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African Boogie

African Boogie

Titel: African Boogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Barz
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die ihm die Arbeit erschwert. Den Pfarrer zum Beispiel. Oder dieses Metzgerspaar.«
    »Tankstellenbesitzer«, korrigierte ihn Katharina. »Aber ich verstehe, was Sie damit meinen. – Sie haben wirklich viel darüber nachgedacht.«
    »Halten Sie mich immer noch für verdächtig? Sie sind herzlich eingeladen, die ganze Zeit in meiner Nähe zu bleiben, wenn es sie beruhigt.«
    War das etwa …? Das war eine Aufforderung! Eindeutig! Was fiel dem Freiherrn eigentlich ein?
    Noch während Katharina bemüht war, eine Antwort auf diese Frage zu finden und diese kleine, aber drängende innere Stimme zum Schweigen zum bringen – Das kam ja überhaupt nicht infrage! – stoppte von Weillher plötzlich abrupt. Javier hatte ihm auf die Schulter geklopft: »Sie gestatten?«
    Für eine Sekunde wurden die Augen des Freiherrn schmal. Doch dann trat er mit einer angedeuteten Verbeugung einen Schritt zurück. Damit gab er den Blick auf Andreas Amendt frei, der sich prompt verspielte, als er seinerseits sah, wie Javier seine Hand fest auf Katharinas Rücken legte und sie in einen Paso Basico zog, der sie bis an den Rand des Podestes führte. Der Priester hob Katharina mit Leichtigkeit von der kleinen Bühne herab und ohne innezuhalten, tanzte er mit ihr zwischen die anderen Paare.
    »Tango mit einer unverheirateten Frau?«, fragte Katharina amüsiert. »Schickt sich das denn für einen Priester?«
    Javier lachte auf: »Aber natürlich. In meiner Gemeinde ist es sogar gern gesehen, wenn ich mit den ungebundenen Frauen tanze und nicht die jungen Männer.«
    »Ernsthaft?«
    »Natürlich. So können die Mädchen ihre Tanzkünste zeigen und sind gleichzeitig behütet.«
    Javier führte sie in eine schnelle Drehung. Als sie wieder beim Grundschritt angekommen waren, fragte Katharina: »Sie stammen aus Argentinien?«
    »Wegen des Tangos, meinen Sie? Nein! Aber ich habe in Buenos Aires Theologie studiert.«
    »Und woher stammen Sie dann?«
    Javier führte sie mit schnellen Schritten quer über die Tanzfläche: »Ich bin staatenlos.«
    Katharina wollte noch etwas fragen, doch Javier stoppte plötzlich und wies mit dem Kopf zum Freiherrn, der sie beide mit zusammengezogenen Augenbrauen beobachtete.
    »Er scheint an Ihnen und Ihren Tanzkünsten einen Narren gefressen zu haben. Offensichtlich betrachtet er Sie als sein Eigentum.«
    Der Priester ließ Katharina behände durch seine Arme gleiten, bevor er sie in einen weichen Grundschritt zurückführte. Dabei zog er Katharina etwas enger an sich als nötig.
    »Sie sind doch nicht etwa eifersüchtig?«, fragte sie.
    »Kein Gedanke.« Javier lächelte unverbindlich. »Ich mag ihn nur nicht besonders.«
    »Warum das denn?«
    In Javiers sanfte Stimme mischte sich ungewohnte Schärfe: »Großgrundbesitzer und selbsternannter Herrenmensch, der glaubt, ihm stünde alles zu und Recht gelte für ihn nicht, weil er reich geboren ist.«
    »Klingt, als hätten Sie da Ihre Erfahrungen?«
    »Ja. In meiner Gemeinde habe ich oft genug Ärger mit diesem Typ Mensch.« Plötzlich gewann seine Stimme die gewohnte Weichheit wieder: »Aber ich tröste mich damit, dass sie eines Tages alle in der Hölle brennen werden.«
    Von Weillher, Javier und Katharina lehnten an der Theke. Javier hatte sich – absichtlich oder nicht – zwischen Katharina und den Freiherrn gestellt. Gemeinsam betrachteten sie die Gäste, die nach und nach den Restaurantpavillon verließen. Katharina sah, dass jeder Gruppe ein Angestellter unauffällig folgte.
    »Pater Javier, Sie waren auch nicht immer nur Geistlicher, oder?«, fragte der Freiherr. Es sollte wohl amüsiert klingen, doch so ganz konnte er das Gift in seiner Stimme nicht verbergen.
    Der Priester lachte auf: »Man tut, was man kann. Hilfreich, wenn man sich in eine Gemeinde integrieren will. Nicht allen Menschen ist ihre soziale Stellung angeboren.«
    Der Freiherr richtete sich auf: »Was wollen Sie damit sagen?«
    Katharina war dankbar, dass in diesem Augenblick Andreas Amendt kam und so den aufkeimenden Streit unterbrach. Er verkündete, er wolle sich jetzt zurückziehen. Javier wollte sich ihm anschließen und fragte Katharina: »Sollen wir Sie zu Ihrem Bungalow begleiten?«
    »Das wird nicht notwendig sein.« Der Freiherr war einen Schritt vorgetreten und stand jetzt mit Javier fast Gesicht an Gesicht. »Ich werde Frau Yamamoto eskortieren. Dann ersparen Sie sich den Umweg.«
    Einen Augenblick lang starrten sich die beiden Männer unverwandt an. Javier gab nach: »Nun gut. Dann

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