African Boogie
Schröder direkt mit einer der Taten in Verbindung zu bringen.«
Kristina seufzte: »In Krimis ist das immer so viel einfacher.«
Katharina antwortete: »In Krimis müssen die Kommissare sich auch nicht darum kümmern, dass der Fall gerichtsfest ist.«
»Und in Krimis kriegt der Verbrecher immer einen Laberflash«, ergänzte Kristina. »Er bringt den Kommissar in seine Gewalt und fängt großspurig an zu reden. Offenbart seinen teuflischen Plan. Weil er so stolz darauf ist.«
Katharina stutzte. Kristina hatte sie auf eine Idee gebracht. »Wir brauchen ein Geständnis!«
»Und das gibt er uns freiwillig?«, fragte Andreas Amendt zweifelnd. »Glaube ich nicht.«
»Wir müssen ihn ködern.«
»Und wie?«
Während Katharina weitersprach, wurde ihre Stimme immer überzeugter: »Kristina hat recht. Wir müssen seine Eitelkeit kitzeln.«
»Eitelkeit?«
»Er hat sich so viel Mühe gegeben. So viel Zeit und Geld in den Plan investiert. Denken Sie nur an die ganze Theatralik. Die Drohung vom Band. Die inszenierten Schauplätze. Überhaupt, die Insel als mörderische Falle. Würde mich wundern, wenn er nicht damit angeben will.«
Harry hob abwehrend die Hand: »So ein Geständnis ist aber nichts wert. Nicht, wenn wir es nicht ordnungsgemäß aufzeichnen. Und einen Anwalt brauchen wir auch.«
Katharina stand auf: »Das ist kein Problem. Dieser Frank Heidlich ist Anwalt. Und eine Videokamera wird sich ja wohl irgendwo auftreiben lassen.«
»Dirk-Marjan hatte eine im Gepäck«, warf Kristina hilfsbereit ein. »Darf ich zuschauen?«
Katharina wollte erst ablehnen, doch dann besann sie sich eines Besseren. Natürlich! Ein Opfer, das Schröder durch seine Worte leiden lassen konnte! »Klar. Das hast du dir verdient!«
Frank Heidlich war überrascht gewesen, als Katharina und Harry in seinem Bungalow aufgekreuzt waren. Eigentlich hatte er ablehnen wollen, doch seine Frau machte ihm einen Strich durch die Rechnung: »Frank, natürlich übernimmst du das. Denk doch mal nach! Verteidiger eines Serienmörders! Dann kannst du den Chauffeursjob sausen lassen und wieder als Anwalt praktizieren. Die Klienten werden uns die Bude einrennen.«
Also hatte Frank Heidlich sich bereit erklärt, die Rolle des Anwalts zu übernehmen. Am PC in der Rezeption hatte er eine Vertretungsvollmacht aufgesetzt.
Katharina hatte kurzerhand Stefan Dörings Büro requiriert und es bis auf den Schreibtisch und ein paar Stühle leer räumen lassen.
Und endlich hatten sie alles zusammen, was sie brauchten: den Raum, die Kamera, den Anwalt. Harry, Kristina, Andreas Amendt und Sandra Herbst hatten auf Stühlen an der Rückwand Platz genommen. Frank Heidlich saß an einer Seite des Tisches. Und dann hatte Katharina die beiden Leibwächter gebeten, Dirk-Marjan zum Verhör vorzuführen.
Dirk-Marjan hatte milde amüsiert gelächelt, und mit dem Satz »Besser einen schlechten Anwalt als gar keinen« die Vollmacht für Frank Heidlich unterschrieben. Katharina wollte ihn eben über seine Rechte aufklären, als er sie unterbrach: »Bevor wir anfangen: mein Kompliment. Die Show gestern Nachmittag war erste Sahne. Ich habe sie leider nur akustisch mitbekommen, aber –«
»So, Sie haben uns also abgehört«, unterbrach ihn Katharina, »das hatte ich gehofft.«
»Natürlich! Glauben Sie im Ernst, dass ich die Insel als Falle auswähle und dann nicht dafür sorge, dass die wichtigsten Räume mit Mikrofonen ausgestattet sind? Wie dem auch sei: sehr gute Show. Und ich muss zugeben, dass mich die Falle interessiert hat, die Sie da gestellt haben. Ich dachte wirklich, mit den Schlangen bin ich auf der sicheren Seite und könnte Sie mir vom Hals schaffen. Tja, Pech gehabt. Ein Punkt für Sie. Damit steht es neun zu eins für mich.«
»Sie geben also zu, neun Menschen umgebracht zu haben?«
»Natürlich. Aber wollen Sie das nicht alles aufzeichnen? Und ich meine, mich dunkel zu erinnern, dass Sie mir auch noch irgendwas erzählen müssen. Von wegen meiner Rechte und so.«
»Selbstverständlich.« Katharina spulte die Rechtsbelehrung ab. Dann fragte sie: »Haben Sie das alles verstanden?«
»Ja. Ist ja nicht so schwierig. Wollen wir dann loslegen?«
Frank Heidlich hob die Hand: »Als dein Anwalt muss ich dir dringend raten, gar nichts zu sagen.«
»Aber Frank! Wo sich die Frau Kommissarin doch so darauf gefreut hat. Also, dann werfen Sie mal die Kamera an. Und Achtung, der Fokus zickt manchmal.«
»… Genau das würde ich machen. Alte Rechnungen begleichen.
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