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Afrika im Doppelpack: Vater und Sohn mit dem Rucksack durch Schwarzafrika

Afrika im Doppelpack: Vater und Sohn mit dem Rucksack durch Schwarzafrika

Titel: Afrika im Doppelpack: Vater und Sohn mit dem Rucksack durch Schwarzafrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Haas
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blutverschmierten Mäulern rollten sie sich gähnend im hohen Gras. Ihre Anwesenheit hatte auch ihr Gutes, hielten sie doch die bereits gierig lauernden Tüpfelhyänen fern und verschafften so den kleineren und schwächeren Aasfressern die nötige Zeit, ihr Überleben zu sichern.
    Das archaische Schauspiel spielte sich mit all seiner jaulenden, kreischenden, gierig nach dem Nächsten hackenden Raserei am Rand einer gut frequentierten Piste ab. So hatten sich bereits ein halbes Dutzend Jeeps und Minibusse voller Safari-Touristen versammelt, um dem splatterigen Spektakel beizuwohnen. Jedes neu hinzukommende Fahrzeug veranlasste mit seinem Motorgeräusch die blutverschmierten Weißrückengeier und bis zum Hals in geleeartige Zebrainnereien getauchten Marabus unter dem immer gleichen Gezeter reflexartig aufzufliegen. Nur um nach ein paar gewaltigen Flügelschlägen kehrtzumachen und sich nacheinander in neuer Hackordnung abermals an, um und in dem Kadaver zu versammeln.
    Michael lief noch einmal zu Höchstform auf. Jetzt wollte er den Fotoapparat. Als sollte keine noch so kleine Sequenz unseres Roadmovies undokumentiert bleiben, knipste er so konzentriert wie einst Gene Korman die Monroe. Jeder Geierkopf in Makrogröße, Blutkleckse im RAW-Format. Fressorgie traf auf Fotografierrausch. Übertrieb er? Ich verstand nichts. Zu Hause starrte ich ungläubig auf die sicher besten Aufnahmen von tausenden.
     

    Bild 12: Fressorgie auf dem Weg nach Johannesburg
     
    Es war einer unserer letzten Tage dieser Reise. Anderntags ging es zurück nach Johannesburg, wo unser Flugzeug nach Hause auf Michael und mich wartete. Dieses tote Zebra markierte eines der vielen Highlights, die wir im Laufe der letzten Wochen auf dem afrikanischen Kontinent hatten erleben dürfen. So, wie wir an jedem Tag von einem Höhepunkt zum nächsten geeilt waren. Wir hatten unvorstellbar schöne Naturräume durchquert – ganz gleich, ob zu Fuß, mit dem Boot oder mit einem anderen unserer abenteuerlichen Vehikel. Wir waren in den Genuss exotischer Speisen gekommen und hatten uns an der Gesellschaft Fremder bereichert. Fremder, gleich welcher Hautfarbe, Kultur oder Nationalität, die im besten Fall unsere Freunde wurden. Im schlimmsten aller Fälle unser Dasein durch ihre bloße Existenz reicher machten. Und es war uns gegönnt, von dieser großartigen Reise gesund und mit den Köpfen voller neuer Ideen heimzukehren. In ein Heim voll Wärme und Geborgenheit, mit einer Frau, meiner Ehefrau und Mutter meines Sohnes Michael, die uns diese Eroberung neuer Horizonte erst ermöglicht hat und der unser ganzer Dank gebührt.
     

04. Die Busfahrt
     
    Tansania, im Jahr 2010
     
    Die Safari steckte uns gehörig in den Knochen. Sicher, die vergangenen sieben Tage durch die Tierfülle der größten ostafrikanischen Nationalparks waren unvergleichlich gewesen. Wir beobachteten Löwen auf der gemeinsamen Jagd und bei der Paarung im Ngorongoro-Krater, stießen auf riesige, bis zum Horizont reichende Herden von Gnus und Zebras in der Serengeti und ließen uns von spektakulären Sonnenuntergängen im Tarangire Nationalpark fesseln.
    Aber die Nächte unter freiem Himmel, nur von einem Zelt geschützt, das frühmorgendliche Aufstehen noch vor Sonnenaufgang und die stundenlangen Fahrten mit den anderen Safariteilnehmern im Geländewagen, um von einem Nationalpark zum nächsten zu gelangen, erschöpften Michael und mich doch sehr. Umso mehr freuten wir uns auf den nächsten Abschnitt unserer Reise durch Tansania. Vor uns lagen 10 Tage am Indischen Ozean, an denen wir es etwas gemäßigter angehen lassen wollten.
    Wir hatten vor, uns zunächst an einem Strand südlich von Dar es Salaam, der größten und gesellschaftlich wichtigsten Stadt des Landes, zu erholen. Die abwechslungsreiche Swahiliküche der Ostküste sollte uns die eintönigen Mahlzeiten unseres Kochs Joseph während der Safari vergessen lassen. Anschließend hatten wir vor, die Küste in südlicher Richtung zu erkunden, um die Reise mit einem Besuch auf der Gewürzinsel Sansibar abzuschließen.
    Momentan befanden wir uns jedoch noch in Arusha, einer gesichtslosen 400.000 Einwohner zählenden Stadt am Fuße des Kilimanjaros und gleichzeitig Endpunkt unserer Safari. Um von dort nach Dar es Salaam zu gelangen, entschlossen wir uns, die beinahe 500 Kilometer mit dem Bus zurückzulegen. Obwohl sich Michael der Einfachheit halber lieber für das Flugzeug entschieden hätte, gelang es mir, ihn, nicht zuletzt unter dem

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