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African Boogie

African Boogie

Titel: African Boogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Barz
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war die Jack-ooo vom Klappen der Tür aufgewacht. Hatte geweint. Und Schokolade gegessen.
    Männer, Schokolade, gelegentliche Tränen … Katharina fühlte sich ertappt. Hatte sie nicht eben noch selbst darüber nachgedacht, einen Mann mit ins Bett zu nehmen, nur um einen anderen aus ihren Gedanken zu verdrängen? – Sie biss sich auf die Lippen.
    Sie fand den Umschlag, den die Jack-ooo bei der Anreise erhalten hatte. Er enthielt keine romantische Nachricht wie beim Rauschgoldengel: kein heimlich Liebender, der sie eingeladen hatte. Ein nüchternes Anschreiben von Berling Tours dankte ihr für ihre Dienste und bat sie, Golden Rock für eine Werbekampagne zu evaluieren. Man sehe der weiteren Zusammenarbeit gespannt entgegen, »Ihr Berling Tours Team«. Der Brief war nicht einmal handschriftlich unterschrieben. Im Adressblock stand »Sabrina Jacheau«. Ob die Jack-ooo überhaupt jemanden gekannt hatte, der sie Sabrina nannte?
    Sie schob den Brief in den Umschlag zurück und legte ihn auf den kleinen Schreibtisch. Dabei fiel ihr Blick auf eine kleine Flasche Sekt und zwei Gläser. Die Flasche war leer, die Gläser waren benutzt. Ein Glas hatte Lippenstift-Spuren.
    Richtig. Jemand war bei ihr gewesen heute Nacht. Hatte er den Sekt mitgebracht? War das das Markenzeichen des Mörders?
    Mit wem war Sabrina Jacheau – Katharina ermahnte sich, sie ab sofort nur noch so zu nennen – noch mal von der Feier verschwunden? Mit diesem Unternehmensberater, dem Versicherungs-Gigolo!
    »Unternehmensberater! Elende Bande!«, wütete von Weillher. Er hämmerte mit der Faust gegen die Bungalowtür. Thorsten Urban öffnete, im Pyjama, mit vom Schlaf verstrubbelten Haaren. Der Freiherr stieß ihn hinein, packte ihn am Kragen und schüttelte ihn. Katharina und Javier zogen die beiden mit Macht auseinander. Urban sank auf das Bett und starrte den Freiherrn an wie einen Geist. Kein Wunder: Von Weillher war über und über mit Blut beschmiert, als hätte er gerade einen Amoklauf hinter sich.
    »Haben Sie die Jack-ooo getötet?«, fauchte er.
    »Was? Ich …?«, stotterte Urban.
    »Geben Sie es zu!«
    »Ruhe!«, donnerte Katharina. Es half. Der Freiherr ließ sich in einen Korbsessel fallen und funkelte Urban böse an.
    »Ganz ruhig«, fuhr sie etwas leiser fort. Sie wandte sich an Urban. »Sabrina Jacheau wurde heute Nacht getötet. Und Sie sind zuletzt mit ihr gesehen worden.«
    »Mit wem?«, fragte Urban entgeistert.
    Katharina setzte sich neben ihn auf das Bett. »Die junge Frau, mit der Sie getanzt haben.«
    »Ach die. Ja.« Dann fuhr er ängstlich fort: »Die habe ich nicht getötet. Ehrlich nicht. Ich weiß auch nicht …«
    Katharina legte ihm beruhigend die Hand auf den Arm. Er zitterte.
    »Sie haben doch mit ihr die Feier verlassen, oder?«
    Urban antwortete stotternd: »Ja, ich meine … So eine junge, hübsche Frau. Ich bin ungebunden und … und es war ihre Idee.«
    »Sie sind also mit ihr mitgegangen? Zu ihrem Bungalow?«
    »Ja.«
    »Und dann?«
    »Wir haben ein Glas Sekt getrunken.«
    »Haben Sie sich danach irgendwie merkwürdig gefühlt? Müde?«
    »Nein … ich, nun, wir waren wohl beide etwas beschwipst. Und dann hat sie mich geküsst. Angefangen, sich auszuziehen. Und mich auch.« Urban errötete, fuhr aber tapfer fort: »Nun, mit dem Alter … ich … na ja … Da dauert das …«
    »Sie haben keinen hochbekommen!«, fasste der Freiherr höhnisch zusammen. Urban nickte peinlich berührt.
    »Und weiter?«, fragte Katharina.
    »Sie hat aber nicht aufgegeben. Und … Sie wissen schon … so mit dem Mund …«
    »Sie hat Ihnen einen geblasen?«, brachte der Freiherr, dem das Ganze viel zu langsam ging, den Satz zu Ende.
    Wieder nickte Urban beschämt. Katharina sah ihn fragend an. Er fuhr fort: »Und … nun, das bin ich nicht gewohnt … und dann ging es viel zu schnell … Sie wissen schon. Und das war mir … peinlich. Und ich habe ihr angeboten … Gleiches mit Gleichem, wenn Sie verstehen. Wollte sie aber nicht und hat mich rausgeworfen.«
    »Und dann?«
    »Na, dann bin ich hierher gegangen. Ins Bett.«
    »Ist Ihnen jemand begegnet, draußen?«
    »Nein. Das heißt doch. Ein Wächter, der mich hierher begleitet hat. Das war nett. Er hatte eine Taschenlampe.«
    Katharina glaubte Urban. Sie stand auf. »Dann verzeihen Sie die Störung!«
    »Aber …«, setzte Urban an.
    »Ich bleibe bei Ihnen, bis Sie sich beruhigt haben«, bot Javier mit sanfter Stimme an.
    »Ja, bitte.«
    »Das war ja wohl nichts.«

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