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African Queen

African Queen

Titel: African Queen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helge Timmerberg
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Wahrheit ist es das überall außerhalb des deutsch backenden Raumes. Wir sind die Weltmeister in Sachen Brötchen, Brot, Torten und Teilchen. Während man mit einem Schwarzwälderkirsch- und Apfelkuchen-Entzug recht gut klarkommt, vermisst man das Brot hin und wieder schon. German Bakeries genießen deshalb von Kathmandu bis Kapstadt eine beachtliche Reputation. Das Thema Kaffee in Afrika birgt dagegen für mich kein Problem, weil ich auch zu Hause aus Faulheit nur Nescafé trinke. Für Wienerinnen wie Lisa aber ist das Instant-Heißgetränk ein bisschen wie Blasphemie. Wer in den Kaffeehäusern ihrer Heimatstadt schon mal «einen Kaffee» bestellt hat, wird das verstehen, denn er wird von den Kellnern entweder blöd oder gar nicht angesehen. Da trinkt man eine Melange (Milchkaffee) mit oder ohne Schlag (Sahne), einen großen oder kleinen Braunen (schwarzer Kaffee, der durch etwas Sahne eine goldbraune Farbe erhält), einen Einspänner (schwarzer Kaffee mit mehr Sahne als der Braune), einen Fiaker (Mokka mit Rum), einen Franziskaner (kleiner Mokka mit viel Milch und Schokostreuseln), einen Häferl (sehr heller Kaffee mit viel Milch), einen Kaffee verkehrt (mehr Milch als Kaffee), eine Kaisermelange (schwarzer Kaffee mit Eidotter), einen Kapuziner (Kaffee mit Kakao) oder einen Maria Theresia (Mokka mit Orangenlikör), um nur die Klassiker zu nennen. Und zu Hause haben Wiener Espressomaschinen, an denen man unten rumschrauben und oben aufpassen muss, dass sie nicht überlaufen oder wegen beschädigter Dichtungsringe explodieren. Das ist mir einmal passiert. Glücklicherweise war ich gerade auf Toilette. Als ich wieder in die Küche kam, sahen die Wände, der Boden und die Decke wie angekotzt aus. Also, was mich angeht, ich muss nicht wegen einem Filterkaffee zur «Swiss-Farm», aber für alles andere, inklusive der selbstgemachten Marmelade, klettere ich gern meilenweit die Berge rauf.

    Die «Swiss-Farm» sieht aus wie eine «Swiss-Farm». Die Gästechalets, der Bauernhof, die Ställe, alles ist vollendete Schweiz in Almgestalt, nur die Kühe sind deutsch. Schwarzbunte Holsteiner. Ihr Genmaterial wurde importiert, inzwischen ist jede, die hier grast, auch hier geboren. Wir sitzen auf der Frühstücksterrasse eines Hauses, das zugleich als Rezeption und Verkaufsraum genutzt wird, und feiern die Hochzeit von Brot und Käse. Jedes dieser Lebensmittel, allein genossen, vermittelt den Eindruck, dass etwas fehlt. Der Käse pur ist fast zu fett, aber das Brot ist ein gewürztes Krusten-Roggenbrot, es saugt das überschüssige Fett auf, während der Käse dem Brot die überschüssige Säure nimmt. Die Kombination entspricht in etwa der Ehe von Zigarette und Alkohol oder der Fusion von Mann und Frau. Dazu ein Tässchen Filterkaffee. Vergessen ist das Geschwätz von gestern über das Instant-Heißgetränk. Alles ist himmlisch. Wir schmecken die Brust unserer Mütter, knuspern die Frucht unserer Erde, trinken die Kraft unserer Väter, und was die selbstgemachte Marmelade angeht: Es ist ein fast unanständiger, pornographischer Genuss. Sie schmeckt nach jungen Früchten und reifen Frauen. An der Mauer hinter uns hängt eine Schiefertafel, auf der mit Kreide Folgendes geschrieben ist:

WHERE ON EARTH AM I?

YOU ARE AT IRENTE BIODIVERSITY RESERVE

4˚ 47´ 37,4´ SOUTH OF THE EQUATOR AND EAST 38˚ 15´ 55,3´ AT A HEIGHT OF 1452 METRES

CAPE TOWN IS 3823 KM AWAY

AND CAIRO IS 3928 KM AWAY

WHILE THE VIEW POINT IS ONLY 2 KM FROM HERE

    Aus 1452 Metern Höhe plus die Meter drauf, die zwischen der «Swiss-Farm» und dem Irente View Point noch erstiegen werden mussten, sehen wir dann auf eine Ebene herunter, die bis zum Horizont reicht und auch zu beiden Seiten endlos scheint. Ein Meer aus Gras, leicht gewellt durch Hügelketten hier und da. Der Schweiz-Film reißt. Das ist die Heimat der Massai. Immer wenn ich dermaßen weit in die Ferne schaue, will etwas aus mir herausfliegen, und es dauert eine Weile, bis es zurückkommt, danach habe ich ihre Herden, ihre Gesichter, ihre Speere, ihre Narben, ihre Farben, ihren Gang und ihre Gelassenheit gesehen. Aber noch nicht den berühmten Berg mit der Wolkenmütze. Der Kilimandscharo ist hundertsechzig Kilometer entfernt.
    Zurück in Downtown Lushoto, treffen wir Tino in der Bar seines Gästehauses. Er ist ein griechischer Zypriot von kräftiger Statur und geringem Körperwuchs, eine mächtige Knollennase ziert sein Gesicht. Seine schütteren, aber langen Haare sind zu einem Schwanz gebunden,

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