African Boogie
Katharina bitter. Da wäre sie von selbst nicht drauf gekommen.
Andreas Amendt sprach weiter: »Wir drehen gleich die Klimaanlage an. Es wird ziemlich kalt werden.«
»Die Klimaanlage ist aber hier drinnen«, rief Javier zurück.
»Kein Problem«, antwortete diesmal Harry. »Wir können sie von der Rezeption aus fernsteuern.«
Schritte entfernten sich. Sie warteten. Endlich das erlösende Klicken der Klimaanlage. Katharina hob millimeterweise den Kopf, um auf das Display neben der Tür zu schauen: Null Grad Solltemperatur. Das würde die Anlage nicht schaffen. Aber Schlangen waren Wechselblüter, die weder große Hitze noch große Kälte abkonnten. Mit etwas Glück genügte der Temperaturabfall, um sie in eine Kältestarre fallen zu lassen.
Bestimmt eine halbe Stunde lang war nichts anderes zu hören als das Fauchen der Klimaanlage, die kalte Luft ins Zimmer spie, und das Rascheln der Schlangen, die nach einem Unterschlupf suchten. Täuschte Katharina sich oder wurde das Rascheln weniger?
Doch, tatsächlich. Es war nichts mehr zu hören. Amendts Plan war aufgegangen.
Bis auf die Mamba auf Katharinas Bauch: Sie kroch höher, um sich an ihrem Körper zu wärmen. Katharina verfluchte sich: Diesmal hatte sie eindeutig ihre Chancen überreizt.
Die Tür des Bungalows ging langsam auf. Andreas Amendt trug eine Regenjacke und dicke Handschuhe. Und er in den Händen hielt er … einen Kohlendioxidlöscher. Das war genial. Der Löschnebel würde eiskalt sein.
Mit kleinen, gezielten Stößen aus dem Löscher kühlte Andreas Amendt die Schlangen noch weiter ab. Javier hob vorsichtig einen Fuß. Die Schlange, die darauf gelegen hatte, fiel mit einem dumpfen Plopp zu Boden und rührte sich nicht.
Schritt für Schritt suchte sich der Priester einen Pfad. Doch er ging nicht nach draußen, sondern zu der am Boden liegenden, maskierten Gestalt. Er streckte ihr die Hand entgegen und half ihr vorsichtig auf. Zu zweit tasteten sie sich behutsam vor, bis sie die Bungalowtür erreicht hatten. Mit einem letzten großen Schritt traten sie ins Freie. Dort packte Harry die Gestalt und legte ihr Handschellen an.
Katharina hatte so konzentriert zugeschaut, dass sie nicht bemerkt hatte, dass Andreas Amendt neben dem Bett stand. »Ich glaube, wenn Sie ganz vorsichtig …«
Katharina schüttelte behutsam den Kopf. Dann deutete sie mit dem Kinn in Richtung ihrer Brust. »Mamba«, hauchte sie so vorsichtig wie möglich.
Andreas Amendt seufzte: »Sie können es mir nicht auch mal einfach machen, oder?«
Behutsam hob er die Decke hoch. Zentimeter um Zentimeter. Endlich hatte er die Decke ganz abgenommen und legte sie leise auf dem Boden ab.
Der Kopf der Schlange lag genau zwischen Katharinas Brüsten; die Mamba züngelte, aber sie bewegte sich nicht.
Amendt streifte einen Handschuh ab. Was machte dieser Wahnsinnige denn jetzt? Wollte er sich etwa für sie opfern?
Millimeter für Millimeter schob er seine Hand vor, bis sie ganz dicht über der Schlange war.
»Beten Sie«, murmelte er leise. Dann zählte er langsam rückwärts: »Drei, zwei, eins …«
Plötzlich schoss seine Hand vor und packte die Schlange mit eisernem Griff direkt hinter dem Kopf. Gleichzeitig riss er das wild um sich peitschende Tier nach oben. Die Schlange sperrte wütend ihr Maul auf, ihre Giftzähne klappten aus. Kurz entschlossen riss Katharina ihre Pistole hoch und drückte ab.
Der Schuss bellte so laut, dass er beinahe ihre Trommelfelle zum Platzen brachte. Der Kopf der Schlange zerbarst in einem Regen aus Blut, Fleischfetzen und Knochensplittern. Der Körper des Tieres erschlaffte.
Entsetzt ließ Amendt die tote Schlange fallen. »Sind Sie vollkommen übergeschnappt?« Er untersuchte seine Hand nach Verletzungen, dann atmete er auf. »Schießen können Sie ja. Kommen Sie. Schön vorsichtig.«
Er half ihr aufzustehen. Dann suchten sie sich Schritt für Schritt einen Weg nach draußen.
Katharina schlug die Tür des Bungalows mit einem Knall hinter sich zu und lehnte sich erschöpft dagegen. Das war knapp gewesen.
»Sollen wir jetzt mal nachschauen, wen wir hier gefangen haben?«, fragte Harry.
Richtig. Sie hatten ja einen Gefangenen. Die vermummte Gestalt saß mit gefesselten Händen auf einem Korbsessel. Harry zog ihr die Maske vom Kopf.
Katharina war nicht sonderlich überrascht, als sie sah, wer darunter zum Vorschein kam. Sie hatte recht gehabt: Dirk Schröder hatte wirklich die perfekte Verkleidung gefunden. Doch sie war nicht in der Stimmung zu
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