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Afrika im Doppelpack: Vater und Sohn mit dem Rucksack durch Schwarzafrika

Afrika im Doppelpack: Vater und Sohn mit dem Rucksack durch Schwarzafrika

Titel: Afrika im Doppelpack: Vater und Sohn mit dem Rucksack durch Schwarzafrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Haas
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Entertainment zum Schmunzeln. Nur einmal wurden wir Zeuge eines tragischen Zwischenfalls. Es geschah auf der Heimfahrt vom Museumsdorf. Bei strahlendem Sonnenschein. Auf kerzengerader Strecke und ohne Raserei. Wir fuhren konstant im Verkehrsfluss, etwa 100 Meter hinter einem roten Audi, neben der Fahrbahn war weit und breit keine Menschenseele zu sehen. Wie aus dem Nichts torkelte ein zerlumpter Schwarzer, trotz seiner schweren Schlagseite ungeahnt zügig und völlig ungeachtet des eigentlich dichten Straßenverkehrs, auf die Fahrbahn– und wurde natürlich von dem Audi erwischt. Es ging blitzschnell. Nach zwei, drei Metern zappeligen Flugs durch die Luft kam er auf der Gegenfahrbahn zum Liegen, wo er zu allem Unglück von einem Pick-up zurück auf unsere Fahrbahn geschleudert wurde. Rettungslos verloren, die Verletzungen nicht mit dem Leben vereinbar. Michael, dem Harten, wurde an diesem Tag viel abverlangt.
     
    Hluhluwe-Imfolozi sollte für alles entschädigen. Unsere Reise neigte sich bereits dem Ende zu und wir kamen mit der ungebrochenen Hoffnung, wenigstens ein einziges Nashorn zu Gesicht zu bekommen. Was uns erwartete, war eine ganze Armada dieser beeindruckenden Riesen. Mancherorts schien die hügelige Graslandschaft mit Breitmaulnashörnern quasi wie gesprenkelt.
    Die unmittelbare Begegnung mit einem Nashorn lässt sich nur sehr schwer beschreiben. Aus einiger Entfernung, sagen wir 50 oder 100 Meter, eines dieser Tiere zu beobachten, ist surreal. Entspannt im lockeren Gespräch um die Kurve zu tuckern und sich unvermittelt etwa 5 Meter vor gleich zweien dieser tonnenschweren Prachtexemplare wiederzufinden, katapultiert einen aus Raum und Zeit.
    Eine Safari durch einen südafrikanischen Nationalpark ist eigentlich keine besinnliche Reise durch die Einsamkeit. Überall ballen sich Fahrzeuge mit kamerabewehrten Touristen, die stehen bleiben und auch sehen wollen, was andere sehen. Zu dem Zeitpunkt, als uns die beiden Nashörner den Weg versperrten, waren wir das einsamste Auto weit und breit.
    Michael und ich hielten den Atem an und starrten auf das Wunder. Kein Laut war zu hören, nur das leise Surren unseres  Motors, den ich schließlich vor lauter Faszination und Nervosität unbeabsichtigt abwürgte. Jetzt herrschte völlige Ruhe. Wir konnten hören, wie die breiten Mäuler das Gras Büschel um Büschel abrupften, konnten vernehmen, wie ihre Backenzähne es mit der Routine von Jahrmillionen fein säuberlich zermahlten, bevor sie es in ihren fassartigen Bäuchen verschwinden ließen. Das Brummen der Schmarotzerfliegen wurde nur übertönt von dem kratzenden Geräusch, das die Krallen der Madenhacker machten, wenn sie auf der Suche nach Parasiten über die Rücken der bereits bis auf 2 Meter an uns herangerückten Nashörner liefen.
     

    Bild 11: Näher geht nicht
     
    Es war ein Moment völligen Friedens, der von diesen unerwartet sanftmütigen Tieren ausging und sich auf uns übertrug. Jedes von ihnen wog mehr als doppelt so viel wie wir, samt Kia Picanto. Vom Maul schräg weg nach oben prangte ein etwa einen halben Meter langes, armdickes und spitz zulaufendes Horn, von dem die größte Gefahr für das Nashorn selbst ausgeht. Als Potenzmittel heiß begehrt, zeichnet es für den Spitzenplatz der Rhinozerosse auf der Liste der vom Aussterben bedrohten Tierarten verantwortlich.
    An anderen Stellen im Park ging es zu wie in der Rushhour. Zebraherden, begleitet von unzähligen Springböcken und Hunderten von Impalas, wechselten sich an den Wasserlöchern mit Herden von Streifengnus und Giraffen im Dutzend ab. Pavianhorden marodierten zwischen Wäldern mit Marula-Bäumen, deren gegorene Früchte nach dem übermäßigen Verzehr für wacklige Beine und Saltos im Kopf sorgen. Im Dickicht der waldreichen Täler suchten Spitzmaulnashörner nach Nahrung. Diese deutlich leichteren Verwandten des Breitmaulnashorns gelten als Einzelgänger und stehen im Ruf, ihre Rechte weitaus angriffslustiger durchzusetzen.
    Weniger ein Opfer reiner Angriffslust schien ein ausgewachsenes Zebra geworden zu sein, an dessen Kadaver wir am späten Nachmittag vorbei kamen. Nahezu völlig ausgeweidet bot es ein Festessen für die Geier, die gerade dabei waren, sich von der ausgefransten Bauchhöhle bis in die tunnelartigen Reste des Brustkorbs vorzuarbeiten. Gänzlich ungeachtet des immer noch in Sichtweite im Schatten einer Schirmakazie dösenden Löwenrudels. Von ihnen ging keine Gefahr mehr aus. Mit kugelrunden Bäuchen und

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