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African Boogie

African Boogie

Titel: African Boogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Barz
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urteilen sollten. Vielleicht sind wir nicht viel anders.«
    »Nicht viel anders?« Katharina wollte ihn anfahren, aber der Ernst in seiner Stimme bremste sie. »Wie meinen Sie das?«
    Andreas Amendt musterte sie kurz, aber nachdrücklich: »Haben Sie Ihre Pistole dabei?«
    »Ja, natürlich. In meiner Handtasche. Warum?«
    »Nehmen Sie sie heraus.«
    »Wozu das denn?«
    »Ein Experiment.«
    Katharina gehorchte zögernd und nahm die Waffe aus ihrer Handtasche. »Und jetzt?«
    »Legen Sie auf mich an. Als ob sie mich verhaften wollen.«
    »Aber …«
    »Bitte tun Sie mir den Gefallen. Sie werden gleich verstehen, worauf ich hinauswill.«
    Katharina überzeugte sich davon, dass die Waffe gesichert war. Dann hob sie den Arm.
    »Bitte richtig!«, kommandierte Andreas Amendt.
    Also gut. Katharina griff die Waffe mit beiden Händen und zielte auf Amendts Brust.
    Er sah sie ruhig an. Dann fragte er: »Wo ist Ihr Abzugsfinger jetzt?«
    Katharina brauchte nicht auf ihre Hand zu sehen. »Er liegt neben dem Abzug. Warum?«
    »Aber nicht auf dem Abzug, oder?«
    »Nein. Natürlich nicht.«
    »Man legt den Finger erst unmittelbar vor dem Schuss auf den Abzug, richtig? Damit man nicht aus Versehen abdrückt?«
    »Richtig. Und?«
    Andreas Amendt sagte zufrieden: »Sie können die Waffe jetzt runternehmen.«
    Katharina ließ gehorsam die Hände sinken. »Und? Was beweist das jetzt?«
    »Erinnern Sie sich noch an unsere erste Begegnung hier auf Golden Rock? Im Kühlhaus? Als Sie mich für einen Auftragskiller gehalten haben?«
    »Natürlich.«
    Andreas Amendt zögerte einen Moment. Dann sagte er: »Damals lag Ihr Finger auf dem Abzug.«
    »Sie meinen …« In Katharinas Ohren begann es zu rauschen. Schnell steckte sie die Waffe zurück in ihre Handtasche, als wäre sie plötzlich glühend heiß geworden. Dann ließ sie sich auf einen der Sessel sinken und verbarg das Gesicht in den Händen. Amendt hatte recht. Sie war ganz dicht davor gewesen, eiskalt einen wehrlosen Menschen umzubringen.
    »Aber das ist doch etwas anderes«, sagte sie trotzig.
    »Nur graduell«, widersprach Andreas Amendt. »Aber wenn es Sie tröstet: Ich bin genauso.«
    Katharina hob den Kopf: »Sie?«
    Er antwortete zögernd: »Wissen Sie, manchmal träume ich von damals. Dass ich es nicht gewesen bin. Dass ich den Täter rechtzeitig fange. – Der Traum endet immer gleich: Der Täter ist an meinen Autopsietisch gefesselt. Um mich herum viele Tabletts mit scharfen, blitzenden Instrumenten. Und bis er tot ist, dauert es sehr, sehr lange.«
    Katharina musste nach Luft schnappen. »Sie meinen …?«
    »Ja. Wenn ich in Ihrer Situation gewesen wäre … wenn ich so überzeugt gewesen wäre, den Mörder von Susanne vor mir zu haben, wie Sie, als Sie mich hier gesehen haben: Ich hätte abgedrückt.«

V
     
    Death Comes As The End
(Or Maybe Not)
     
    Ist die Kamera noch an? Ah ja. Gut. Ein Nachtrag.
    Neun habe ich schon geschafft. Und die anderen – nun, die kommen noch dran. Versprochen. Ja, auch du, Frank. Schau also immer gut nach, ob die Technik deiner Limousine in Ordnung ist. Wäre doch schade, wenn ein durchtrennter Bremsschlauch einen deiner wertvollen Fahrgäste mit ins Jenseits befördert.
    Das meiste von meinem Geld ist noch da: Rache ist ein ziemlich preiswertes Vergnügen. Und es ist in Sicherheit. Dort, wo ich auch bald sein werde.
    Ich glaube, ich werde aber erst mal Urlaub machen. Mit ein paar knackigen Bikinibräuten schlafen. Weit fort von Afrika. Mir geht der Kontinent allmählich auf den Geist.
    Und der Mandeibel hat recht gehabt: Asiatinnen sind viel   … na ja, sexueller. Vielleicht knöpfe ich mir in der nächsten Runde auch diese Kommissarin vor.
    Und bis dahin? Nun, um den großen Philosophen Arnold Schwarzenegger zu zitieren: I’ll be back.
    So, und nun kannst du die Kiste abschalten, Frank.

Midnight Hour Blues
     
    Es hätte wohl niemand auf Golden Rock gedacht, dass eine drei Meter breite und sechs Meter lange Betonplatte das schönste Weihnachtsgeschenk sein würde, das sie je erhalten sollten. Das schwere Bauteil schwebte, von einem Lasthelikopter getragen, langsam seiner endgültigen Position entgegen, während Gäste wie Angestellte gespannt zusahen.
    Der Helikopterpilot leistete Millimeter-Arbeit; die Platte glitt an den für sie vorgesehenen Platz. Doch erst, als der erste Soldat die Platte betrat und sie hielt, brach die Spannung ihren Bann: Die Gäste und Angestellten von Golden Rock klatschten und jubelten, während sich die

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