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African Boogie

African Boogie

Titel: African Boogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Barz
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Freie. In ein Badezimmer unter freiem Himmel. Dusche. Löwenfuß-Badewanne. Kristina und Katharina fragten gleichzeitig erschrocken: »Ist das etwa mein Badezimmer?«
    Augustin schüttelte lachend den Kopf: »Nein, der Bungalow ist nicht vermietet.«
    Sie gingen durch den Bungalow hindurch und standen auf der Wiese der Urlaubsanlage.
    »So, ich hoffe, die Tour hat euch Spaß gemacht?«, fragte Augustin, während er Lampen und Flaschen einsammelte. »Wenn ihr wollt, zeige ich euch demnächst auch noch den Weg um Golden Rock herum und das Wrack des Geisterschiffs. Aber nicht heute. Ist bald Zeit zum Sundowner. Ihr wisst, wo …?«
    Der Sundowner: Katharina kannte diese Sitte, sich an einem besonders schönen Platz zu versammeln und bei einem Bier oder einem Glas Wein die untergehende Sonne zu bewundern, noch aus ihrer Schulzeit in Südafrika. Offensichtlich war sie auf dem ganzen Kontinent verbreitet – und Harry hatte diese entscheidende und kritische Aufgabe der Gästebetreuung als seinen Verantwortungsbereich reklamiert. Er hatte einen Bistrotisch mit Flaschen und Gläsern aufstellen lassen und entkorkte gerade eine Flasche Rotwein, als Katharina die Aussichtsterrasse betrat. Kristina und Dirk-Marjan hatten auf die Teilnahme verzichtet, da sie noch auspacken mussten. Katharina war insgeheim froh darüber. Eigentlich waren die beiden ja ganz nett, doch Kristina hatte auf dem gesamten Weg zu ihren Bungalows wortreiche Theorien über die heutige Nutzung der Schmugglerhöhlen entwickelt, einschließlich der eines geheimen Inselbewohners, der sie alle nach und nach meucheln würde. Und dieser Dirk-Marjan: Vermutlich ganz okay, auch wenn er, wenn es nicht gerade um Architektur und Brücken ging, den Mund nicht aufbekam. Aber er hatte Katharina immer wieder seltsam gemustert, wenn er dachte, sie bemerke es nicht. Sie kannte diese Blicke. So wurde sie angesehen, wenn sie eine Kneipe betrat, deren Publikum nicht ganz astrein war. Wenn sich dort das leise geflüsterte Wort »Polizei« von Tisch zu Tisch verbreitete. Hatte Dirk-Marjan etwa …?
    Ach, Unsinn!, schalt sie sich. Er hatte sie angesehen, weil er ein Mann war. Und sie eine Frau. Eine attraktive Frau. Das war es. Nichts weiter. Ein Flirtversuch. Ein sinnloser noch dazu. Dirk-Marjan war so gar nicht ihr Typ: Viel zu bemüht, gut und wild auszusehen, mit seinem Teint und dem Dreitagebart. Außerdem empfand Katharina weibliche Solidarität mit Kristina, deren Zuneigung Dirk-Marjan mit Begeisterung ignorierte.
    Katharina lehnte am Geländer der Aussichtsplattform, ihr Weinglas in der Hand. Außer ihr und Harry war nur noch ein Pärchen gekommen: Die Frau, vielleicht Anfang dreißig, war recht hübsch, ihre langen blonden Haare waren gelockt, der Mann neben ihr war eher vom Typ untersetzter Bettwärmer und Kinderversorger. »Schau mal, Claudia!«, schwärmte er, als sie an das Geländer getreten waren. »Hast du schon mal einen so schönen Sonnenuntergang gesehen?« Er wollte den Arm um seine Frau – Freundin? Verlobte? – legen, doch sie schüttelte ihn ab: »Ich will endlich wissen, wo hier der Haken ist!«
    »Muss denn immer und überall ein Haken sein?«, fragte der Mann, während er wieder versuchte, ihr zärtlich näherzukommen.
    »Berndt! Das war ein Preisausschreiben! Da ist immer ein Haken bei!«
    »Vielleicht habe ich ja einfach mal Glück gehabt?«
    »Glück? Du? Und wie kommst du überhaupt dazu, meinen Namen und meine Adresse anzugeben?«
    Die Frau wandte sich ungefragt an Katharina: »Mein Freund ist süchtig nach Gewinnspielen. In Zeitschriften, unterwegs oder im Internet: Er muss sie einfach ausfüllen. Wissen Sie, was er neulich gebracht hat?«
    »Claudia!«, jammerte der Mann.
    »Doch, das kann sie ruhig hören. Er hat aus Versehen ein Abo abgeschlossen. Für ›erotische Videos aufs Handy‹!«
    Katharina verkniff sich ein Lachen.
    »Und jetzt …«, fuhr die Frau vorwurfsvoll fort, »und jetzt diese … Luxusreise!«
    »Ist doch ein toller Gewinn«, wollte Katharina die Situation entschärfen.
    »Toller Gewinn? Ich sag’s Ihnen: Das dicke Ende kommt noch. Bestimmt müssen wir auf dem Rückweg auf einer Galeere rudern. Oder Heizdecken kaufen. Und überhaupt: Wer verlost denn eine Reise, die Anfang Dezember stattfindet? Mitten in der Schulzeit? Wir sind nämlich Lehrer, müssen Sie wissen!«
    »Aber wir haben doch fahren können«, versuchte es der Mann versöhnlich.
    »Nur, weil unsere Schule abgebrannt ist.« Sie wandte sich ärgerlich an ihren

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