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African Boogie

African Boogie

Titel: African Boogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Barz
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lächelte verschmitzt in sich hinein, während er zuhörte.
    Nach dem Essen, so stand es auf einer kleinen Tischkarte, sollte es echt afrikanische Unterhaltung geben. Dazu wurde die Empore, auf der das Buffet gestanden hatte, blitzschnell abgeräumt. Männer und Frauen in traditionellen Gewändern betraten die improvisierte Bühne und begannen, angeleitet von Augustin, zu singen: traditionelle tansanische Lieder, auch wenn Augustin eine mehrstimmige, afrikanisierte Version von »Es klappert die Mühle am rauschenden Bach« in das Repertoire gemischt hatte.
    Augustin wandte sich an sein Publikum, das mit mehr oder weniger Begeisterung der Darbietung gefolgt war: »Liebe Gäste, auch unsere Insel hat ein Lied. Und da Sie ja alle auf Bildungsreise sind, möchten wir Ihnen dieses Lied jetzt beibringen.«
    Und dann versuchte Augustin mit Geduld und Humor, den Gästen ein Lied auf Suaheli nahezubringen. Die Melodie war ziemlich eingängig, doch der Text mit seinen Konsonantenreihungen und Klicklauten war kaum zu bewältigen, daher endete der Gesang immer wieder in Gelächter.
    »Das üben wir die nächsten Tage noch ein paar Mal«, kündigte Augustin zum Abschluss an. »Und morgen machen wir hier auf Golden Rock etwas ganz Besonderes. Wir nennen es ›JeKaMi‹. Das steht für ›Jeder kann mitmachen‹. Wer also etwas vortragen oder singen möchte …« Der Vorschlag stieß auf begrenzte Begeisterung.
    »Auf jeden Fall«, fuhr Augustin fort, »die Bar ist geöffnet.«
    »Das issoch ma ein Wort«, grölte einer der beiden Rüpel. Auch sonst fand der Vorschlag mehr Anklang als »JeKaMi«. Katharina hatte jedoch keine Lust, Zeuge eines kollektiven Besäufnisses zu werden, also verabschiedete sie sich von ihrem Tischnachbarn.
    Ein paar Schritte vor ihr gingen die Breughers, die sich aufgeregt unterhielten: »Die Darissa von Heuth. Hier. Das ist unsere Chance«, sagte die Frau. »Wir müssen morgen unbedingt zeigen, was wir können.«
    »Romeo und Julia?«, fragte der Mann begeistert.
    »Romeo und Julia! Unsere erste große Rolle. Weißt du noch? Damals in der Schule?«
    »Oh ja. Und weißt du noch, wie wir diesen Schröder rausbugsiert haben?«
    »Ja, natürlich.« Die beiden küssten sich innig. Katharina ging rasch an ihnen vorbei.
    Als sie gerade einen weiteren Bungalow passierte, kam ihr Dirk-Marjan entgegen. Er sah gestresst aus: »Kristina kann einen ganz schön auf Trab halten. Ihre neueste Theorie: Russische Frauenhändler, die auf lockenhaarige Blondinen stehen. Ich sag’s ja. Krimileserinnen. – Sie gehen schon zu Bett?«
    »Ja.« Hoffentlich machte er keine Avancen.
    »Ich bin eigentlich auch k.o., aber erst brauche ich noch ein Bier. Das habe ich mir wirklich verdient. Kommt eben davon, wenn man mit seiner besten Freundin in den Urlaub fährt.«
    Beste Freundin? Sah Kristina das auch so? Mal ein wenig nachbohren: »Beste Freundin? Und ich dachte, ihr wärt …«
    »Ein Paar?« Dirk-Marjan hob die Hände, ließ sie wieder sinken: »Schön wär’s ja. Aber ich bin einfach nicht ihr Typ. So als Mann.«
    Wenn du dich da mal nicht täuschst, dachte Katharina. Aber besser nichts verraten. Dirk-Marjan fuhr fort: »Haben Sie diesen Bronski gesehen? Der Typ, der so aussieht, wie sich Klein-Mäxchen einen Architekten vorstellt? Nickelbrille und Rollkragenpullover? Das ist ihr Ex-Lover.«
    »Und dann sind Sie auf der gleichen Reise?«
    »Das ist wirklich ein blöder Zufall, stimmt. Aber vermutlich sollen die auch investieren. Leisten können sie sich’s, er und die Frau Doktor.«
    »Ärztin?«
    »Nee, Jodel-Dissertation in Kunstgeschichte. Was man eben so braucht, um sich in der besseren Gesellschaft hochzuschla–« Abrupt hielt er inne und lauschte: »Hörst du das auch?«
    Dirk-Marjan hatte recht. Rhythmische, kieksend-stöhnende Laute, die zunehmend lauter wurden. Tierlaute?
    Plötzlich deutete Dirk-Marjan auf den Bungalow, vor dem sie standen: »Das kommt von da drinnen. Da wohnt diese Jack-oooooooo!« Er dehnte das »O« ins Unendliche. »Scheint, dass sie ihren Spaß hat.«
    Katharina und er lachten. Dann ging Dirk-Marjan kopfschüttelnd davon.
    Katharina sah ihm nach. Dirk-Marjan erwiderte also Kristinas Zuneigung. Und dann bemerkte er ihr Interesse nicht? Männer konnten manchmal wirklich dumm sein.

Trouble Everywhere I Roam
     
    Auf dem niedrigen Glastisch standen tatsächlich vier Gedecke. Das war Katharina noch nie aufgefallen. Teekanne, Kaffeekanne, Marmorkuchen und vier Gedecke. Das Kaminfeuer brannte,

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