Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
African Boogie

African Boogie

Titel: African Boogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Barz
Vom Netzwerk:
Der Freiherr kickte einen Kiesel mit den Füßen vom Weg, während sie Richtung Restaurantpavillon gingen.
    Urplötzlich wurde Katharina von Wut gepackt. Sie stieß von Weillher den Zeigefinger gegen die Brust: »Sie halten sich gefälligst aus den Vernehmungen raus.«
    »Aber …«
    »Selbst wenn Urban etwas gewusst hätte … Ihr Auftritt hat jede Möglichkeit, dass er es erzählt hätte, zunichte gemacht.«
    »Entschuldigung«, sagte der Freiherr kleinlaut.
    »Und jetzt gehen Sie ins Bett. Ich habe mich genug geärgert.«
    »Ja, ich …« Er ließ die Schultern sinken, drehte sich um und ging langsam in die Dunkelheit. Jetzt tat er Katharina fast schon wieder leid. Wäre sie auch so wütend geworden, wenn sie nicht vorher noch überlegt hätte, dass sie …?
    Das Tuch, das Andreas Amendt über den Körper auf dem Tisch in der Mitte des Kühlhauses gebreitet hatte, war strahlend weiß und völlig sauber. Auch der Boden des Raumes glänzte frisch gewischt. Die kalte Luft roch nach scharfem Desinfektionsmittel.
    Andreas Amendt wirkte wie ein Fremdkörper in dieser klinisch sauberen Umgebung. Er hatte Katharinas Anweisung, sofort mit der Autopsie zu beginnen, wörtlich genommen, und sich nur eine Küchenschürze über seinen nackten Oberkörper gestreift. Die Schürze war nicht mehr sauber, auch wenn er sich sehr vorgesehen haben musste. Er stand neben einem kleinen Servierwagen, auf dem, ordentlich aufgereiht und ebenfalls sauber, die Instrumente lagen, die er für seine Autopsie benutzt hatte und die wohl aus der Küche stammten: ein paar große und kleine Messer, eine Wendezange, eine große Geflügelschere.
    Er musste Katharinas Abscheu bemerkt haben, deshalb breitete er schnell ein rot kariertes Geschirrhandtuch über die Instrumente: »Tut mir leid. Ich musste sie praktisch von oben bis unten aufschneiden, um sie von dem Ding da runterzukriegen.«
    Er deutete auf das sattelförmige Gerät, das auf einem rollbaren Servierwagen stand. Oben aus dem glänzend schwarzen Sattel ragte ein großer, latexbezogener Kunstpenis. Die Penisspitze war geborsten. Vier dünne Stahlseile, die in Pfeilspitzen mit breiten Widerhaken ausliefen, hingen aus dem kleinen Krater herab. Katharina betastete eine der Pfeilspitzen vorsichtig. Sie war an der Außenkante messerscharf geschliffen, an der Innenkante stumpf und bogenförmig.
    Andreas Amendt musste einmal tief durchatmen, bevor er erklären konnte: »Das Gerät hat die Pfeile direkt in ihren Unterleib geschossen. Mit ziemlicher Wucht. Sie sind bis zur Lunge und zum Herz durchgeschlagen. Als sie versucht hat, sich zu befreien, haben die Widerhaken alles zerrissen, was sich ihnen in den Weg stellte.«
    Katharina biss sich auf die Lippen. Der lange Schrei hallte noch immer in ihrem Kopf wider. Sie zog ihr Taschenmesser hervor, klappte den Schraubenzieher aus und begann, die Seite des Sattels abzuschrauben.
    »Was ist das überhaupt für ein Gerät?«, fragte Andreas Amendt. War er wirklich so naiv? Die eigentliche Funktion war doch wohl ziemlich eindeutig, oder?
    »Das ist ein Sybian. So was wie ein –«
    »Künstlicher, männlicher Unterleib?«
    »Ja. So kann man das sagen. Ein regelbarer Motor treibt den Dildo an. Auf und ab. Vor und zurück.«
    Endlich hatte Katharina die letzte Schraube gelöst und nahm die Seitenwand ab. Starker Geruch nach Schießpulver drang aus dem Gerät. Die Pfeile waren mit einem Treibsatz abgeschossen worden. Katharina sah das dicke Rohr, die Bohrung für die Zündkabel, die Schweißnähte, die sauber geführten Stahlschnüre: alles solide Profi-Arbeit.
    Die Zündkabel liefen zu einem kleinen Kästchen, aus dem eine Stummel-Antenne ragte.
    Katharina deutete auf die Antenne. »Ferngesteuert. Aber diese Dinger haben eine ziemliche Reichweite. Der Täter kann überall auf der Insel gewesen sein.«
    Andreas Amendt verzog nachdenklich das Gesicht: »Glaube ich nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Diesmal hat er nicht nur die Mordmethode wieder genau auf das Opfer abgestimmt. Die Jack-ooo –«
    Katharina korrigierte ihn: »Sabrina Jacheau.«
    »Gut, sie hatte ja gleich ein paar Verhältnisse hier, oder?«
    »Meinen Sie, sie hat den Täter vor den Kopf gestoßen?«
    »Nicht unbedingt. Aber er hat sie vorher gekannt. Und ihre Vorlieben. – Sandra hat uns doch erzählt, dass dieser Sybian schon hier war, erinnern Sie sich? Er muss das von langer Hand vorbereitet und dann auf den passenden Moment gewartet haben. Vermutlich hat er sie beobachtet.« Andreas Amendt

Weitere Kostenlose Bücher