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African Boogie

African Boogie

Titel: African Boogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Barz
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Alle. Endgültig und für immer.« Dirk-Marjan griff nach dem Wasserglas und nahm einen Schluck.
    »Ein Lottogewinn? Sie haben all die Menschen umgebracht – wegen eines Lottogewinns?« Und Katharina hatte geglaubt, sie hätte alle dämlichen Ausreden auf diesem Planeten schon gehört.
    »Nein, nein. Der Plan war ein anderer. Mehr so pubertär.«
    »Nämlich?«
    »Na, ist das nicht klar? Ich mache mich schön, eröffne mein eigenes Architekturbüro, baue die Brücken, die ich will, schlafe mit so vielen Frauen wie möglich und so weiter. Was man eben macht, wenn man reich und sexy ist.«
    »Und das hat nicht funktioniert?«
    »Doch. Am Anfang schon. Als Erstes bin ich meinen Namen losgeworden. Ich meine, ›Dirk Schröder‹ – so heißen doch wirklich nur Loser, oder? Und dann bin ich nach Thailand gefahren. Zur Gesichtsoperation. Und zum Abnehmen. Niemand sollte mich mehr erkennen. Danach bin ich nach Frankfurt zurückgekehrt und habe ein schönes Loft als Büro gemietet. Plötzlich kamen tatsächlich Anfragen. Und Aufträge. Der Hotshot-Architekt, der aus dem Nichts auftaucht: das hat die Menschen neugierig gemacht.«
    »Dann war ja eigentlich alles in bester Ordnung, oder?«
    »Hab’ ich auch gedacht. Bis alles wieder von vorne anfing. Die Bronskis haben mir den einen Auftrag, auf den ich wirklich Lust hatte, abgejagt. Eine Autobahnbrücke im Vorharz. Die Bronskis, die lassen eben Geld an die richtigen Stellen zurückfließen. Stattdessen entsteht dort jetzt ein ziemlich minderwertiges Bauwerk. Zusammengepfuscht.«
    »Aber hätten Sie nicht klagen können? Oder die Geschichte an die Presse bringen?«
    »Nee, nee, die Presse liebt ihren Bronski. Weil der genauso war, wie sich Klein-Mäxchen den genialen Architekten vorstellt. Sie wissen schon: Rollkragen-Pulli, Designer-Jeans, alberne Brille, obwohl er die gar nicht braucht. Großspurig-philosophische Reden.«
    »Also haben Sie sich entschlossen, die Bronskis umzubringen?«
    »Nein, da noch nicht. Ich habe Bauchschmerzen bekommen vor lauter Ärger – und da bin ich zum Norrisch gegangen. Sollte ja angeblich ein guter Arzt sein. Der hat im Ultraschall so seltsame Flecken auf meiner Leber gesehen und mich zum Radiologen geschickt. Es hat eine Woche gedauert, bis ich den Termin gekriegt habe. Ich musste jede Menge Kontrastmittel trinken. Und dann haben die mich nach Hause geschickt, ohne mir irgendetwas zu sagen.«
    Dirk-Marjan machte eine dramatische Pause, bis Katharina drängte: »Und dann?«
    »Es waren Blutschwämmchen. Harmlos.«
    Katharina sah zu Andreas Amendt. Er erklärte: »Sogenannte Hämangiome. Zumeist harmlos, aber im Ultraschall nicht unbedingt von Tumoren zu unterscheiden.«
    »Zwei Wochen Todesangst! Für nichts!«, jammerte Dirk-Marjan.
    »Sie haben also Ihren Arzt umgebracht, weil er nicht von vorneherein eine tödliche Erkrankung ausschließen wollte?« Andreas Amendts Stimme klang bitter.
    »Zwei Wochen Todesangst!«
    »Besser als drei Monate am Morphiumtropf langsam vor sich hin zu krepieren.«
    Katharina mischte sich ein, bevor das Gespräch aus dem Ruder lief: »Und dann haben Sie also den Plan gefasst?«
    »Nee, der Hammer ist dann erst noch gekommen. Ich hatte eine tolle Frau kennengelernt. Und ich dachte eigentlich, sie mag mich auch. Aber dann fängt sie ausgerechnet eine Affäre mit Bronski an. Das war ja schon demütigend genug. Und dann war plötzlich Schluss zwischen den beiden. Genau als ich auf die Resultate von der Untersuchung gewartet habe. Und die Braut hatte nichts Besseres zu tun, als mich vollzujammern mit ihren Bronski-Geschichten.«
    Katharina wollte etwas fragen, doch Kristina kam ihr zuvor: »Dirk-Marjan, du bist so was von doof! Wirklich!«
    Alle drehten sich zu ihr um.
    »Du meinst doch mich, oder? Die Frau mit dem Bronski?«, fuhr sie fort. »Wie lange waren wir da schon befreundet? Ein Jahr? Und – ich meine: Wir haben im gleichen Bett geschlafen! Was muss man denn als Frau noch alles tun? Striptease? Und da wunderst du dich, wenn ich mir mal ein kleines Abenteuer gönne? Mit so einem Idioten wie dem Bronski? Ich meine, den kann man als Mann doch wirklich nicht ernst nehmen.« Sie korrigierte sich beschämt: »Konnte.«
    Dirk-Marjan starrte sie mit offenem Mund an: »Du meinst, du wolltest … du warst …«
    »Ja, natürlich. Du warst doch derjenige, der nicht wollte. Du hast doch mit diesem Freundschaftsding angefangen. Die Caro – das ist meine beste Freundin – hat schon gemeint, du wirst mir sicher bald

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