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African Queen

African Queen

Titel: African Queen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helge Timmerberg
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Bessere gewinnen.» So würde ein Ehrenmann handeln, aber der Brite hatte weder Ehre noch Stil, noch Klasse, noch Manieren. Nicht mal ein Mindestmaß an Anstand hat er bewiesen. Warum ließ er seinen deutschen Saufkumpel nach der Zerstörung der «Wissmann» nicht einfach laufen? Für Prager wäre es nicht weit bis ins deutsche Tansania gewesen, und niemand in der britischen Heeresführung hätte dem Kommandanten der «Gwendolin» einen Strick daraus drehen können. Niemand im fernen Europa hätte die Umstände dieser Flucht gekannt. Aber nein, der englische Kommandant ließ Prager von seinen Offizieren gefangen nehmen und nach England verschiffen. Scheiß auf die Saufkumpanei. Und scheiß auf die Heiligsprechung des Vaterlands. Glücklicherweise haben wir die inzwischen überwunden. Oder wie würde das hier und heute aussehen, wenn Collin, während ich am Feuer sitze, in seinem Büro vom Ausbruch des Dritten Weltkrieges erfährt, in dem wieder einmal Engländer und Deutsche Feinde sind? Würde er dann umgehend an den Strand eilen und mir eine Pistole an den Kopf setzen? Oder mir eins mit der Machete überziehen? Oder mich in Ketten legen, um mich als Kriegsgefangenen bei seinen Leuten abzuliefern? Und nur Lisa dürfte bleiben? Jetzt aber unbezahlt? Spaß. Ernsthaft betrachtet, ist die Zeit heute eine andere. Die Geschichte wiederholt sich doch nicht immer und immer wieder, und sollte ich mich irren, bin ich halt genauso blöd wie der brave Kapitän Prager. Oder, wie es der Zahnarzt formuliert, «crazy enough, dem Sportsgeist der Briten zu trauen». «Ihr Deutschen seid Idealisten und Romantiker», sagt mein Nebenmann am großen Strandfeuer der Fünfsternelodge. «Ihr seid gutmütig und treuselig, das ist euer Charme und euer Problem.»
    «Und was seid ihr?»
    «Schwer zu sagen. Verraten Sie es mir.»
    «Sie sind auf alle Fälle ein guter Erzähler.»
    «Danke, aber das ist meine Leidenschaft für Geschichte. Ich war schon in der Schule verrückt danach.»
    «Warum sind Sie dann kein Historiker geworden?»
    «Zahnärzte verdienen mehr.»
    «Apropos Zahnarzt …»
    «Nein, bitte nicht, ich bin im Urlaub. Aber wenn Sie wollen, erzähle ich Ihnen gern noch eine andere Geschichte. Sie beweist, dass es auch schwarze Tyrannen gab.»
    Die zweite Feuergeschichte des Zahnarztes aus Südengland handelt von einem Mann, der im Jahre 1787 aus Versehen bei einem Massenpetting im heutigen Südafrika gezeugt wurde. Der Brauch wurde Uku-Hlobonga genannt. Man war der Meinung, dass junge Menschen zwar Sex brauchen, aber keine Kinder. Sein Vater war der älteste Sohn eines Häuptlings namens Senzangakhona ka Jama, und er hat den Pettingunfall nie akzeptiert. Er erkannte seinen Sohn nie an, mehr noch, er leugnete ihn und gab ihm einen herabwürdigenden Namen: «Shaka». Das ist das Zulu-Wort für Käfer. Und das kann einen Menschen auch weit über seine Kindheit hinaus schon ziemlich wütend machen.
    Sechs Jahre lang lebte Shaka mit seiner Mutter im Kral des Vaters, wo ihn alle ständig hänselten, und als Shaka mit seiner Mutter in deren Kral umzog, schwor er sich, eines Tages zurückzukehren. Im mütterlichen Kral erging es ihnen nicht besser. Wieder mobbte man sie raus, und wieder schwor der kleine Shaka, Rache dafür zu nehmen, sobald er groß geworden sei. Eine Großtante nahm Mutter und Sohn schließlich auf. Sie gehörte zu dem mächtigen Stamm der Mthethwa, und als Shaka dreiundzwanzig Jahre alt war, trat er dem Heer dieses Stammes bei. Er brauchte nicht allzu lange, um sich einen Ruf zu verschaffen. Sie nannten ihn «Besieger der tausend», was ein wenig übertrieben scheint, aber ein paar hundert hat er im Zweikampf getötet, das ist gewiss.
    Shakas Mut wurde so legendär wie seine Grausamkeit. Er hat nicht einen Gegner verschont. Und er wollte, dass Sterben weh tut. Nach sechs Jahren machte ihn der König der Mthethwa zum General, und Shaka gewann für ihn so lange Schlacht um Schlacht, bis sein Dienstherr ihm dabei half, den Stamm der abakwaZulu zu besiegen und deren Führung zu übernehmen. Es war der Stamm seines Vaters, und die Zeit, in dessen Kral zurückzukehren, war gekommen. Ein Freudenfest wurde das nicht. Shaka ließ die Feinde seiner Kindheit pfählen, denn er wollte, dass es diesen Arschlöchern besonders weh tut. Die Feinde seiner Kindheit im mütterlichen Kral bestrafte Shaka auf die gleiche Weise. Und danach machte er seine eigene Firma auf. Er war jetzt Chef von eintausendfünfhundert Stammesmitgliedern, seine

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