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Afrika im Doppelpack: Vater und Sohn mit dem Rucksack durch Schwarzafrika

Afrika im Doppelpack: Vater und Sohn mit dem Rucksack durch Schwarzafrika

Titel: Afrika im Doppelpack: Vater und Sohn mit dem Rucksack durch Schwarzafrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Haas
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und schob mir ein butterweiches Stück Chicken Vindaloo in meinen kulinarisch zuletzt nicht mehr verwöhnten Mund. Wir hatten bei unserer Bestellung im „Goa“ ganze Arbeit geleistet. Zu verführerisch klangen die südindischen Gerichte im Gegensatz zu Davids eher eintöniger Buschküche.
    „Ein Nashorn müssen wir auf alle Fälle noch sehen, das fehlt uns als einziges der Big Five noch. Egal, ob mit spitzem oder breitem Maul“, legte Michael den Finger in unsere Wunde der noch nicht erledigten To-Do`s, während er zwischen Currytiegeln und Körbchen mit Nan-Broten Platz für einen weiteren frisch aufgetragenen Teller Reis suchte.
    In meiner Erinnerung sehe ich mich gerne an diesem Tisch im fernen Südafrika sitzen. Lasse meinen Blick über die roten Tücher an den Wänden mit den vielen kleinen, aufgenähten Spiegelchen wandern, hin zu dem Sitarspieler, der im flackernden Licht der Öllampen leise jahrhundertealte Melodien zupft. Das zufriedene Gesicht meines erst neunjährigen Jungen, der mir gegenübersitzt und mit verschmiertem Mund und vollgestopften Backen Reisepläne schmiedet. Es schien, als ob mir Gottes Hand einmal über den Kopf streichelte. Bis heute –mit jeder Erinnerung wieder.
    Es waren solche Momente, wofür Andrea und Giovanni uns neidvoll bewunderten. An unserem letzten gemeinsamen Abend in Botswana hatte Andrea mich am Lagerfeuer zur Seite genommen. Und – ahnte sie etwas? – mit dem schönsten Kompliment meine Ohren geschmückt, das eine Frau, mir – einem allein, also ohne weibliche Begleitung, nur mit seinem kleinen Sohn reisenden Mann – hätte machen können. Nein, keine Huldigungen auf meinen ausgemergelten Körper, Lobpreisungen auf einen nicht vorhandenen Sex-Appeal. Sie, die selbst keine Kinder bekommen konnte, sprach mir ihre Anerkennung aus, für die Zeit, den Mut und die Geduld, die ich mir nahm, um mit Michael dieses Abenteuer (so nannte sie es wirklich) zu erleben, ja, ihm die Möglichkeit gab, die Welt aus solch unterschiedlichen Perspektiven wahrzunehmen wie auf dieser Reise. Andrea, die Stille, die Zurückhaltende, die Beobachterin. Und sie setzte nach, bekräftigte mich in meiner Haltung: Durch nichts und niemand würde unser Verhältnis zueinander inniger werden als durch die intensiven Erfahrungen einer Reise. Grenzen durchbrechend zueinanderfinden, nannte sie es. Bereicherung durch die zusätzliche Dimension der Nähe, der Verbundenheit, des unerschütterlichen Bewusstseins, einander bedingungslos vertrauen zu können. Andrea, die Weise, sagte Sachen zu mir, für die es sich gelohnt hätte, zu sterben, so wahr und vollkommen fand ich sie.
     
    Am nächsten Morgen ließen wir uns von Klara in deren Rostlaube zum Flughafen bringen. Bereits seit mehr als zwei Stunden wartete an der dortigen AVIS-Niederlassung unser Mietauto auf uns. Aber wir waren zu spät dran. Um genau die Zeit, die ein zum Himmel schreien untalentierter Mechaniker benötigte, den seit Jahren seinem Exitus entgegen siechenden Vergaser von Klaras Ford nach Erreichen eben jener Ziellinie unplanmäßig auszuwechseln. Nach dem scheinbar auch hier unten verbreiteten Motto „Gut Ding will Weile haben“ hüpften wir jetzt mit einem Känguru-Vergaser durch den Stop-and-go-Verkehr Johannesburgs bis vor die Ankunftshalle, an der wir aus- und Klaras neue Kundschaft aus Schweden eingeladen werden sollte. Wir bedankten uns artig für die Freifahrt und wünschten alles Gute und jede Menge handwerkliches Geschick, bevor wir mit unseren Taschen in Richtung der Mietwagenschalter rumpelten.
    Hier wartete die nächste überraschende Planänderung. Aus dem reservierten Einser Golf wurde nichts. Aus der Traum von deutscher Verlässlichkeit und nostalgischem Roadmovie. An die Stelle trat koreanischer Erfindergeist in Form eines Kia Picanto, also des allerkleinsten Modells dieses riesigen, mit seinen Produkten den Kontinent überflutenden Industriekonglomerats. Welches Bild würden wir in diesem türkisfarbenem Plastikbausatz von der Größe einer halben Bergwerkslore abgeben, wenn wir in den küstennahen Weichsandböden zwischen Breit- und Spitzmaulnashörnern steckenblieben? In Wirklichkeit hatten wir nicht den Hauch einer Ahnung von den Vorzügen unseres Nähmaschinenmotors, als wir mit einem leisen Schnurren vom Parkplatz in Richtung der Nationalstraße 17 rollten.
    Den ins Kraut schießenden Sicherheitshinweisen nach zu urteilen, wurden zeitgleich überall im Land die vollautomatischen Waffen durchgeladen, Tausende

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