Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Afrika im Doppelpack: Vater und Sohn mit dem Rucksack durch Schwarzafrika

Afrika im Doppelpack: Vater und Sohn mit dem Rucksack durch Schwarzafrika

Titel: Afrika im Doppelpack: Vater und Sohn mit dem Rucksack durch Schwarzafrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Haas
Vom Netzwerk:
zu sein, selten sah ich bei mir einen Gesichtsausdruck, der eine solche Hilflosigkeit ausstrahlte. Ein offen stehender Mund und hervorgetretene Augen verrieten meinen sich langsam Bahn brechenden Fluchtreflex.
    Noch ehe ich mich wieder fassen konnte, nahm ich nicht weniger erschrocken wahr, wie unser Busfahrer mit Vollgas und Höchstgeschwindigkeit über alle zur Geschwindigkeitsreduzierung angebrachten Bodenwellen, sogenannte Speedbreaker, fuhr. Aber gerade, als die zweite der neben uns sitzenden Frauen zur Unterstützung in die mittlerweile schon schrillen Schreie der ersten einfiel, geschah etwas, das ich vorher niemals für möglich gehalten hätte:
    Bei voller Fahrt drehte der Busfahrer  seinen gesamten Körper nach hinten und schrie so laut er konnte gegen das Gezeter zwischen seinem Fahrbegleiter und den beiden Frauen an. Als mehrere Fahrgäste mit Panik auf den Gesichtern in Richtung Busfahrer schrien, drehte der sich wieder nach vorne und leitete unvermittelt eine Vollbremsung ein, die nicht wenige der im hinteren Teil des Busses sitzenden Fahrgäste gegen die Rückenlehnen der jeweiligen Vordersitze schleuderte. Ein wenige Jahre altes Mädchen, das eine Reihe hinter uns schlafend auf dem Boden des Busses gelegen hatte, wurde durch den Bremsvorgang zwischen unsere Beine katapultiert und stimmte mit einem sirenenartigen Geheul in die Kackaphonie der Streitenden ein, bevor es von ihrer Mutter wieder zwischen den Sitzverankerungen hervorgezogen und beruhigt werden konnte.
    Obwohl der Busfahrer außer einem saloppen „Hello“ kein einziges Wort mit uns wechselte, grub er sich durch seine bevorstehende Hauptrolle bei dieser Fahrt für immer in unser Gedächtnis ein.
    Auf seine Körpergröße von etwa 1 Meter 70 nötigte ihn ein überdimensionaler und stark unter Spannung stehender Bauch, sich mit einem surreal durchgedrückten Rücken aufrecht zu halten, wollte er nicht aus der Balance geraten und nach vorne stürzen. Stummelfinger mit bis an die Wurzeln abgeknabberten Nägeln und ein fehlender Arsch in der Hose konnten nur wenig von einer mit tiefen Narben übersäten Glatze und einem irren Blick ablenken, der seinem Gegenüber aus Basedow-Augen entgegensprang. Das wichtigste Körpermerkmal jedoch stellte ein unvergleichlicher Stiernacken dar, der sich in acht von oben nach unten immer dicker werdenden, dunkelbraunen, massigen und pockennarbigen Fleischrollen ausbreitete. Kurz gesagt, er erweckte bei Michael und mir einen außerordentlich groben Eindruck.
    Noch während der Bus die letzten Meter bis zum vollständigen Stillstand ausrollte, sprang Stiernacken bereits von seinem Fahrersitz auf und katapultierte seinen massigen Körper bis unmittelbar vor die beiden Ruhestörerinnen. Als hätte man einen Schalter umgelegt, verspürten diese plötzlich keinerlei Impuls mehr, sich verbal mitzuteilen. Obwohl sie schlagartig verstummt waren, legte nun Stiernacken los.
    Seine Geduld war am Ende, und er ließ keinen Zweifel daran, wer der Chef im Bus war. Zwar konnten wir nicht verstehen, was er Schleim ausschleudernd und mit irrem Blick den beiden Musliminnen entgegen brüllte. Doch war es für uns, die wir alles aus nächster Nähe miterleben durften und uns nicht wie die anderen Fahrgäste in den hinteren Reihen des Busses verschanzen konnten, keine Überraschung, als die Sitzplätze der beiden Frauen neben uns plötzlich frei wurden. Scheinbar hatten sie es sich anders überlegt und wollten vor Ort auf den fehlenden Fahrgast warten.
     
    Nach der erzwungenen Trennung von diesen beiden sehr exaltierten Vertreterinnen ihres Geschlechts ging unsere Busfahrt viel ruhiger weiter. Wir fuhren in östlicher Richtung auf der Hauptverbindungsstraße zwischen Arusha und der Stadt Moshi, dem Dreh- und Angelpunkt des Kilimanjaro-Tourismus. Nach einem kurzen Zwischenstopp in Moshi sollte unsere Route in südöstlicher Richtung an den Usambara Bergen vorbeiführen, um schließlich am frühen Nachmittag in Dar es Salaam zu enden. Nach ausgiebigen Internetrecherchen hatten wir noch am Vorabend telefonisch ein Strandhotel reserviert. Es war geplant, dass uns ein Fahrer des Hotels am Busbahnhof erwarten und direkt zu unserem Bungalow am paradiesischen Kipepeo Beach bringen sollte, knappe 10 Kilometer südlich des Stadtzentrums. Wir sahen uns schon wie im Bilderbuch landestypische Leckerbissen verschlingend unter Palmen liegen und relaxen.
    Momentan fuhren wir aber noch auf einer engen, zweispurigen Asphaltstraße mit maximal 60

Weitere Kostenlose Bücher