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African Boogie

African Boogie

Titel: African Boogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Barz
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Untersuchungshaft sitzt.«
    Katharina dachte nach: »Der Tod des Patienten … Kann das der Trigger gewesen sein?«
    »Trigger? Sie kennen sich aus?«
    »Ein wenig. Berufsbedingt. Also?«
    »Ehrlich gesagt … Möglich ist das schon. Aber meistens folgen Trigger einer gewissen inneren Logik. Und vom Tod eines Patienten zum mörderischen Wahnanfall: Das ist ein ziemlicher Sprung. Vor allem ohne jede Vorankündigung.«
    »Die könnte ja übersehen worden sein.«
    »Nein. Eigentlich nicht. Andreas war … Sie wissen, dass seine Mutter schizophren war?«
    »Ja. Sie hat seinen Vater und sich selbst umgebracht.«
    »Und Andreas auch. Beinahe. – Na ja, auf jeden Fall war Andreas permanent in Panik, er könnte die Krankheit seiner Mutter geerbt haben. Manchmal war das echter Aktionismus: Gesprächstherapie bis zum Abwinken. Und regelmäßig alle kognitiven Funktionen überprüfen. Aber es war alles unauffällig. Bis zu diesem Tag. Und danach auch wieder.«
    »Also ein plötzlicher Aussetzer. Ist so etwas möglich?«
    »Ja, aber sehr, sehr selten.«
    Katharina wollte noch etwas fragen, doch das Musikstück hatte geendet. Und Andreas Amendt griff jetzt solo in die Saiten der Gitarre. Nein, das konnte er doch nicht tun! Er spielte tatsächlich »Autumn Leaves«.
    Sie sprang auf und rannte nach draußen. An einem Felsen musste sie innehalten und sich abstützen. Kalter Schweiß stand auf ihrem Gesicht. Sie lehnte sich an den Stein, der noch warm von der Sonne des Tages war, und schloss die Augen.
    Plötzlich hörte sie Schritte über den Kies auf sich zukommen. Jemand setzte sich neben sie.
    Katharinas Stimme kiekste. »Das war das Lieblingslied von Susanne. Warum spielt er das immer wieder?«, fragte sie trotzig. Sie würde nicht heulen … zu spät.
    »Das hat er bestimmt nicht absichtlich gemacht. Nicht um Sie zu verletzen.« Die sanfte Stimme von Javier. Der Priester legte ihr den Arm um die Schulter, zog sie fest an sich und ließ sie weinen.
    Endlich versiegten die Tränen. Katharina zog die Nase hoch und löste sich mit einem Ruck aus der Umarmung. Sie wollte niemanden sehen. Mit niemandem sprechen. Deshalb stakste sie über die Wiese auf ihren Bungalow zu. Doch Javier ließ nicht locker und folgte ihr.
    Katharina drehte sich zornig zu ihm um: »Was ist denn noch?«
    »Er quält sich selbst damit. Mit diesem Lied. Doktor Amendt leidet. Das ist doch offensichtlich.«
    »Mir doch egal. Geschieht ihm recht.« Katharina wollte weitergehen.
    »Und ich dachte, Sie beide haben das gleiche Ziel.« Javier klang zutiefst enttäuscht.
    Katharina blieb stehen: »Wie meinen Sie das denn?«
    »Sie wollen doch beide die Wahrheit herausfinden.«
    »Schon dabei.«
    »Lassen Sie Doktor Amendt helfen!«
    Genervt von der ruhigen Überlegenheit des Geistlichen fauchte Katharina ihn an: »Das ist wirklich eine blöde Idee.«
    »Ja, ich verstehe, dass Sie das denken. Aber so wie ich das sehe, gibt es außer Ihnen keinen Menschen, der mehr motiviert ist, die Wahrheit zu finden, als Doktor Amendt. Und er ist doch ein guter Rechtsmediziner, oder nicht? Das könnte doch ganz nützlich sein.«
    »Und was soll ich Ihrer Meinung nach tun?«
    »Sie haben doch die Fallakte, oder?«
    Katharina nickte stumm.
    »Lassen Sie ihn die Akte lesen!«
    »Nein.« Katharina ging ein paar Schritte, doch die Stimme Javiers stoppte sie. Er klang tief traurig: »Dann bringen Sie ihn damit um.«
    Ein kleiner böser Teufel in Katharina flüsterte, das könne ihr ja eigentlich egal sein. Problem gelöst. Doch plötzlich hörte sie wieder Susanne sprechen. Ganz laut. »Und was, wenn er es nicht war?«
    »Kommen Sie«, sagte Katharina mürrisch zu dem Priester.
    »Wohin?«, fragte er überrascht.
    »Wohin wohl? Zu meinem Bungalow. Die Akte holen.«

Nobody Knows You, When You Are Down And Out
     
    »Andreas, du spinnst doch vollkommen!«
    »Die Akte lässt aber keinen anderen Schluss zu!«
    Katharina hatte eigentlich gehofft, aufgrund der frühen Stunde niemanden im Restaurantpavillon anzutreffen. Vielleicht höchstens Augustin oder Harry. Aber sie wurde enttäuscht. Sandra Herbst und Andreas Amendt saßen an einem Tisch, zwischen ihnen die Akte. Javier lehnte an einer Holzsäule. Zum ersten Mal sah der Priester müde und angestrengt aus.
    Katharina wollte schon die Flucht ergreifen, doch Amendt hatte sie bereits entdeckt: »Frau Klein, sagen Sie Sandra bitte, dass die Akte nur einen Schluss zulässt.«
    »Was soll ich ihr sagen? Welchen Schluss?«
    »Was wohl? Dass

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