Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
African Boogie

African Boogie

Titel: African Boogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Barz
Vom Netzwerk:
schweres Trauma in der Kindheit. Und meine Mutter …«
    »Ich dachte, Sie erinnern sich an die …«, Katharina zögerte, »an die Tat Ihrer Mutter«, sagte sie schließlich fest.
    »Ja. Aber davon spreche ich auch nicht. Ich habe meine Mutter als immer präsent und äußerst liebevoll in Erinnerung. Fast schon überbehütend. Bis sie meinen Vater getötet hat. Und sich selbst.« Es fiel ihm schwer weiterzusprechen: »Das … das kann aber nicht sein. Meine Mutter war wenigstens zweimal in der Psychiatrie, als ich ein Kleinkind war. In der geschlossenen Abteilung.«
    »Sie meinen, sie hat schon mal versucht, Sie zu töten? Oder sich selbst?«
    »Ja. So etwas in der Art. Aber ich habe daran keine Erinnerungen. Kann sein, dass sich damals – Sie wissen schon – etwas in mir abgespalten hat. Die andere Persönlichkeit.«
    »Und Sie meinen, diese andere Persönlichkeit –«
    »Ist der Mörder, ja.«
    »Aber die Elektrostimulation …«
    »Ist auch nicht zuverlässig. Vielleicht haben wir an der falschen Stelle des Gehirns gesucht.«
    »Und Sie meinen, diese Persönlichkeit ist plötzlich aufgewacht?«
    »Nicht plötzlich. Nein. Vermutlich war sie schon die ganze Zeit präsent. Nur weil ich nichts von ihr weiß, heißt das nicht, das es umgedreht genauso ist.«
    »Was wollen Sie denn damit sagen?«
    »Wissen Sie noch, was Sie gedacht haben, als Sie mich hier auf der Insel das erste Mal gesehen haben?«
    »Dass Sie ein professioneller Killer … also nein, das glaube ich wirklich nicht mehr. Das ist an den Haaren herbeigezogen.«
    »Vielleicht. Aber nehmen Sie mich mal aus der Rechnung. Wenn Sie nur die Tat betrachten, was haben Sie da gedacht? Ich meine, wenn Sie jetzt völlig unbeteiligte Kommissarin wären: Was würden sie als Erstes vermuten?«
    Endlich verstand Katharina: »Ein geplanter Mord. Wie ein professioneller Hit.«
    »Richtig. Danach sieht die Tat aus.«
    »Sie meinen doch nicht etwa, dass jemand ihr anderes Ich beauftragt hat?«
    »Nein. Ich meine … nun, die verwischten Spuren. Die präzisen Schüsse. Nicht zuletzt der arglose Sündenbock am Tatort …«
    Katharina durchlief es gleichzeitig heiß und kalt. Das hatte sie bisher völlig übersehen. Amendt musste bemerkt haben, dass sie begriffen hatte, worauf er hinauswollte, doch er sprach es selbst aus: »Das war eindeutig nicht mein erster Mord. Und vielleicht nicht mein Letzter.«
    Um Katharinas Brust legte sich ein eisernes Band.
    »Sobald wir wieder in Frankfurt sind, müssen wir nach diesen anderen Morden suchen«, fuhr Andreas Amendt fort. »Vielleicht finden wir dort die richtigen Spuren.«
    »Wir können auch noch mal das Haus meiner Eltern unter die Lupe nehmen. Eventuell finden wir dort auch noch Hinweise.« Katharinas Nacken kribbelte vom Jagdinstinkt. Doch dann zögerte sie: »Was ist, wenn uns Ihr anderes Ich einen Strich durch die Rechnung macht? Uns entdeckt? Und …« Sie wollte es nicht aussprechen.
    Doch Andreas Amendt hatte sie auch so verstanden: »In diesem Fall schießen Sie mir bitte eine Kugel in den Kopf. – Versprechen Sie mir das?«
    »Ich kann doch nicht –«
    » Versprechen Sie mir das? « Amendt hatte sie grob an den Schultern gepackt und schüttelte sie.
    Katharina antwortete kraftlos: »Ich verspreche es Ihnen.«
    Er ließ sie los. »Danke.«
    Katharina blickte in seine undurchdringlichen, grauen Augen: »Warum tun Sie das? Sie haben doch nichts zu gewinnen.«
    Andreas Amendt sah sie verständnislos an, als hätte sie etwas überaus Dummes gesagt: »Doch, das habe ich. Die Wahrheit. Und die Möglichkeit zu verhindern, dass es wieder geschieht. Das bin ich Susanne schuldig.«
    Katharina hatte den ganzen Nachmittag versucht, Ordnung in das Chaos ihrer Gedanken zu bringen. Es war ihr nicht gelungen. Sie hatte sich auf ihr Bett gelegt. Dann und wann war sie eingedöst, doch gleich darauf wieder aufgeschreckt; sie hatte immer wieder vor sich gesehen, wie Andreas Amendt vor ihr kniete, sie anbettelte, endlich abzudrücken. Der Schuss. Die kleine rote Wunde auf seiner Stirn. Das Verspritzen der Hirnmasse, wenn der Hinterkopf platzte.
    Sie quälte sich unter die Dusche und machte sich auf den Weg zum Abendessen. Sie bekam keinen Bissen herunter. Zur Ablenkung zählte sie die Anwesenden. Zwei fehlten. Die Breughers. Immer noch? Das war jetzt wirklich nicht die Zeit, beleidigte Weltstars zu spielen. Oder …?
    Der Bungalow der Breughers war dunkel, obwohl die Sonne bereits untergegangen war. Katharina klopfte. Keine

Weitere Kostenlose Bücher