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African Boogie

African Boogie

Titel: African Boogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Barz
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referierte: »Mafia Island war übrigens Teil des Sansibar-Deals. Sie wissen schon: Wo wir den Engländern Helgoland wieder abgenommen haben. Wir hätten Mafia behalten sollen. Helgoland ist doch eh nur ein alberner Steinblock.«
    An einem anderen Tisch saßen Daniel und Susannah Breugher, nach eigener Einschätzung aus Funk und Fernsehen weltbekannt, und texteten die zwei jungen Frauen zu, die beim Einchecken schon die Vorträge des Studienrats hatten über sich ergehen lassen müssen. Die eine Frau spielte mit einer langen, blonden Haarsträhne und überlegte wohl, ob sie Daniel Breugher nicht einfach damit erwürgen sollte. Die andere Frau, kurze, braune Haare, Designerbrille, drehte genervt ihr Weinglas in den Händen.
    Kristina und Dirk-Marjan waren in ein Gespräch vertieft und schienen sich glänzend zu unterhalten. Nur nicht einmischen. Vielleicht funkte es ja doch noch.
    Die Bronskis saßen missmutig in einer Ecke. Sie hatten die Köpfe zusammengesteckt und tuschelten.
    Das Lehrerehepaar mit der abgefackelten Schule schwieg sich an; die Frau hatte einen voll beladenen Teller vor sich. Bestimmt würde sie Katharina morgen beim Sport Gesellschaft leisten und auf dem Trimmrad versuchen, ihre Sünden auszugleichen.
    Die Jack-ooo hatte sich zu einem attraktiven Mann – »Karl-Joseph Buchmann, aber alle nennen mich Charlie« – an den Tisch gesetzt und lachte zu laut über dessen Witze. Am Tisch daneben saßen »Thorsten Urban – Doktor«, wie er sich beim Einchecken mit sonorer Stimme vorgestellt hatte, und eine kosmetisch optimierte Fünfzigerin, die in Bezug auf Schmuck und Kleidung mehr Geld als Geschmack besaß.
    Blieben noch zwei Tische. An beiden saßen Männer. Der eine, Christian Kurt, war jünger und hätte als attraktiv durchgehen können, wenn er Katharina nicht erneut mit seinen Blicken ausgezogen hätte.
    Am anderen Tisch saß der ältere Herr, der nach dem Öffnen seines Umschlags so herzlich gelacht hatte. Katharina trat an seinen Tisch: »Darf ich mich zu Ihnen setzen?«
    Wie selbstverständlich stand der Mann auf und rückte ihr den Stuhl zurecht. Er lächelte vor sich hin, irgendwo zwischen selig und verschmitzt. Plötzlich sagte er: »Verzeihen Sie, ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Albert Norrisch.«
    Konzentrier dich, Katharina: »Zoë Yamamoto.«
    »Zoë«, ließ sich Norrisch den Namen auf der Zunge zergehen.
    »Meine Mutter war Japanerin, mein Vater Deutscher.«
    »Komisch, ich hätte darauf gewettet, dass Sie koreanische Vorfahren haben. Die Augenform. Aber so kann man sich täuschen. – Zoë … so heißt meine Tochter. Ist in etwa in Ihrem Alter. Spielt Querflöte bei den Frankfurter Neuen Philharmonikern. Und Sie?«
    »Ich bin nur eine einfache Unternehmensberaterin.«
    »Arbeiten Sie für Rhüger-Pharm?«
    »Nein. Warum?«
    »Wissen Sie …«, antwortete Norrisch verschmitzt, »so etwas ist mir in meinen ganzen Jahren als Arzt noch nicht vorgekommen.« Er zog einen gefalteten Brief aus der Tasche seine Jacketts und reichte ihn Katharina. »Lesen Sie das mal.«
    Katharina faltete ihn auf: »Sehr geehrter Doktor Norrisch,«, las sie halblaut, »wir wissen, was unsere Produkte wert sind. Und Sie brauchen wir davon nicht erst zu überzeugen. Deswegen wünschen wir Ihnen einen schönen Urlaub auf unsere Kosten, aber ohne unsere unsinnigen Vorträge. Wir sind sicher, dass Sie dies zu schätzen wissen und uns bei Ihren Verschreibungen auch in Zukunft bedenken.« Sie ließ den Brief sinken. »Das ist ja wirklich dreist.«
    »Die Pointe kommt noch: Die stellen hoch spezialisierte Medikamente zum Knorpelaufbau bei Arthrose her. Überhaupt nicht mein Fachgebiet. Ich bin Internist. Ich habe noch nie im Leben irgendwas von denen verschrieben. Keine Ahnung, wie ich in deren Datenbank geraten bin.«
    Katharina wollte etwas fragen, doch sie wurden vom Einmarsch Chittaswarup Kumars unterbrochen. Flankiert von seinen Leibwächtern steuerte der dicke Inder auf den Tisch zu, an dem die beiden Rüpel saßen. Es entstand eine kurze, aber heftige Auseinandersetzung, die damit endete, dass die Leibwächter die beiden Rüpel mitsamt ihren Stühlen hochhoben und an einen Tisch in der Ecke setzen, sehr zum Gelächter der anderen Gäste. Der dicke Inder nahm zufrieden Platz, nachdem seine Leibgarde einen neuen Stuhl gebracht hatte.
    »Besitzer der Anlage?«, fragte Katharinas Tischgenosse.
    »Wäre er gerne«, erklärte Katharina. Sie erzählte Norrisch, was sie von Harry erfahren hatte. Der Arzt

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