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African Boogie

African Boogie

Titel: African Boogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Barz
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einer Nebeneinkunft als Gigolo; die Frau, die ihm folgte, mochte in den Fünfzigern sein, trug zu viel Schmuck, verbrachte zu viel Zeit im Solarium, gab zu viel Geld beim Friseur aus und hatte entschieden den falschen Schönheitschirurgen. Professionelle Witwe dachte Katharina. Auf der Suche nach einem neuen Fang.
    Zuletzt standen auch die Breughers auf. Aber ihnen war deutlich nicht nach Tanzen zumute. Der Mann eilte durch den Pavillon nach draußen; es sah aus, als wollte er am liebsten heulen. Seine Frau folgte ihm nicht minder entsetzt. Katharina sah, wie Darissa von Heuth erleichtert aufatmete.
    »Also«, fuhr von Weillher fort, als alle Paare Platz auf der Tanzfläche gefunden hatten. »Der Paso Basico, der Grundschritt, ist ganz einfach. Folgen Sie einfach meinen Anweisungen.«
    Mit Schwung nahm er Katharinas Hand und legte ihr die andere Hand auf ihren Rücken. Während er erklärte, führte er Katharina geschickt durch die acht Positionen. »Und noch mal!«, kommandierte er, immer wieder einen Blick ins Publikum werfend. Die Paare folgten artig. Bald hatten sie den Paso Basico begriffen.
    »Und nun mit Musik!«
    Die kleine Band begann mit einem langsamen Tango. Der Freiherr zählte: »Eins und zwei und eins und zwei …«
    Er ließ die Schritte ein paar Mal laufen. Dann erklärte er, ohne innezuhalten: »Im Prinzip können Sie jetzt fast machen, was Sie wollen, solange sie immer wieder in den Grundschritt zurückfinden. Wichtig ist, dass ein Partner führt. In der Regel ist das der Mann.«
    Und ohne Vorwarnung führte er Katharina mit seiner Hüfte voran in die Ocho, eine Achterbewegung aus vier Schritten. Geschickt drehte er auf seinen Fußspitzen. »Na, nicht innehalten«, befahl er über die Schulter. »Grundposition. Und Paso Basico. Eins und zwei …«
    Von Weillher führte Katharina so selbstsicher durch den Tanz, dass sie ebenfalls einen kurzen Blick ins Publikum werfen konnte. Die älteren Paare tanzten brav die Schritte nach, auch Witwe und Gigolo; die Jack-ooo hatte eindeutig die Führung über Christian Kurt übernommen.
    Ohne Übergang begann der Freiherr Schritte zu improvisieren. Katharina folgte. Manchmal blockte sie auch und übernahm für einen kurzen Moment die Führung. Es fing an, richtig Spaß zu machen.
    »Ich sehe, Sie haben nicht übertrieben«, sagte der Freiherr anerkennend, als sie nach einer Drehung kurz zum Stillstand gekommen waren. »Sie können Tango. – Und?«
    »Und was?«
    »Was haben Sie bisher herausgefunden?« Er zog sie weiter.
    »Nichts, ich bin …«
    »Ja, ich weiß. Sie sind Unternehmensberaterin auf Urlaub. Mit einer Pistole in der Handtasche.« Der Freiherr wirbelte sie herum und fing sie auf, sodass sie weit nach hinten gelehnt in seinem Arm lag.
    »Okay, okay. Ich bin Sicherheitsspezialistin. Aber wirklich rein zufällig hier.«
    Er zog sie wieder hoch. »Zufällig oder nicht: Irgendwas müssen Sie doch herausgefunden haben.«
    »Nur, dass die Brücke gesprengt wurde. Von jemandem, der weiß, wie man das macht.«
    Der Freiherr führte sie wieder in den Grundschritt, sodass er ihr in die Augen sehen konnte. »Mehr nicht? Das ist wenig.«
    Eine neue Ocho.
    »Aber wenn ich etwas anmerken darf«, fuhr er fort. »Sonst sind die Reisegruppen sehr viel homogener. Meistens Paare Ende vierzig, Anfang fünfzig, die sich nicht einigen konnten, ob sie auf Bildungsreise oder in ein Golfresort fahren sollen.«
    Katharina blockte einen seiner Schritte, als er sie wieder in seine Arme wirbeln wollte, und führte den Freiherrn zurück in den Paso Basico.
    »Und?«, fragte sie.
    »Es ist schon ein seltsamer Zufall, dass es ausgerechnet so ein buntes Völkchen erwischt hat.«
    »Sie meinen, das ist Absicht?«
    »Ich sag Ihnen mal was: Ich übernehme morgen wieder meine Rolle als naturschützendes Fotomotiv. Sie würden staunen, was die Menschen da alles erzählen.«
    »Hmhm!« Katharina hasste Hobbydetektive, aber sie konnte es sich nicht leisten, wählerisch zu sein.
    »Sie brauchen ja nicht auf mich zu hören. Und ansonsten können Sie sich gerne in meinem Bungalow umsehen, wenn Sie das wollen. Nach verdächtigen Spuren. Vielleicht finden Sie dabei ja auch die Flasche Neunundneunziger Château du Gauze wieder, die ich dort verbummelt habe.«
    Noch bevor Katharina über die Bedeutung dieses Angebots nachdenken konnte, beschleunigte sich die Musik. Der Freiherr passte seine Schritte an; Katharina folgte und ließ sich treiben. Es fühlte sich gut an, einen Tanzpartner zu

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