut war bleich, ihre Augen blutunterlaufen und ihr Haar ein einziges, filziges Chaos. Da sie ohnehin schon nackt war, stellte sie sich unter die Dusche.
Sie wusch sich und spülte ihre Haare. Dann stand sie nur noch da und genoss die Wärme des herabprasselnden Wassers. Sie hatte geträumt. Was noch mal? Sie konnte sich nicht mehr vollständig daran erinnern. Nur dass Amendts blutverschmiertes T-Shirt darin eine Rolle spielte.
Warum? Katharina wusste es nicht. Endlich biss sie die Zähne zusammen, drehte entschlossen das kalte Wasser auf und duschte sich noch einmal ab.
Als sie sich ihr eigenes T-Shirt überstreifte, musste sie noch einmal an ihren Traum denken. Warum war Amendts T-Shirt so wichtig? Hatte sie etwas übersehen?
Nun, sie war ohnehin wach. Sie ging zurück in den Wohnraum und fischte kurzerhand das blutverschmierte T-Shirt aus dem Papierkorb. Mit spitzen Fingern breitete sie es auf dem Bett aus.
Diese Blutspuren. Das hatte sie schon einmal gesehen. Nur wo? Es war, als hätte sie das entscheidende Puzzlestück gefunden und dafür vergessen, wo sie das restliche Puzzle hingelegt hatte. Erinnere dich, Katharina! Erinnere –
Zwei Schüsse peitschten draußen durch die Nacht. Rufe gellten. Schnelle Schritte auf Kies.
Katharina wollte aufspringen, zu ihrer Waffe greifen, doch Sandra Herbst hielt sie fest: »Bleiben Sie, wo Sie sind. Sie sind nicht in der Verfassung, sich einzumischen!«
Katharina machte sich los, griff nach ihrer Jeans, streifte sie über, rammte die Füße in ihre Sportschuhe. Dann riss sie ihre Pistole aus der Handtasche.
Sandra Herbst versperrte ihr den Weg, eine aufgezogene Spritze in der Hand: »Ich sagte, Sie sollen hierbleiben. Sie riskieren Ihr Leben, so angeschlagen, wie Sie sind.«
Katharina machte einen Schritt vorwärts, doch Sandra Herbst hielt drohend die Spritze hoch: »Muss ich Sie wirklich außer Gefecht setzen?« Ihre Augen funkelten angriffslustig.
In diesem Augenblick klopfte es. Sandra Herbst, ihre Augen fest auf Katharina gerichtet, öffnete die Tür. Draußen stand Harry, völlig außer Atem: »Er hat Kristina Bergthaler erwischt!«
»Und ist sie …?«
»Nein. Nur betäubt. Wir brauchen einen zweiten Arzt.«
»Ich komme.« Sandra Herbst warf die Spritze auf den Schreibtisch und griff nach ihrer Tasche.
»Ich auch«, verkündete Katharina. »Keine Widerrede!«
Sie folgte Harry und Sandra Herbst aus dem Bungalow. Kristina?, dachte sie. Wieso stand die denn auf der Opferliste? Die kannte diesen Schröder doch gar nicht! Oder doch? Hatte sie etwa gelogen? Oder hatte sie beim Detektiv-Spielen etwas gehört oder gesehen, was sie nicht hatte mitkriegen sollen?
Kristina lag auf dem Bett in ihrem Bungalow. Andreas Amendt hatte sich über sie gebeugt und untersuchte sie. Er sah auf, als Katharina, Sandra Herbst und Harry hereinkamen.
»Alles in Ordnung mit ihr?«, fragte Katharina.
Andreas Amendt wiegte den Kopf hin und her: »Ausgeknockt. Aber sonst scheint ihr nichts zu fehlen.«
Katharina atmete auf, doch Sandra Herbst fragte barsch: »Und wozu braucht ihr mich?«
Amendt deutete in eine Ecke des Raumes. Dort saß Javier auf einem Sessel und presste sich ein blutbeflecktes Taschentuch auf die Nase. Sandra Herbst ging zu ihm und bat ihn, seinen Kopf in den Nacken zu legen. Dann betastete sie die Nase. Plötzlich griff sie mit zwei Händen zu. Katharina schloss rasch die Augen; sie wusste, was jetzt kam. Ein scharfes Knacken, Javier schrie laut auf.
»Sorry«, sagte die Ärztin ohne das geringste Bedauern in der Stimme. »Aber sie sollte ja nicht schief bleiben.« Dann machte sie sich daran, die Nase zu versorgen, während Javier gottergeben seinen Rosenkranz durch die Finger gleiten ließ.
In diesem Moment regte sich Kristina
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