African Boogie
stöhnend. Andreas Amendt zerbrach eine kleine Ampulle und hielt sie ihr unter die Nase. Der scharfe Geruch des Ammoniaks tat seine Wirkung sofort: Kristina setzte sich mit einem Ruck in ihrem Bett auf.
»Verdammte Scheiße, was hab’ ich denn mit diesem Schröder zu tun?«, geiferte sie los. »Reicht es nicht, dass er Dirk-Marjan umgebracht hat?«
Kristina wollte aus dem Bett springen, doch ihr Kreislauf machte das noch nicht mit. Sie fiel zurück. Amendt fing sie auf, sodass sie sich den Kopf nicht an einem Bettpfosten stieß.
»Lassen Sie mich los, Sie Quacksalber«, fauchte sie ihn an.
Andreas Amendt zuckte zurück, als hätte er sich verbrannt. Kristina wühlte sich unter die Bettdecke und rollte sich schluchzend zusammen.
Katharina setzte sich neben sie und legte ihr die Hand auf die Schulter. Kristina schüttelte sie wütend ab.
»Was ist denn passiert?«, fragte Katharina vorsichtig.
Kristina streckte ärgerlich den Kopf unter der Decke hervor: »Was wohl? Ich wache mitten in der Nacht auf, da steht dieser Typ über mir mit seiner blöden Ninja-Maske. Und dann sticht er mir auch schon in den Hals. Mehr weiß ich auch nicht.« Sie rollte sich wieder zusammen.
»Hast du eine Idee, wer es gewesen sein könnte?«
Kristina setzte sich wütend auf: »Ich soll eine Idee haben? Das ist doch deine Aufgabe! Du bist doch die Kommissarin hier. Wenn du wirklich eine bist, du blöde Kuh! Quotenfrau, was?« Sie floh wieder unter ihre Bettdecke und schimpfte leise vor sich hin. »Lord Peter oder Miss Marple hätten diesem Schröder schon längst eine Falle gestellt. Und Hercule Poirot hätte ihn vor versammelter Mannschaft überführt!«
»Das hier ist aber kein Krimi!«, erwiderte Katharina zornig.
»Ach ja? Das habe ich noch gar nicht mitbekommen. Und ich dachte immer, ihr sollt so toll sein bei der deutschen Mordkommission. Über neunzig Prozent Aufklärungsquote. Hah!«
Katharina schämte sich. Kristina hatte im Grunde recht. »Es tut mir leid«, sagte sie leise.
»Leid, leid«, kam es dumpf unter der Bettdecke hervor. »Das macht Dirk-Marjan auch nicht wieder lebendig.«
Andreas Amendt hatte sie schließlich fortgeschickt. Nur er und Harry würden bei Kristina bleiben. Falls der Mörder es wieder versuchte.
Langsam gingen Katharina, Javier und Sandra Herbst über die Kieswege zurück zu Katharinas Bungalow. Javiers Aussprache war noch immer etwas nasal. Katharina fragte ihn, was genau passiert war.
Der Priester berichtete: »Ich hatte mein Abendgebet gesprochen und mir die letzten Tage noch einmal durch den Kopf gehen lassen. Und da hatte ich plötzlich eine Eingebung. Diese Höhle da unten mit den ganzen Spuren, das war doch sehr theatralisch, oder nicht? Die geheime Höhle des Bösen. Wie in einem schlechten Krimi.«
»Und?«, fragte Katharina drängend.
»Da habe ich gedacht, dass die Falle vielleicht gar nicht für uns gedacht war. Sondern für jemand anderen. Und dass diese Kristina ständig von Krimis spricht.«
»Sie meinen, die Falle war für Kristina?«
»Ja. – Und plötzlich habe ich Angst um sie bekommen. Da hab’ ich Doktor Amendt geweckt und bin zu Herrn Markert gelaufen. Gemeinsam wollten wir nach dem Rechten sehen. Und als wir hingekommen sind zu Kristinas Bungalow, ging die Tür auf und heraus kam diese schwarze Gestalt mit Kristina auf dem Arm. Als er uns sieht, lässt er sie fallen und rennt weg. Ich hätte ihn fast erwischt, doch plötzlich dreht er sich um und schlägt mir mit aller Gewalt auf die Nase. Herr Markert hat noch zwei Warnschüsse abgegeben, aber umsonst.«
Katharina hatte plötzlich einen Verdacht. Javier musste den gleichen Gedanken gehabt haben: »Wissen Sie, das ist doch genau das, was Sie uns bei der Selbstverteidigung gezeigt haben: Auf die Nase schlagen und weglaufen.«
Trouble In Mind
Auf Katharinas Bett lag immer noch Amendts blutbeflecktes T-Shirt. Keine Zeit sich damit zu beschäftigen. Sie faltete es zusammen und legte es in den kleinen Safe. Vielleicht fiel ihr später wieder ein, warum es so wichtig war.
Dann hatte Sandra Herbst sie noch einmal abgehorcht, zufrieden genickt – »Sie sind wirklich hart im Nehmen!« – und sie ins Bett gesteckt. Doch schlafen konnte Katharina nicht. Also lag sie in der Dunkelheit und grübelte. Kristina hatte recht: Sie hatte ihren Job bisher nicht sonderlich gut gemacht.
Der Täter, wer auch immer es war, Dirk Schröder oder ein anderer, war ihr weit voraus: Er kannte die Insel in- und auswendig. Er war
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