African Boogie
war es ihr wert.
Chittaswarup Kumar hatte ihr Tee angeboten und unverbindlich lächelnd zugehört, während Katharina ihm erklärte, was sie von ihm wollte. Dann hatte er genickt und ihr eine Bedingung gestellt. Katharina hätte beinahe laut aufgelacht, als sie gehört hatte, worum es ihm ging. Doch! Das würde sich machen lassen!
Nach diesem Gespräch hatte sich Katharina mit Kristina in ihren Bungalow zurückgezogen, um das große Finale zu planen. Das Mädchen wusste wirklich alles über Krimis und hatte ziemlich fix verstanden, was Katharina von ihr wollte. Außerdem brachte sie genau den richtigen Schuss biestige Gemeinheit ein. Fast freute sich Katharina schon darauf, den Plan in die Tat umzusetzen.
Augustin und seine Männer hatten alle Gäste in kleinen Gruppen zum Restaurantpavillon gebracht. Katharina und Kristina hatten Platzkarten verteilt, denn sie wollten nichts dem Zufall überlassen.
Die Paare hatten sie an einzelne Tische gesetzt: die Kerbels, die Heidlichs. Auch Thorsten Urban, den Unternehmensberater, und Luisa Rheinsberger, die professionelle Witwe, hatte Katharina zusammengesetzt. Alle anderen saßen allein an ihren Tischen: Christian Kurt saß weit entfernt von jeder Weiblichkeit, die ihn ablenken konnte. Der Rauschgoldengel war sehr traurig gewesen, nicht mit ihrer geliebten Darissa von Heuth zusammensitzen zu können, die an der anderen Seite des Raumes Platz nehmen musste. Charlie Buchmann hatte bereits Schlagseite und lümmelte sich auf seinen Stuhl. Studienrat Leune saß hinter seinem Tisch wie ein Streber hinter seinem Pult, aufrechter Rücken, die Augen geradeaus. Tamara Giesler und Berndt Ohlmann saßen in der Nähe des Podestes. Der Freiherr, bei dem sich Katharina inzwischen offiziell entschuldigt hatte, lehnte an einer Säule. In seiner Nähe hatte Stefan Döring Platz genommen. Er hatte dunkle Ringe unter den Augen. Und genau in der Mitte des Raumes fläzte sich Jean-Luc auf einem Stuhl. Alle Gäste waren angespannt; wenn sie miteinander sprachen, flüsterten sie. Nur Jean-Luc gähnte laut und demonstrativ.
Chittaswarup Kumar hatte als Letzter den Pavillon betreten und sich an seinen üblichen Tisch gesetzt. Seine beiden Leibwächter standen vor den Eingängen des Pavillons, bereit für ihren großen Auftritt. Aber so weit war es noch lange nicht.
Katharina holte noch einmal tief Luft und trat auf die kleine Empore. Kristina drückte ihr aufmunternd den Arm und flüsterte ihr zu: »Das Spiel beginnt.«
Dann nahm sie ihren Platz auf einem Barhocker an der Seite des Pavillons ein. In den Händen hatte sie einen Stapel Karteikarten. Sie würde soufflieren, falls Katharina den Faden verlor.
»Meine Damen und Herren, verzeihen Sie, dass ich Sie an diesem Nachmittag behellige«, begann Katharina. »Aber Sie alle haben ja erlebt, wie Sylvia Schubert gestern Abend ermordet wurde.«
Die Gäste sahen einander an. Einige schluckten, als die unbequeme Wahrheit in ihre Köpfe sickerte.
»Und? Haben Sie den Täter erwischt?«, fragte Christian Kurt.
»Nein. Aber ich weiß jetzt, wer es ist.«
»Und? Worauf warten Sie noch? Nehmen Sie ihn fest.«
»So einfach geht das nicht. Gestatten Sie mir, dass ich etwas aushole. Bei der Aufklärung eines Verbrechens steht eine Frage immer im Mittelpunkt. Die nach dem Motiv. – Wer hatte ein Motiv, Sie alle zu bedrohen und bis jetzt mindestens acht Menschen zu töten?«
»Acht?«, kam es aus dem Publikum.
»Ja. Acht. – Oder ist Ihnen noch nicht aufgefallen, dass sich Ihre Reihen gelichtet haben?«
»Doch, klar«, sagte diesmal Charlie Buchmann. »Aber ich habe gedacht, das waren Unfälle.«
Oh selige Ignoranz der Laien, dachte Katharina für sich. Was sie nicht sahen, war auch nicht da. »Nein. Das waren keine Unfälle. – Und wir müssen davon ausgehen, dass Sie alle ebenfalls auf der Liste des Mörders stehen.«
Katharina hatte befürchtet, dass in dieser Stelle Panik ausbrechen würde, doch die Gäste schwiegen geschockt.
Plötzlich sagte Kerbel in die Stille hinein: »Des kann net sein. Mir sinn doch bloß zufällisch hier. Weil wir die Reise inner Tombola von unser Kleingartenverein gewonne habe.«
»Ach? Und sind solch wertvolle Preise üblich?«
»Des nisch, aber … Wer sollte uns denn umbringe wolle?«
»Da wollte ich gerade zu kommen.« Katharina sah Hilfe suchend zu Kristina. »Wo war ich?«
Doch es war Darissa von Heuth, die gelangweilt antwortete: »Beim Motiv.«
Die Regisseurin saß lässig auf ihrem Platz, als ginge
Weitere Kostenlose Bücher