African Queen
Holz so zu richten, dass ein größeres Feuer daraus wird – und weg ist die Angst.
Das ist für mich ein großer Moment. Sicherlich nicht so groß wie für die Menschen, die vor was weiß ich wie vielen tausend Jahren zum ersten Mal das Feuer für sich nutzbar machten, aber ein paar Restbestände ihres Triumphes sind noch übrig für mich. Alle Tiere, von den Großkatzen bis zu den Reptilien, fürchten sich vor Feuer. Es gibt keinen besseren Schutz gegen Bestien. Auch keinen schlaueren. Als sie das Feuer als Verbündeten entdeckt hatten, erhoben sich unsere Vorfahren über alle anderen Wesen dieses Planeten. Denn damit begann alles, das Kochen, die Verarbeitung von Metallen und auch die Vorbereitungen für die Erfindung der Dampfmaschine.
Doch zurück zu dem Sicherheitsaspekt. Es ist ein magischer Kreis, den die Flammen für mich schaffen. Er ist groß genug, um in ihm zu sitzen oder zu liegen, sogar groß genug, um in ihm ein bisschen herumzulaufen. Ich kann in Ruhe Gitarre spielen, in Ruhe denken und in Ruhe ein paar Pläne schmieden. Ich werde demnächst, so Gott und Lisa es wollen, auf Safari gehen, wo es wirklich jede Menge wilde Tiere gibt, und ich nehme mir vor, dafür einen Haufen Feuerzeuge mitzunehmen. Aber diese Gedanken sind nur die Wellen einer tiefen See, und das eigentliche Gefühl, das ich genieße, ist nicht nur tief, sondern auch, zumindest was mich angeht, überaus selten. Ich bin stolz darauf, ein Mensch zu sein.
Und plötzlich fällt mir wie aus dem Nichts ein neues Lied ein. Das passiert nicht oft. Alle paar Jahre nur. Als Erstes stellt sich immer die Melodie ein, ihr folgen die Worte. Und wenn ich folgen sage, dann meine ich folgen. Ich muss sie nicht locken, ich muss sie nicht rauspressen, ich muss sie nicht zwingen, sich der Musik anzuschließen, sie kommen freiwillig, fließend. Zeile für Zeile, Strophe für Strophe, vier insgesamt. Und das Lied ist fertig. Ich spiele es immer und immer wieder bis tief in die Nacht, man könnte auch sagen, ich übe es ein, denn mit diesem Lied, das ist mir klar, werde ich die Nuss knacken.
Am nächsten Tag erweist sich das als richtig. Ich sitze wieder mit Lisa am Feuer, auch mit Collin und Rose und ein paar Gästen, und als mich Collin bittet, ein wenig Gitarre zu spielen, sage ich nicht nein und stelle ihnen das brandneue Lied vor. Und nur Lisa kann es verstehen, weil keiner außer ihr und mir des Deutschen mächtig ist, und ich finde das sehr richtig, denn ich singe es ohnehin nur für sie. Das Lied, das ich schrieb, um Lisa endlich aus der Lodge zu locken, geht so:
Lass uns endlich nach Hause gehen
Ich will heim, ich will heim
Haben wir nicht genug gesehen
Ich will heim, ich will heim
Tausend Straßen, tausend Städte
Ich will heim, ich will heim
Tausend Freunde, tausend Feinde
Ich will heim, ich will heim
All die Tage, all die Nächte
Ich will heim, ich will heim
All die Jahre, ein ganzes Leben
Ich will heim, ich will heim
Komm mit mir, sonst geht es nicht
Ich will heim, ich will heim
Weil du mein Zuhause bist
Ich will heim, ich will heim
Ich will heim
13. TROUBLES IN TRANSIT II
A frikaner lieben dicke Frauen. Ihr Schönheitsideal setzt bei achtzig Kilo ein und endet irgendwo bis nirgendwo. Bisher kamen mir drei Gründe für die Wertschätzung der klassischen Nilpferdfigur zu Ohren. Den ersten hören in der Regel übergewichtige Touristinnen von ihren schwarzen, oft gertenschlanken Reiseführern: Fett ist sexy, weil Sex und Sinnlichkeit zusammengehören. Wer sinnesfroh und genussfähig ist, so der Gedanke, der schlemmt und schlabbert nicht nur bei Tisch, sondern auch im Bett. Außerdem haben die Männer Afrikas auch gerne was in der Hand. Und zwar überall und insgesamt und ohne Unterschiede. Sie brauchen keine Wespentaille zur vollen Oberweite, keine schlanken Beine zum großen Po, sie messen ihr Ideal nicht mit Zahlen wie 90 – 60 – 90, sondern mit einem anständigen Durchmesser im ganzheitlichen Rund. Und darüber hinaus sollte man auch nicht die praktischen Möglichkeiten monströser Speckfalten beim Liebesspiel vergessen. Was man damit alles anstellen kann! Die Reibungseffekte zwischen den Schwarten, der Lustgewinn darin. Das in etwa sind die Texte für Sextouristinnen.
Eine andere Begründung, die ich oft hörte: Auf dem schwarzen Kontinent sind dünne Menschen nicht schlank, sondern unterernährt. Nicht cool, sondern arm. Nicht hip, sondern hungrig. Deshalb gilt ein runder Bauch als Statussymbol für Geld, Glück und Erfolg.
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