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African Boogie

African Boogie

Titel: African Boogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Barz
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Sabrina Jacheau. An die Narben auf ihrem Arm. Schwer gestört. Ja. Vermutlich. Aber nicht so, wie Dirk-Marjan glaubte.
    Dirk-Marjan redete vergnügt weiter: »Ich musste halt eine Nacht abwarten, in der sie alleine war und maschinelle Unterhaltung gesucht hat. So einen Sybian wollte sie nämlich schon damals haben, als wir noch zusammen studiert haben. Also habe ich gewartet, bis sie so richtig in Fahrt war – und Bumm!« Er klatschte mit kindlicher Freude in die Hände.
    Katharinas Gesicht fühlte sich plötzlich eiskalt an. Sie stand auf und schaltete die Kamera ab: »Kurze Unterbrechung. Passen Sie auf den Gefangenen auf.«
    Es gelang ihr gerade noch, halbwegs normal aus dem Zimmer zu gehen. Dann rannte sie zur Toilette und übergab sich.
    Als sich ihr Magen wieder beruhigt hatte, spülte sie am Waschbecken den Mund aus und wusch sich das Gesicht mit kaltem Wasser. Was für ein Psychopath!
    Dirk-Marjan saß lässig auf seinem Stuhl und nippte an einer Tasse Kaffee, als Katharina wieder in den Raum kam.
    »Können wir weitermachen?«, fragte er süffisant. »Ich verspreche auch, dass es nicht mehr sehr viel ekliger wird.«
    Katharina schaltete kommentarlos die Videokamera an.
    »Okay«, nahm Dirk-Marjan seine Erzählung wieder auf. »Giesler. Das lief fast schon zu glatt. Ich habe den Schlüssel für das Affengehege gemopst und darauf gewartet, dass mir der Giesler mal alleine über den Weg läuft. Wir haben uns übers Fotografieren unterhalten – der ist ja ständig mit seiner Kamera durch die Gegend gerannt – und ich habe ein bisschen geprahlt. Dass ich bei den Affen war und tolle Fotos gemacht habe. Das wollte er natürlich auch. Erst habe ich mich etwas geziert, dann habe ich ihm doch den Schlüssel gegeben. Alles andere hat er ganz allein erledigt.«
    »Danach haben Sie sich entschlossen, sich zum Schein selbst umzubringen. Warum?«
    »Moment«, unterbrach sie Dirk-Marjan. »Jetzt kommen doch erst noch Jean-Luc und der Freiherr.«
    »Ja, ja, ja«, knurrte Katharina. »Sie wollten mich ein bisschen an der Nase herumführen und zeigen, wie toll Sie sind. Das habe ich verstanden. – Nett, dass Sie dazu wenigstens auf das Morden verzichtet haben.«
    »Aber doch nicht deswegen«, widersprach Dirk-Marjan empört. »Für Jean-Luc hatte ich mir so etwas Schönes ausgedacht!« Plötzlich wurde sein Ton kindlich: »Wollen Sie wissen, was?«
    »Nein«, fuhr ihm Katharina über den Mund. »Sie haben sich dann also entschlossen, sich selbst ›umzubringen‹. – Warum? Sind wir Ihnen zu nahegekommen?«
    Dirk-Marjan schmollte ob dieser Unterstellung: »Ach, das war von Anfang an der Plan. War doch eine gute Tarnung, oder? Hab’ ich Kristina zu verdanken.«
    »Mir?«, fragte Kristina empört. »Warum das denn?«
    »Du hast mal diesen Agatha-Christie-Band bei mir vergessen. Da drin hab’ ich genau die Prise Ironie gefunden, die noch fehlte: mein eigener Tod. – Ich habe also einen der unter Drogen stehenden Affen geholt, ihn in die Felsspalte gesetzt, etwas Blut verspritzt, das ich mir schon vorher abgezapft hatte, und eine Puppe über die Brüstung geworfen. Mit meiner Kleidung an. Wussten Sie, dass die auch täuschend echt aussehende männliche Sexpuppen herstellen? War ein cooler Abgang, oder?«
    Er bekam nicht den erwarteten Applaus, als er triumphierend in die Runde sah. Kristina sagte hochnäsig: »Dirk-Marjan, du bist echt widerlich. Und dazu noch ein Idiot.«
    »Ach ja?«
    »Ja. Ich war da nämlich gerade auf dem Weg, um dir zu sagen, dass ich … also … Frau Yamamoto hier«, sie deutete auf Katharina, »hat mir geraten, ich soll dir die Wahrheit sagen. Was ich für dich empfinde. Empfunden habe. – Dann hätten wir den Rest der Zeit, bis die Brücke wieder steht, im Bett verbracht. Die Morde hätten aufgehört. Und niemand hätte dich verdächtigt.«
    Dirk-Marjan blickte zu Boden. Plötzlich gab er sich einen Ruck und sah wieder auf: »Einerlei. Vergossene Milch. Wo war ich? Ach ja, die Bronskis.«
    Er nahm theatralisch einen Schluck Kaffee und schenkte sich dann umständlich nach. Erst nachdem er Milch und Zucker hinzugefügt und mit klirrendem Löffel umgerührt hatte, fuhr er fort: »Die Bronskis. Was für habgierige Dummköpfe. – Ich meine, ein anonymer Brief, der sie an einen entlegenen Ort lockt, mitten in der Nacht! Wer fällt denn auf so was rein? Und dass sie dann auch noch einer schwarz maskierten Gestalt freiwillig in die Schmugglerhöhlen folgen? Wie blöd muss man dafür sein? – Wie dem

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